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Das letzte Zeichen (German Edition)

Das letzte Zeichen (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen (German Edition)
Autoren: Gemma Malley
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konnte nicht sehen, was unten vor sich ging. Er rannte aus dem Raum und über den Korridor auf die Tür zu, durch die er in das Gebäude gekommen war. Eine Stimme war die des Bruders gewesen, die andere hatte er nicht erkannt, aber er hatte einen Verdacht. Er musste sie zum Schweigen bringen, bevor die Leute etwas hörten, bevor alles, was sie so minutiös geplant hatten, zunichtegemacht war. Ohne sich darum zu kümmern, wer ihn sehen konnte, riss Lucas die Tür auf und rannte um das Gebäude herum zu der Stelle, wo er die Stimmen gehört hatte.
    »Lucas.« Es war der Bruder, der das sagte. Er stand mit dem Rücken zum Gebäude, vor ihm stand Linus. Ein paar Sekunden lang musterte Lucas den Mann, den er schon so lange entfernt kannte. Im Krankenhaus war er zu benommen gewesen, um viel mitzubekommen. Linus war groß und gut gebaut, athletischer, als Lucas ihn sich vorgestellt hatte, mit kurzen grauen Haaren. Er drehte den Kopf, um Lucas zu begrüßen. Sein Gesicht erinnerte ihn an einen überreifen Pfirsich, voller Falten und Linien wie eine ausgedörrte Landschaft. Voller Wärme, aber zäh und stark – das Gesicht von einem, der überlebte, wo andere aufgaben. »Lucas«, sagte er mit einem Lächeln, das sich über sein ganzes Gesicht ausbreitete. »Es ist gut, dich zu sehen. Sind die anderen schon weg?«
    Sam starrte auf die Wand vor ihm. Verlor er gerade den Verstand? Hatte er tatsächlich gesehen, wen er glaubte, gesehen zu haben? Mit schnellen Schritten ging er auf den Eingang des Versammlungshauses zu. Noch immer keine Spur vom Bruder, trotz dessen klarer Anweisung, ihn hier zu treffen – schon vor einer halben Stunde. Und jetzt Lucas. Es war Lucas gewesen. Er wusste es. Diese aufrechte Körperhaltung hätte er überall erkannt. Aber wenn Lucas hier war und der Bruder nicht …
    Er machte kehrt und marschierte zur Rückseite des Gebäudes, wo zwei Polizeigardisten Wache hielten und den Bürgern versicherten, dass sie drinnen sicher seien, dass die Bösen sie an so einem heiligen Ort nicht belästigen würden. »Ich glaube, ihr könntet etwas Verstärkung gebrauchen«, sagte Sam.
    »Verstärkung?«, fragte ein Gardist verwundert. »Es gibt keine Verstärkung. Alle jagen hinter den Bösen her. Warum? Was ist los?«
    »Der Bruder ist verschwunden und eben habe ich einen K im Gebäude gesehen«, sagte Sam und zog die Augen zu Schlitzen zusammen. »Rufen Sie also bitte Verstärkung, sonst muss ich mit Ihrem Vorgesetzten sprechen.« Er drehte sich ein Stück zur Seite, damit der Gardist seine Plakette sehen konnte mit der Goldlitze darauf, die Sam als einen Auserwählten des Bruders kenntlich machte.
    Der Gardist wurde bleich und nickte. »Ja, Sir. Ich werde mich sofort darum kümmern. Verlassen Sie sich darauf, Sir.«
    »Gut«, sagte Sam und rauschte davon.

24
    » Linus, das ist nicht das, was wir ausgemacht haben.«
    Lucas drehte sich um und sah, dass Martha auf sie zukam, die Arme vor der Brust verschränkt. Hinter ihr waren Raffy und Evie. Lucas löste den Blick von Evie und wandte sich wieder zu Linus hin.
    »Aha«, sagte Linus. »Sie sind also noch da.«
    »Sie wollten nicht ohne dich gehen«, sagte Lucas. »Sag mir, was der Bruder hier draußen macht. Es war vereinbart, dass wir ihn im Versammlungshaus lassen. Der Plan …«
    »Pläne ändern sich«, erklärte Linus und grinste. »Der Bruder und ich haben uns gerade eine bisschen unterhalten – mussten einiges nachholen.« Er lächelte wieder – tausend Spielarten von Lächeln, die in einem einzigen Gesicht eingefangen waren, dachte Lucas.
    »Wir sind hier nicht sicher«, erklärte Lucas. »Wir müssen weg.«
    »Lucas, mein Freund«, sagte Linus mit blitzenden Augen. »Du hast recht wie immer. Aber es zahlt sich aus, wenn man flexibel ist, meinst du nicht auch? Und der Bruder und ich sind sowieso gleich fertig.«
    Der Bruder sah ihn an, als wäre er ein Ungeziefer. »Wir waren schon vor langer Zeit fertig, Linus.«
    »Tatsächlich?«, sagte Linus verblüfft. »Oh je. Dann habe ich mich ja vielleicht geirrt. Vielleicht war dieser Ausflug umsonst.« Er ging los, von allen beobachtet, dann blieb er stehen, drehte sich um und lächelte wieder.
    »Ach, du willst mich nur reizen, stimmt’s? Wir wissen doch beide, dass wir etwas besprechen müssen. Und da wir gerade nichts Besseres zu tun haben, warum nicht miteinander reden?« Er trat ganz dicht an den Bruder heran und sagte leise und drohend: »Also, reden wir.«
    Lucas fing einen Blick von Martha auf, in dem
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