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Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Barbara Goldstein
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Gehorsam. Deine Bravi wissen, dass ihr Schicksal von deinem abhängt, und deshalb schützen sie dich mit ihrem Leben. Aber sie wissen auch, dass du keinen Verrat duldest. Wer dich enttäuscht, weil er erneut straffällig wird, kann seine Sachen packen. Wer dich verrät, wird gerichtet. Vom Henker oder von dir.«
    »Das ist wahr.«
    »Aber nicht vom Kaiser. Oder vom Regenten von Rom als Stellvertreter des Papstes. Oder vom Großmeister der Johanniter.«
    »Auch das ist wahr.«
    »Die Regeln sind ja auch denkbar einfach.«
    Ich nicke versonnen. »Woher stammt eigentlich der Pontifikalornat? Im Gegensatz zu deiner Papstattrappe aus Pappmaché ist er echt.«
    »Der Kommandant von Atri hat mit seinen Rittern den Papsttross überfallen, der auf dem Weg von Orvieto nach Aquila war.«
    Ich schnaufe. »Du bist gerissen.«
    »Ich kann mich erinnern, dass du Überraschungen liebst. In Granada ist es mir immer wieder gelungen, dich zu faszinieren.«
    »Wie geht es unserem geliebten Papst?«
    »Vermutlich sitzt er in Aquila am prasselnden Kaminfeuer und fragt sich, warum er nicht in Rom geblieben ist, um im Vatikan Weihnachten zu feiern. Seit du nicht mehr für Recht und Ordnung sorgst, ist er nicht einmal mehr in deinem Hoheitsgebiet sicher vor Verschwörern, die ihn stürzen wollen.«
    »Du gottverfluchter …«
    »Willst du Prospero etwa nicht zu seinem Nachfolger machen? Hast du nicht schon beim letzten Konklave Bündnisse mit einigen Kardinälen geschlossen, um deinem Cousin Stimmen zu kaufen? Um sicherzustellen, dass die katholisch-orthodoxe Kirche, die von Portugal bis Indien und von Island bis Äthiopien reicht, nun wieder vom Palazzo Colonna aus regiert wird? Und du nennst mich gerissen?«
    »Und wie geht es Prospero?«
    »Er ist auf dem Weg nach Aquila. Er ist unversehrt.«
    »Im Gegensatz zu Vittorio.«
    »Sein Tod war nicht beabsichtigt, das musst du mir glauben. Prospero und Vittorio sollten in die Flucht geschlagen werden. Vittorio war dir treu ergeben. Er wollte dein Leben mit seinem schützen und hat sich auf einen Kampf mit Fra Lionel eingelassen. Den hat er verloren. Fra Adrian hatte jedoch zu viel Respekt vor Prospero, als dass er es gewagt hätte, ihn ernsthaft zu verletzen. Es tut mir leid um deinen Kastellan.«
    Ich schüttele den Kopf.
    In diesem Augenblick pocht jemand an das Kirchenportal.
    »Sie denken, wir verhandeln über das Mandylion«, murmelt Jibril und blickt kurz hinüber zum verriegelten Portal. »Hast du es eigentlich gefunden?«
    Wortlos reiche ich ihm mein Notizbuch.
    Jibril blättert durch die letzten Seiten und stößt auf meinen Abschiedsbrief und mein Testament. Er nimmt die gefalteten Pergamente heraus und steckt sie hinten ins Büchlein. Dann überfliegt er, was ich seit meinem Erwachen vorhin über die Ikone geschrieben habe. »Die Ikone als Schatzkarte. Darauf wäre ich nie gekommen. Und Galcerán wohl auch nicht. Er hat versucht, dir den Schlüssel abzunehmen.«
    »Die Hinweise waren für Prospero gedacht.«
    Er nickt versonnen und gibt mir das Notizbuch zurück. »Und wie geht es jetzt weiter?«
    »Sag du es mir. Es ist dein Plan.«
    Er deutet über die Schulter zum Kirchentor. »Das Portal ist verriegelt. Die Tür zum Glockenturm steht offen. Der Geheimgang wird nicht bewacht. Im Stall wartet Al-Mansur auf dich. Ich beschäftige sie, während du das Mandylion holst und verschwindest.«
    »Al-Mansur?«, frage ich ungläubig.
    »Ein kleines Versöhnungsgeschenk.« Er lächelt. »Ich habe ihn gefunden. Er war vor dem Bukoleon-Palast angebunden. Mehmed hatte ihn als Beute für sich beansprucht, ohne zu wissen, worauf er sich einlässt. Ich glaube, Al-Mansur freut sich, dich wiederzusehen. Mit mir hatte er nicht so viel Spaß wie mit dir.«
    »Jibril …«
    »Schon gut. Ich weiß, wie sehr du dieses widerspenstige Mistvieh ins Herz geschlossen hast. Und ich ahne, wie sehr dich sein Verlust geschmerzt hat. Ihn dir zurückzubringen war mir all die Stürze und Huftritte wert. Der eigensinnige Gaul hat einfach keine Manieren.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Zum Dank umarme ich Jibril. Dann trete ich einen Schritt zurück. »Und jetzt?«
    »Schlag mich nieder.«
    »Jibril …«
    »Nun mach schon. Ich hab es verdient, oder nicht?« Er grinst schief und deutet auf die klaffende Wunde an seiner rechten Schläfe. »Wenn es dir nichts ausmacht, könntest du vielleicht die andere Seite nehmen?«
    Ich seufze. »Also gut. Dreh dich um!« Ich lege eine Hand in seinen Nacken. Die Finger
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