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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt
Autoren: Mirko Trompetter
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Blitzzement und der Fettpresse in Richtung Kasse marschiert, stelle ich mir vor, wie er mit dem hart gewordenen Schlauch der Fettpresse vor dem Loch steht, drückt wie ein Wilder und nichts herauskommt. Aber wie sich später noch zeigen wird, werden meine Vorstellungen bei Weitem von der Realität übertroffen.
    Knapp zwei Stunden später kommt der Einfallspinsel nämlich wieder in den Laden gerauscht. Dieses Mal allerdings nicht mehr so locker-freundlich wie vorhin. Er wirkt sogar ziemlich gereizt, dennoch frage ich ihn: »Na, ist das Loch zu?«
    »Allerdings. Der Mist ist so schnell fest geworden, dass die Fettpresse im Loch stecken geblieben ist. Jetzt habe ich den Schlauch abgeschnitten und die Fettpresse kann ich auch wegschmeißen. Haben Sie vielleicht ’ne Ahnung, wie ich den beschissenen Schlauch da wieder rausbekomme? Und wo ist eigentlich Ihr bescheuerter Kollege, der auf die Schnapsidee gekommen ist?«
    So, so, Schnapsidee, das hatte vorhin noch ganz anders geklungen. Egal, mir gefällt es. Hilfsbereit, wie ich nun einmal bin, zeige ich ihm gleich, wo er den Kollegen findet. Schließlich soll der Kunde ja nicht seine ganze Zeit mit Suchen vertrödeln.

 
Morgen kommt der Fliesenleger
    Weiter hinten in der Fliesenabteilung sehe ich eine ältere Frau, die mir fröhlich zuwinkt. Höflich, wie ich bin, winke ich zurück und gehe einfach weiter. Daraufhin ruft sie mir hinterher: »Hallooo. Hallooo.«
    Also drehe ich wieder um und gehe zu ihr. Sie erklärt mir, dass sie Fliesenbordüren gefunden hat und nun wissen möchte, ob diese denn vorrätig sind. Ich gehe also mit ihr zu dem entsprechenden Regal, und als wir dort angekommen sind, zeigt sie mir die Bordüren. Was soll ich sagen? Die Frage ist wieder einmal total überflüssig, denn es steht extra angeschrieben, dass es sich bei diesen Bordüren um ein Bestellprodukt handelt und sie innerhalb von zehn Tagen lieferbar sind.
    Das Gleiche, was am Regal angeschrieben ist, erkläre ich ihr und gehe davon aus, dass die Sache damit wohl erledigt ist, aber weit gefehlt.
    »Ja, wenn wir die jetzt bestellen, sind die dann morgen früh da? Weil, wissen Sie, morgen kommt der Fliesenleger.«
    »Wie soll das gehen?«, frage ich. »Da steht doch › zehn Tage Lieferzeit‹. Hätten Sie die Bordüren vor zwei Wochen bestellt, dann wären sie schon längst da. Aber so wird das nicht mehr ganz klappen.«
    So leicht gibt sie aber nicht auf: »Ja, und faxen? Geht das nicht?«
    »Was soll ich denn da faxen?«, frage ich erstaunt. »Die Bestellung wird elektronisch übermittelt und die Bordüren wird der Lieferant kaum durchs Faxgerät bringen. Außerdem wären die dann auch gar nicht mehr so schön bunt, wenn die bei uns aus dem Thermofax rauskommen würden, denn das macht ja nur Schwarz-Weiß-Ausdrucke.«
    »Ach so, ich dachte ja nur«, stammelt sie.
    Nach einer geraumen Zeit können wir uns schließlich darauf einigen, dass sie eine andere Bordüre nimmt, und zwar eine, die auch vorrätig ist.
    So ist das eben, wenn man alles auf den letzten Drücker besorgt. Da kann es durchaus mal vorkommen, dass man nicht das bekommt, was man eigentlich will. Aber wahrscheinlich lag die Schuld in diesem Fall nicht bei der Dame, vielmehr wird es wieder so ein typischer Handwerker gewesen sein. So einer, den man anruft, dem man erklärt, was man von ihm will, und kaum hat man aufgelegt, klingelt es auch schon an der Tür und er will mit seiner Arbeit beginnen. So ist das doch ständig.
    Während ich ihr also die gewünschten Bordüren zusammenstelle, kommt ein Bekannter von ihr dazu. Er beschwert sich lautstark bei ihr darüber, dass man hier niemanden findet, und wenn doch, dann kennt sich der Berater nicht aus. Anhand seiner ausführlichen Erklärungen begreife ich, dass er den neuen Kollegen aus der Holzabteilung gefragt hat, ob er ihm nicht einen Eimer Farbe anmischen könne. Also mal ehrlich, das ist doch so, als ginge man in eine Bäckerei und würde zu der Verkäuferin sagen, sie solle noch das Fahrrad zusammenbauen, bevor man es kauft.
    Nun ja, ich packe jedenfalls die Bordüren fertig zusammen und lege sie der Kundin in den Einkaufswagen. Da ich ja kein Unmensch bin, kümmere ich mich als Nächstes um ihren Bekannten. Ich gehe mit ihm in die Farbenabteilung und rufe einen Kollegen herbei, der sich dort auskennt. Da er offenbar vorher schon so viele Worte verbraucht hat, um der älteren Dame sein Leid zu klagen, spart er sich jetzt das Dankeschön. Habe ich aber auch ehrlich gesagt
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