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Das letzte Zeichen (German Edition)

Das letzte Zeichen (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen (German Edition)
Autoren: Gemma Malley
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hasse mich dafür.«
    »So?«, sagte Raffy. Seiner Stimme nach war ihm die Sache völlig gleichgültig, aber seine Augen sagten Evie etwas anderes und gaben ihr Hoffnung. Sie waren voller Schmerz und Trotz – dieselben Augen, die ihr damals fast das Herz zerrissen, als er seinen Vater verloren hatte und selbst gejagt und geächtet wurde. Augen, die sie zum Weinen brachten, weil sie dieses Mal schuld war an seinem Leid.
    »Ja«, antwortete sie bestimmt und ging langsam auf ihn zu. »Raffy, ich war so unglücklich. Ich musste es dir erzählen, damit du die Wahrheit weißt. Ich wollte nicht, dass eine Lüge zwischen uns steht. Ich will, dass du mich liebst, Raffy. Alles an mir. Auch wenn ich manchmal etwas Dummes tue.« Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie wischte sie weg, denn sie wollte kein Mitleid, wollte nicht getröstet werden.
    Raffy schwieg einen Augenblick. »Meinst du das wirklich ernst? Ich habe gesehen, wie er dich angeschaut hat. Gerade eben, als wir bei ihm waren. Hast du ihn auch angeschaut?«
    Evies Herz setzte einen Moment aus. »Bestimmt nicht. Raffy, es hat immer nur uns beide gegeben. Nur dich und mich.«
    »Aber warum musstest du ihn dann küssen?«, fragte er, und dann wurde seine Stimme brüchig. »Warum ausgerechnet der Mensch …? Warum Lucas?«
    »Weil er dir das Leben retten wollte«, flüsterte Evie. »Weil mir klar geworden ist, dass er die ganze Zeit auf deiner Seite war. Ich will dich, Raffy, nicht ihn. Ich empfinde nichts für ihn. Gar nichts. Du musst mir glauben. Du musst …«
    Sie sah zu ihm auf, und alles verschwamm ihr vor den Augen, weil sie sich mit Tränen füllten, und plötzlich war Raffy bei ihr, hielt sie fest und küsste sie – ihren Mund, ihre Nase, ihren tränennassen Hals … Und sie klammerte sich an ihn und küsste seinen Hals, seinen Mund, und einen Augenblick lang hätten sie irgendwo sein können, weit, weit weg von der Stadt, vom System und von allem, was sie so lange zurückgehalten hatte.
    »Ich liebe dich«, murmelte er ihr ins Ohr. »Ich habe dich immer geliebt.«
    »Ich habe dich auch immer geliebt«, flüsterte Evie. »Immer.«
    Und dann hielten sie sich aneinander fest, als müssten ihre Körper verschmelzen, als hätten sie Angst, loszulassen, und es kam ihnen vor wie Stunden, obwohl es nur Sekunden gewesen sein konnten.
    Die Tür ging auf, und langsam und widerstrebend lösten sie sich voneinander, doch sie ließen sich nicht ganz los. Evie fragte sich, ob sie ihn jemals wieder ganz loslassen konnte.
    Doch als sie sich umwandten und Martha und Linus begrüßen wollten, erstarrten sie, ihre Augen weiteten sich, und bei jedem von beiden begann das Herz schneller zu schlagen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
    »Lucas!«, rief Raffy aus, als er ihn sah. Evie nahm ganz verschwommen wahr, dass er sich von ihrer Seite löste, ohne Vorwarnung losstürzte und Lucas zu Boden riss und auf ihn einschlug.
    »Du Mistkerl! Du kannst es nicht zulassen, dass ich irgendetwas für mich habe?«, tobte er. »Du hast mir meinen Vater genommen und dann alle meine Freunde. Und du musstest mir auch noch Evie nehmen. Du musstest es versuchen.«
    »Raffy, hör auf«, sagte Lucas zwischen zusammengebissenen Zähnen, während er einen Schlag nach dem anderen einsteckte. Und dann sah Evie zu ihrer Überraschung, wie Lucas die Hände seines Bruders packte und sie ihm auf den Rücken drehte. Er tat das in einer fast mühelosen, geschmeidigen Bewegung und mit einer Kraft, wie Evie es zuvor nur ein einziges Mal bei ihm gesehen hatte – gegen die Peiniger von Mr Bridges. Raffy wurde zu Boden gedrückt, und er trat um sich, hilflos und enttäuscht, wie ein Käfer auf dem Rücken. Lucas presste seine Knie auf Raffys Beine, sodass Raffy stillhalten musste.
    »Bist du jetzt fertig?«, fragte er leise.
    Raffy schüttelte den Kopf, schäumend vor Wut. »Niemals.«
    Lucas blickte auf Raffy hinunter und seine Augen umwölkten sich. Er schien plötzlich müde zu sein. Raffy bemerkte es und wollte sich aus dem Griff herauswinden, doch Lucas war zu schnell für ihn und drehte ihn auf den Bauch, sodass er ihm das Kinn gegen den Boden presste.
    »Du musst mir zuhören«, sagte Lucas leise. »Es war nicht meine Schuld, dass Vater abgeholt wurde. Er wusste, dass man ihn zum K erklären wollte. Der Bruder wollte ihn aus dem Weg räumen. Deshalb hat er mich eingeweiht. Er hat gesagt, ich soll ihn verraten, damit ich frei bin von jedem Verdacht. Er hat mir gesagt, wie ich mich in der
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