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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier
Autoren: Patricia Cornwell
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ich wirklich.« Er macht mit der Pistole eine Bewegung in Richtung des Motels. »Na los. Wir müssen uns ein bisschen unterhalten.« Lauf. Aber wohin sollte ich laufen? Er könnte Lucy erschießen, wenn ich laufe. Er könnte mich in den Rücken schießen. Er hebt die Waffe und zielt damit auf Lucys Brust, als er ihren Buttpack abnimmt. Er weiß am besten, was sich darin befindet. Er nimmt mir auch meinen Rucksack ab und tastet mich ab, auf intime Weise, um mich zu demütigen, mich auf meinen Platz zu verweisen, die Wut zu genießen, die sich in Lucys Gesich t abzeichnet, weil sie zusehen muss. »Hör auf«, sage ich ruhig. »Jay, du kannst jetzt aufhören.«
    Er lächelt, und dunkle Wut leuchtet in dem Gesicht auf, das griechisch sein könnte. Das italienisch sein könnte. Französisch. Bev Kiffin steht jetzt neben ihm und kneift die Augen zusammen, als sie mich ansieht. Sie trägt dieselbe rot karierte Holzfällerjacke, die sie auch damals anhatte, ihr Haar ist zerzaust, als wäre sie gerade aus dem Bett aufgestanden. »Ts, ts«, sagt sie. »Manche Leute verstehen einfach nicht, dass sie nicht willkommen sind, nicht wahr?« Ihr Blick wandert zu Jay und bleibt an ihm hängen. Ich weiß, ohne dass man es mir sagen muss, dass die beiden miteinander geschlafen haben, und alles, was Jay mir je erzählt hat, wird zu einem Märchen. Jetzt verstehe ich, warum Jilison Mclntyre verwundert war, als ich ihr erklärte, dass Bev Kiffins Mann Lastwagenfahrer bei Overland sei. Mclntyre arbeitete undercover. Sie führte die Bücher der Firma. Sie hätte gewusst, wenn es einen Angestellten namens Kiffin gegeben hätte. Die einzige Verbindung zu dieser kriminell unterwanderten Spedition ist Bev Kiffin selbst, und der Waffen- und Drogenschmuggel hat mit dem ChandonneKartell zu tun. Antworten. Ich habe sie, aber jetzt ist es zu spät.
    Lucy geht neben mir mit versteinertem Gesicht. Sie zeigt keinerlei Regung, als wir mit vorgehaltener Waffe an rostigen Wohnwagen vorbeigeführt werden, die nicht grundlos leer stehen. »Drogenlabors«, sage ich zu Jay. »Stellt ihr hier Designerdrogen her? Oder lagert ihr nur Waffen und anderes, was auf der Straße landet und womit Leute umgebracht werden?«
    »Kay, halt den Mund«, sagt er leise. »Bev, du kümmerst dich um sie.« Er deutet auf Lucy. »Gib ihr ein schönes Zimmer und sorg dafür, dass sie es gemütlich hat.«
    Kiffin lächelt kurz. Sie stößt mit dem Gewehr gegen Lucys Beine. Wir sind jetzt vor dem Motel, ich schaue zu den abgestellten Autos und entdecke keine Spur eines menschliche n Wesens. Benton fällt mir ein. Mein Herz rast, als die Erkenntnis mein Gehirn überschwemmt. Bonnie und Clyde. Wir nannten Carrie Grethen und Newton Joyce Bonnie und Clyde. Das mörderische Paar. Die ganze Zeit waren wir davon überzeugt, dass sie Benton umgebracht hatten. Aber wir wussten nie, mit wem er sich an jenem Nachmittag in Philadelphia getroffen hatte. Warum war er allein losgegangen und hatte niemandem etwas gesagt? Er war viel zu klug dazu. Er hätte nie zugestimmt, sich mit Carrie Grethen oder Newton Joyce oder einem Fremden, der ihm Informationen geben wollte, zu treffen, weil er einem Fremden nie vertraut hätte, wenn es darum ging, eine gerissene, bösartige Serienmörderin wie Carrie Grethen dingfest zu machen. Ich bleibe auf dem Parkplatz stehen, als Kiffin eine Tür öffnet und wartet, bis Luc y vor ihr den Raum betreten hat. Zimmer 14. Lucy blickt nicht zurück zu mir, und die Tür fällt hinter ihr und Kiffin ins Schloss.
    »Du hast Benton umgebracht, Jay.« Es ist eine Feststellung. Er berührt mit der Hand meinen Rücken, zielt mit der Pistole auf mich, als er hinter mir stehen bleibt und mich die Tür aufmachen lässt. Wir gehen in Zimmer 15, das Kiffin mir zeigte, als ich sehen wollte, was für Matratzen und Bettwäsche sie in dieser Bruchbude benutzt. »Du und Bray«, sage ich zu Jay. »Deswegen hat sie die Briefe in New York abschicken lassen. Weil sie wollte, dass es aussah, als kämen sie von Carrie. Damit Benton annahm, sie wären dort oben geschrieben worden, in Kirby, wo Carrie einsaß.« Jay schließt die Tür und winkt nahezu erschöpft mit der Pistole, als würde ich ihn ermüden und als fände er keinerlei Gefallen an der Situation. »Setz dich.«
    Mein Blick schweift zur Decke auf der Suche nach großen Ösenschrauben. Ich frage mich, wo die Heißluftpistole ist und ob sie Teil meines Schicksals sein wird. Ich bleibe stehen, wo ich bin, neben der Kommode, auf der eine
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