Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
uns Tee.“

    Im Haus, im Esszimmer,
    den Tisch mit dem Spitzentischtuch zwischen sich, fühlte sie sich wieder
    sicherer, und sie berichtete ihm, was seit jenem Tag geschehen war, als er
    abgefahren war. Er hörte schweigend zu. Ab und zu nickte er oder sah kurz zum
    Fenster hinaus. Sie spürte, dass sie allmählich wieder Zutrauen zu ihm fasste.
    „Sie wollen an den Bergen Sprengungen vornehmen“, schloss sie. Jetzt fiel ihr
    auf, dass sie die Pendeluhr noch immer nicht wieder in Gang gesetzt hatte. Es
    war still bis auf das Bellen der Hunde, das gedämpft hereindrang.
    Sie betrachtete seine
    sonnenverbrannte Stirn, eine
    Strähne seines dunklen Haars hing ihm über die Augenbraue. Seine braungrünen
    Augen tauchten so tief in ihre, dass sie rasch etwas sagen musste, um nicht die
    Fassung zu verlieren.
    „Haben Sie nicht erwähnt
    ...“ Sie straffte ihren Rücken und räusperte sich „... dass die Leute in den
    Städten sich für den Busch, die Natur und die Eingeborenen interessieren?“
    Wovor hat sie Angst,
    dachte er, wovor? Und dann fiel ihm ein, dass sie von ihrem Mann tief verletzt
    worden war. Warum bin ich so ungeduldig? Haben wir nicht Zeit? Viel, viel Zeit?
    Nein, wir haben keine Zeit.... „Ja“, sagte er schließlich und lehnte sich auf
    dem Stuhl zurück. „Ja, es gibt eine ganze Reihe von Kommissionen, die Geld
    sammeln, oder Anthropologen ...“
    Ihr Gesicht und ihre
    Haltung entspannten sich. „Dann müssen wir erreichen, dass man auf uns hier
    aufmerksam wird!“ „Ich könnte Fotos zeigen ...“ „Ja!“ Ihr Gesicht glühte
    plötzlich vor Eifer. Aus ihren Augen war die Traurigkeit gewichen, stellte er
    befriedigt fest. „Aber dann werden vielleicht Leute aus den Städten herkommen
    und die Gegend ansehen wollen, und das wird den Eingeborenen auch nicht recht
    sein“, gab er zu bedenken. „Solange es so beschwerlich ist ...“ „Es wird nicht
    mehr lange so bleiben“, sagte er, „es gibt immer mehr Autos, und die brauchen
    Straßen.“
    Sie sah kurz auf ihre
    von der rötlichen Erde staubigen Hände, die auf der Tischdecke lagen, und er
    fragte sich, woran sie wohl gerade dachte. Sie war einen Augenblick lang weit
    weg, so kam es ihm vor, weit, weit weg ... Da blickte sie auf. Jetzt, dachte
    er, jetzt sollte er ihre Hand nehmen, doch da sagte sie schon: „Nichts kann so
    bleiben, wie es ist. Aber wir sollten mit den Eingeborenen sprechen.
    Schließlich ist es ihr Land, und es
    ist ihre Zukunft. Heute Abend sollten
    wir ...“ „Emma ...“ Endlich legte er die
    Hand auf ihre, doch rasch zog sie sie weg und stand auf. „Ich muss in den
    Garten. Manchmal vergessen die Frauen, die Pflanzen zu gießen, und dann
    ...“
    „Emma, den Pflanzen wird nichts passieren“, sagte er
    eindringlich. „Ich muss jetzt nach draußen“, sagte sie mit einer plötzlichen
    Unruhe, „wir sehen uns am Abend.“ „Warten Sie, ich hatte ganz vergessen ...“
    Aus seiner Jacke, die über dem Stuhl lag, zog er ein Briefkuvert. „Das hat mir
    Mrs. Shaw mitgegeben, als ich in Stuart losfuhr.“ Er wusste nicht, was darin
    stand, Mrs. Shaw hatte jedoch bemerkt, dass es sehr wichtig sei, und ihn in
    ihrer nüchternen Art gebeten, auf keinen Fall zu vergessen, Emma den Brief zu
    überbringen.
    Sie nahm das Kuvert,
    warf einen flüchtigen Blick darauf und steckte es in die Tasche ihres Kleids.
    Dann eilte sie aus der Tür. Er hörte nur noch den dumpfen Schlag der
    zuklappenden Tür.

14
    Am Abend, als sie am
    Feuer saßen, erklärte Emma, unterstützt von Robert, der die Sprache besser beherrschte,
    den Eingeborenen ihr Vorhaben. „Wir zeigen den Menschen in der Stadt Bilder,
    wir schreiben Ihnen einen Brief und bitten sie, sich mit uns dafür einzusetzen,
    dass das Land nicht an Minengesellschaften abgetreten wird.“
    Nach längerem Hin und
    Her, bei dem es vor allem darum ging, was und wen Robert fotografieren sollte,
    waren alle einverstanden. Auch der Älteste hatte nichts einzuwenden. Wirinun,
    nach dem Emma Ausschau gehalten hatte, war nicht da. Auch Petrus fehlte.
    Walkabout, hatte Isi schulterzuckend auf Emmas Frage geantwortet, auch Mani und
    sogar der Älteste äußerten sich nicht deutlicher. Hatte Emma sich die Schatten,
    die sich dabei über ihre Gesichter legten, nur eingebildet?
    Später zog Emma sich in
    Pauls ehemaliges Arbeitszimmer zurück und begann im Schein der Lampe einen
    Brief an die Missionsgesellschaft zu schreiben.
    Hochverehrte Herren und Damen,
    ich möchte Sie alle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher