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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition)
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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der Howell Bridge Road, aber es war sofort klar, dass hier keiner mehr wohnt.
    Als Matt, Jon und ich nach dem Frühstück aus dem Haus gingen, hatten wir als Erstes besprochen, wie wir beim Einbrechen vorgehen wollten. Diejenigen Häuser, die schon länger leer standen, waren sicher längst von Plünderern aufgebrochen und ausgeräumt worden, und die hatten sich wohl kaum die Mühe gemacht, hinterher wieder abzuschließen. Falls wir in diesen Häusern nicht genug finden würden, mussten wir dann eben auch mal ein Fenster einschlagen und einsteigen.
    Solche Gespräche führt man natürlich lieber draußen, wo Mom einen nicht hören kann.
    Jeder von uns nahm einen Müllsack mit, was mir sehr optimistisch vorkam. Andererseits hoffte ich ja darauf, ein paar halb volle Packungen Waschpulver zu finden, und die sind ganz schön sperrig.
    Momhatten wir nur gesagt, dass wir um vier zurück wären, aber nicht, dass wir getrennt losgehen wollten. Man weiß nie, wie sie reagieren wird. Sie hätte es vielleicht sicherer gefunden, wenn wir zusammenbleiben. Andererseits könnten wir natürlich auch zu dritt so einem Kerl mit einer Halbautomatik in die Arme laufen, der uns dann alle zusammen umlegt – obwohl ich darauf tippen würde, dass die Typen mit einer Halbautomatik schon lange weg sind.
    Schwer zu sagen, was mir beim Einbrechen am besten gefällt. Der Adrenalinschub ist jedenfalls schon mal klasse: Ist vielleicht doch noch jemand im Haus? Wird man womöglich erwischt? Ich habe früher nie was geklaut. Jetzt kann ich verstehen, warum manche das machen. Wenn einen sonst alles einfach nur anödet, hat das Risiko seinen Reiz.
    Doch am spannendsten ist der Moment, wo man wirklich irgendwas Tolles findet. Shampooflaschen, eine davon noch fast voll. Halb verbrauchte Seifenstücke. Jede Menge Waschpulver – so viel, dass ich es am Ende in einem fast leeren 5-Kilo-Behälter zusammenschütten musste. Weichspüler, ein Luxus, den ich schon fast vergessen hatte.
    Und Zahnpasta! Eine halb volle Tube hier, eine viertel volle da. Zwei ungeöffnete Flaschen mit Mundspülung. In einem Wäscheschrank fand ich ein halbes Dutzend nagelneuer Zahnbürsten. Wenn wir schon verhungern, dann immerhin mit gepflegten Zähnen.
    Als Erstes habe ich natürlich immer die Küchenschränke durchsucht, aber nur eine Sache gefunden: eine Packung Reis, die sich in einer Ecke versteckt hatte und bisher unentdeckt geblieben war.
    Die meiste Zeit verbrachte ich in den oberen Etagen und durchforstete die Schlaf- und Badezimmer. Es dauerte vier Häuser, bis mir die Kulturbeutel einfielen. Als ich dann anfing, nach ihnen zu suchen, fand ich ziemlich viele Sachen. Shampoo und Zahncreme in Reisegröße. Seifenstücke aus irgendwelchen Hotels, meist noch unberührt. Papiertaschentücher.
    Ich hätte gern eine ganze Packung Toilettenpapier entdeckt, aber da hatte ich kein Glück. Immerhin gab es in jedem Badezimmer eine nur teilweise verbrauchte Rolle. Ich packte alle ein. Außerdem zog ich sämtliche Tücher aus den Kleenexboxen und stopfte sie in einen der leeren Kulturbeutel.
    In einem Haus gab es ein ganzes Regal mit Krimis. In einem anderen ein Heft mit ungelösten Kreuzworträtseln.
    Ganz hinten in einem Wäscheschrank hatte sich noch ein Zwölferpack Batterien versteckt, und in einem der Arzneischränkchen wartete eine Schachtel Aspirin auf mich. Dazu noch zwei Dosen Rasierschaum, die ich für Matt einsteckte.
    So viel Zeug. Man wundert sich, wie viel Zeug die Leute früher besaßen.
    Hat man erst mal die Arzneischränke fremder Leute geplündert, macht man auch vor ihren Kommoden nicht mehr halt. Ich nahm aber nur Socken mit. Die Vorstellung, anderer Leute Unterwäsche anzuziehen, fand ich eklig. Bei Socken ist das was anderes. Zumindest Matt und Jon konnten die auf jeden Fall gut gebrauchen.
    So richtige Outdoor-Freaks waren die Bewohner von Shirley Court offenbar nicht gewesen. Ich fand weder Angeln noch Spulen oder Gummistiefel, aber wenigstens zwei Skimasken, die ich für Matt und Jon einsteckte, falls sie im Freien schlafen mussten.
    In jedem Haushalt gab es auch einen Wassereimer. Ich hängte mir zwei davon an die Lenkerenden, wo ich dann all die kleineren Sachen reintat. Wenn wir die zu Hause ausgeleert hatten, konnten wir sie zum Auffangen von Regenwasser verwenden.
    Ich bin sicher, dass ich noch mehr gefunden habe, aber ich kann mich nicht mehr an alles erinnern. Jedes Teil war ein Schatz, der darauf wartete, gehoben zu werden.
    Es gibt nichts
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