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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten
Autoren: Kat Falls
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sprühten. Die Wände bebten.
    Hewitt klammerte sich an einem Rohr fest, zuerst murmelte er Zahlen vor sich hin, dann schrie er: »Durch das zusätzliche Gewicht des Wassers wird sich das Oberdeck in vier Minuten und dreizehn Sekunden von uns ablösen!«
    Dad kämpfte sich durch das Wasser, das ihm nun bis an die Hüfte ging. »Irgendetwas muss doch noch da sein. Mantaboards, Aquajets, irgendwas!«
    »Hier ist nichts mehr«, sagte ich. »Ich habe nachgesehen. Nicht mal eine Packung Liquigen.« Die Lichter knisterten, dann gingen sie aus. Schwerfällig und mit einem irren Flackern sprang die Notbeleuchtung an. Zum ersten Mal verspürte ich Panik.
    »Das Wasser ist eiskalt«, sagte Gemma und setzte sich neben Zoe auf einen der Schränke. Die anderen kletterten ebenfalls hinauf, außer Dad, der einen Schrank umstieß. Ich konnte mir denken, weshalb: Er wollte prüfen, ob die Luft drinbleiben und der Schrank auf dem Wasser treiben würde. Aber nein, er ging unter.
    »Wir werden schwimmen müssen«, sagte Jibby.
    Ich hörte, wie Gemma aufstöhnte, und nahm ihre kalte Hand in meine. »Wir lassen dich nicht allein.«
    »Bist du verrückt geworden?«, fragte Raj Jibby. »Wir sind in über dreißig Metern Tiefe. Ohne Flossen könnte nicht einmal ich bis an die Oberfläche schwimmen, ohne zwischendurch Luft zu holen.«
    Mum sah auf das Wasser, das immer höher stieg. »So schnell kann niemand schwimmen.«
    »Wir müssen etwas tun«, warnte Hewitt. »Das Oberdeck wird sich in einhundertdreiundsiebzig Sekunden ablösen. Und dann werden wir ertrinken.«
    Auch wenn die anderen nicht auf Hewitt achteten, ich hörte auf ih n – und ich zweifelte nicht im Geringsten an seiner Berechnung. Die Sirene heulte in einem fort. Das Wasser, das von allen Seiten eindrang, ließ die Station schwanken. Die Notbeleuchtung flackerte. Mum und Raj hatten Recht. Kein Mensch konnte so schnell schwimmen, dass er bis nach oben kam, ohne noch mal Luft zu holen.
    Ich sprang auf und rief: »Bin gleich wieder da!«
    Obwohl meine Eltern energisch protestierten, tauchte ich in das schäumende Wasser. Die Kälte weckte alle meine Sinne und ich schwamm durch den Moonpool hinaus in den Ozean. Dabei schickte ich ein Klicken in die nähere und in die weitere Umgebung. Ein aufgeregtes Klicken. Ich ahmte den Alarmruf der Delfine nach. Und ich erhielt eine Antwor t – wie ich es vorhergesehen hatte.
    Ich schwamm zurück und tauchte laut platschend auf. »Ich habe uns eine Mitfahrgelegenheit besorgt.«
    »Wie meinst d u …?« Dad verstummte, als neben mir ein Delfin erschien. Und es kamen noch mehr Delfine, sie schossen kreuz und quer durch den gefluteten Raum und klickten wie wild.
    Mum sah mich entgeistert an.
    »Vertrau mir«, sagte ich.
    Sie nickte. Dann fing sie plötzlich an zu lachen. »Sag uns, was wir machen sollen!« Sie klang so aufgeregt wie Zoe, als sie zum ersten Mal auf einem Wal geschwommen war.
    »Halt dich einfach fest. Wer will als Erster?«
    Zoes Hand schoss in die Höhe. »Ich!«
    Dad zog ihre Hand nach unten. »Du bleibst bei mir. Der Große da drüben sieht aus, als könnte er uns beide tragen.«
    Jibby wollte freiwillig als Erster nach oben schwimmen. Er sprang in den Pool und ich führte ihn zu einem Delfin.
    »Wir sehen uns oben, du Leuchtstab«, sagte er lächelnd.
    »Es wird alles gut gehen«, versicherte ich ihm. »Lass diesen Burschen hier nur machen.« Ich gab dem Delfin einen sanften Klaps.
    Jibby klammerte sich an der Rückenflosse fest, holte tief Luft und tauchte ab. Einer nach dem anderen tat es ihm nach, während Hewitt die Sekunden zählte, bis sich das Oberdeck von der Station trennen würde.
    »Du hast noch neunzehn Sekunden, um hier rauszukommen!«, rief er mir zu, ehe sein Delfin unter der Wasseroberfläche verschwand.
    Jetzt waren nur noch Gemma, ich und ein halbes Dutzend Delfine übrig. Sie zitterte am ganzen Körper, als sie in das Wasser sprang.
    »Es war noch nie so verlockend, nach oben zu kommen wie heute, nicht wahr?«, sagte sie zähneklappernd.
    »Egal was passiert, lass nicht los.«
    Sie schlang den Arm um die Rückenflosse des nächsten Delfins. »Versprich mir, dass du mir das Schwimmen beibringst, wenn ich das hier überlebe.«
    »Darauf kannst du Gift nehmen.« Ich wollte ihr einen Kuss geben und ihr Glück wünschen, aber meine Lippen waren wie taub.
    »Das Oberdeck wird in fünf Sekunden abgetrennt«, verkündete die Frauenstimme.
    »Danke für die Warnung«, sagte ich. Gemma musste lächeln.
    »Vier, dre
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