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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt
Autoren: Mirko Trompetter
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nicht anders von ihm erwartet.

 
Der Brezelverstecker und seine Mama
    Vor mir steht eine junge Kundin, die drei Kinder im Alter von etwa ein bis fünf Jahren dabeihat. Der kleinste von den drei Rabauken, den sie auf dem Arm trägt, schreit so laut, dass ich kaum verstehe, was sie von mir will. Putz soll es sein. Acht Säcke. Aber welcher? Für innen, für außen, Feinputz oder Rauputz?
    Weil die Kundin es natürlich nicht weiß, ruft sie erst einmal zu Hause an. Während sie telefoniert und mehrfach nachfragen muss, weil der Jüngste immer noch heult wie eine kleine Prinzessin, der man das Pony erschossen hat, drückt der Mittlere des Trios seine angelutschte Laugenbrezel ins Regal mit den Silikonkartuschen. Ich lasse mir nichts anmerken und nehme sie wortlos wieder heraus, um sie zu entsorgen. Schwerer Fehler, denn jetzt flennt auch der Brezelverstecker, was das Zeug hält, und fordert von mir sein »Ham ham« zurück.
    Also gebe ich es ihm wieder und denke dabei: »Hauptsache, du hältst die Klappe.« Nächster Fehler, denn jetzt schreitet die Mama ein, nimmt ihm den Brezelrest weg und sagt: »Das kann man nicht mehr essen.«
    Allergrößter Fehler überhaupt, denn nun geht er richtig ab. Schreiend wälzt er sich am Boden, aber die Mutter meint, dass er sich gleich wieder beruhigen wird. Das hoffe ich auch, und zur Not hätte ich ja auch noch etwas Klebeband übrig …
    Wenigstens weiß sie inzwischen, welchen Putz sie braucht: Ein Kalk-Zement-Putz soll es sein. Da sie alle Hände voll zu tun hat, ihre schreiende Bande unter Kontrolle zu halten, lade ich ihr die acht Säcke auf den Einkaufswagen.
    »Könnten Sie mir die jetzt noch ins Auto laden?«, fragt sie.
    »Aber sicher«, erwidere ich.
    Während sie ihre Rasselbande hinter sich herzieht, schiebe ich ihren Einkaufswagen. Geparkt hat sie »gleich da vorne«, also am anderen Ende des Parkplatzes. Wo auch sonst? Ich hätte es wissen müssen.
    Endlich am Auto angekommen, kann ich meinen Augen kaum trauen. Da steht ein völlig durchgerosteter Kombi, bei dem die Stoßstange mit Draht fixiert wurde und der Kofferraum voller Müll ist. Ich sage: »Der hat aber auch schon bessere Zeiten gesehen.«
    »Ach, da muss sich mein Bruder mal drum kümmern«, antwortet sie, und ich kann nicht anders, als nachzufragen: »Wieso? Ist der Schrotthändler?«
    Wie sich herausstellt, ist ihr Bruder Kfz-Mechaniker und soll das Ding noch mal durch den TÜV bringen. Aber soweit ich weiß, hat man da mit Autos, die man eigentlich zusammenkehren kann, ganz schlechte Karten.
    Na ja, ich lade ihr auf jeden Fall die Säcke ein. Irgendwo zwischen Leergut und angetrockneten Essensresten habe ich doch noch ein freies Plätzchen gefunden. Dann mache ich mich schnell aus dem Staub.

 
Der Gipskartonprofi
    Dass man beim Aufbau von Zwischenwänden aus Gipskarton durchaus mal etwas verkehrt machen kann, ist mir vollkommen klar. Schließlich habe ich es ja selbst schon einmal geschafft, das Bodenprofil auf der falschen Seite der ausnivellierten Linie anzudübeln. Allerdings habe ich noch rechtzeitig bemerkt, dass die ganze Konstruktion doch leicht schief war, und konnte den Fehler noch rechtzeitig beheben, bevor ich die Platten darangeschraubt habe.
    Einem Bekannten von mir ist es sogar einmal gelungen, seinem Vater beim Befestigen der Gipskartonplatten durch den Daumen zu schrauben. Der hatte es nämlich besonders gut gemeint und von hinten gegen die Blechprofile gedrückt, damit die Schrauben schneller greifen.
    Dass sich aber solch kleine Missgeschicke leicht toppen lassen, beweist mir der Kunde, der gerade vor mir steht.
    »Das mit der Blechkonstruktion für die Zwischenwände, die Sie mir gezeigt haben, ist der letzte Scheiß«, poltert er los. »Da bekomm ich keine einzige Platte dran fest. Und ich hab ja jetzt schon ’nen ganzen Haufen mit dem Gipszeug gemacht. Immer mit ’ner Holzkonstruntion drunter. Das ging einwandfrei.«
    Ich wundere mich ein bisschen, denn so etwas habe ich noch nie gehört. Also frage ich nach, wo denn nun genau das Problem liegt und ob er die Führungsprofile auch an Boden und Decke festgedübelt hat.
    »Hab ich schon, aber beim Nageln vibriert das ganze Ding so stark, dass alles wieder locker wird, und die Nägel gehen eh so schlecht in die Bleche rein. Ich kann auch dahinter nichts einspreizen, weil das ist ja mitten im Raum. Gibt es da nix anderes?«
    Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, ist: »Versteckte Kamera oder ein Testkunde?« Vielleicht
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