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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)
Autoren: Manuela Martini
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Palmen, der weißen
    Kirche und den Geisterbäumen, deren Blätter leise im Wind flüsterten.
    „Außerdem“, fügte nun Mr. Bundle hinzu, „falls Sie als Krankenschwester in
    Stuart bleiben, kommen Sie sicher öfter hierher.“ Emma sah ihn erstaunt an.
    „Oh, die Shaws haben uns von dem Vorschlag erzählt, den sie Ihnen gemacht
    haben.“ Die Bundles lächelten sie
    an. „Hier bleibt nichts geheim.“
    An ihrem letzten Morgen
    in Neumünster ging Emma auf den Friedhof zu Pauls Grab, um Abschied zu nehmen.
    Die Sonne warf lange Schatten und tauchte die Erde in ein sanftes rosafarbenes
    Licht. Vor dem weißen Kreuz blieb sie stehen.
    „Paul, ich gehe fort. Es
    war uns nicht beschieden, miteinander glücklich zu werden. Vielleicht hatten
    wir einfach eine andere Aufgabe zu erfüllen, nicht wahr? Leb wohl, Paul. Leb
    wohl. Mögest du endlich deinen Frieden gefunden haben.“
    Da kam ein warmer
    Windstoß auf, und Emma wusste, dass er sie gehört hatte. Sie ging, ohne noch
    einmal zurückzusehen, zum Haupthaus zurück, wo Eric schon den Wagen mit ihren
    Habseligkeiten belud. Sorgfältig verschnürte er die beiden Koffer, damit sie
    auf der holprigen Strecke nicht hinunterfielen. Die Bundles standen dabei und
    sahen zu. Sie kamen in einem geschlossenen Zug, wie damals beim ersten Besuch
    in der Kirche, die übrigen Bewohner von Neumünster. Der Älteste nickte ihr in
    feierlichem Ernst zu, und sie erinnerte sich an ihre Ankunft, als sie sich so
    fremd vorgekommen war. Obwohl sie noch immer so wenig über das Leben dieser
    Menschen wusste, fühlte sie sich jetzt eng mit ihnen verbunden. Alle standen
    sie da, Amboora, Mani, die Jidi an die Brust gedrückt hatte, Isi, Mamuru mit
    Wadi, Petrus-Jalyuri und Jungala, und sogar Wirinun konnte sie in der Menge
    ausmachen.
    „Wir sehen uns wieder“,
    sagte Isi, und Emma wusste, dass sie Recht behalten würde. Da trat
    Amboora vor. Emma sah
    sie überrascht an. „Missus Emma kann doch sicher Hilfe in Krankenhaus
    gebrauchen“, sagte die junge Frau und sah sie mit ihren dunklen Augen an. Emma
    warf einen Blick zu den Bundles. Die nickten. „Wir kommen schon zurecht.“ „Hast
    du deine Sachen?“, fragte Emma. Amboora zog einen zusammengeschnürten Karton
    hinter dem Rücken hervor und lächelte. „Eric“, fragte Emma, „haben wir noch ein
    Plätzchen im Auto frei?“ Eric nickte lachend, machte eine einladende Geste zum
    Wagen, und Amboora stieg unter großem Hallo der anderen ein.
    Emma sah noch einmal in
    die Gesichter der Menschen, von denen sie so viel erfahren hatte. Jetzt war sie
    ganz sicher, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war. Sie hob die Hand zum
    Gruß und beeilte sich, neben Eric Platz zu nehmen. „Fahren Sie los, sonst fange
    ich fürchterlich an zu heulen!“ Eric zwinkerte ihr verständnisvoll zu und trat
    aufs Gas.
    Als sie abfuhren, drehte
    Emma sich doch noch einmal um. Alle Bewohner Neumünsters standen da und sahen
    ihr nach. „He, Sie kommen ja wieder her!“, sagte Eric aufmunternd. „Ich kann
    Sie ab und zu mitnehmen. Die Wasserleitung soll doch geplant werden! Außerdem
    werden Sie bestimmt ein paar Krankenbesuche hier machen!“
    Sie wischte eine Träne
    weg. Als sie sich zu Amboora umsah, lächelte diese sie glücklich an, und Emma
    erinnerte sich, wie verschüchtert und ängstlich Amboora, damals noch als
    Martha, im weißen Hausmädchenkleid zum ersten Mal vor ihr gestanden hatte.
    „He!“, rief Eric nach
    einer Weile und deutete durch die staubige Windschutzscheibe. „Sehen Sie da
    vorn die dunkle Wolke?“ „Ein Sandsturm?“ So schnell wollte sie nicht wieder
    einen erleben. „Nein!“ Er strahlte über das ganze Gesicht. „Es regnet in Stuart! Stellen Sie sich das
    vor! Das gibt es doch nicht! Mitten im Sommer! Und der Wind treibt die Wolken
    in unsere Richtung!“
    „Wirklich?“ „Ja!“ Eric nickte heftig. „Schauen Sie genau hin!
    Hier wird’s bald regnen! Wir sollten uns wirklich beeilen! Außerdem erwartet
    Dr. Flynn Sie schon ganz ungeduldig!“ Er lachte ausgelassen und trat das
    Gaspedal durch. Da legte sich Ambooras Hand auf Emmas Schulter und drückte sie
    fest, und als Emma sich umdrehte, sah sie in Ambooras schwarz glänzende Augen,
    die ihr den letzten Zweifel nahmen. Das ist mein Weg, dachte sie, sog tief die
    reine Luft ein und sah hinüber zu den Bergen. Es war die Zeit, in der sie
    purpurn zu leuchten begannen.

    Einen ganzen Tag und
    eine ganze Nacht prasselte der Regen auf das Land um Stuart und
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