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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition)
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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Dieser Krieg kommt mir ziemlich bescheuert vor. Aber das geht mir bei fast allen Kriegen so, wenn man sich ansieht, was dabei rauskommt.
    Sie war gerade damit fertig, mir von der Ermordung der gesamten russischen Königsfamilie zu erzählen – auch wenn manche glaubten, Anastasia hätte überlebt – , als Matt und Jon zurückkamen. Sie brachten die üblichen vier Tüten mit. Es war mehr drin als sonst. Eigentlich hätte ich ein schlechtes Gewissen haben müssen, aber ich konnte mich nicht dazu bringen.
    Falls Mom die zwei Dosen mehr in jeder Tüte bemerkt hatte, so sagte sie jedenfalls nichts. Stattdessen fragte sie, wie die Straßen waren.
    »Viel besser als letzte Woche«, sagte Matt. »Fast kein Eis mehr.«
    »Wir sind die ganze Strecke gefahren«, sagte Jon. »Die Fahrt zum Fluss ist bestimmt kein Problem.«
    »Also gut«, sagte Mom. »Dann könnt ihr morgen nach dem Frühstück aufbrechen. Aber ihr fahrt nicht im Dunkeln. Und am Freitag erwarte ich euch zurück.«
    »Samstag«, sagte Matt. »Dann haben wir, falls es gut läuft, drei volle Tage zum Angeln. Gleich Samstag früh machen wir uns auf den Rückweg.«
    »Dann also Samstag«, sagte Mom. »Wenn’s keine Fische gibt, schon früher. Oder wenn einer von euch krank wird. Kein Heldentum, bitte. Und ihr bleibt immer zusammen. Wenn einer zurückfährt, kommt der andere mit. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Glasklar«, sagte Matt, aber er grinste dabei, und Jon konnte vor Aufregung kaum noch stillsitzen.
    Ich kann es ihnen nicht verdenken. Wenn ich die Chance hätte, hier für fünf Tage rauszukommen, würde ich im Wohnzimmer ein paar Dreifach-Axel hinlegen.

9. Mai
    Matt und Jon bekamen zum Frühstück eine extra Portion Spinat. Dann halfen wir ihnen, die Räder zu beladen.
    Matt erinnerte sich an einen faltbaren Einkaufstrolley in Mrs Nesbitts Keller. Nachdem er ihn geholt hatte, machte er den Trolley hinten an seinem Rad fest und packte die Angelausrüstung und die beiden Schlafsäcke hinein. Dann setzten Jon und Matt ihre Rucksäcke auf, die Mom mit Lebensmitteln und mehreren Flaschen Regenwasser vollgepackt hatte.
    »Wir kommen bestimmt mit ganz vielen Fischen zurück«, versprach uns Matt. »Dann wird alles wieder besser.«
    »Setzt euren Mundschutz auf«, sagte Mom. »Und kocht euer Trinkwasser ab. Ihr müsst wirklich vorsichtig sein, Matt.«
    »Sind wir, versprochen«, sagte Matt. Die Jungs gaben Mom einen Abschiedskuss, dann beugte Matt sich vor, um auch mir einen Kuss zu geben.
    Das gefiel mir gar nicht. Es fühlte sich zu endgültig an.
    Wir brachten sie noch bis zur Straße und schauten ihnen nach, wie sie die Howell Bridge Road hinunterfuhren. Die Luft ist so schlecht, dass man nicht sehr weit sehen kann, aber ich wette, sie haben sich den Mundschutz spätestens nach einem Kilometer wieder runtergerissen.
    Ich war gerade dabei, Romeo und Julia zu lesen (Mom glaubt fest, dass das irgendwo im Lehrplan steht), und Mom löste eines ihrer illegalen Kreuzworträtsel, als plötzlich wieder Strom da war. Wir stürzten gleich los, steckten sämtliche Töpfe und Pfannen in die Spülmaschine, kippten Spülmittel und eimerweise Regenwasser hinterher und hofften aufs Beste.
    »Ich hab mir was überlegt«, sagte Mom, was in der Regel ›mehr Arbeit für Miranda‹ bedeutet. »Wenn wir noch ein zweites Heizgerät hätten, könnten wir eins davon in die Küche und eins ins Esszimmer stellen.«
    »Im Esszimmer liegt das Holz«, sagte ich. »Außerdem essen wir doch sowieso nie dadrin.«
    »Wollen wir ja auch gar nicht«, sagte Mom. »Aber wenn wir das Holz in der Speisekammer lagern würden und Heizgeräte für Küche und Esszimmer hätten, könnten Matt und Jon in dem einen Raum schlafen und du und ich in dem anderen. Beide Zimmer haben Fenster zum Wintergarten aus der Zeit, als der noch eine Veranda war, so dass ein bisschen Wärme vom Ofen reinziehen kann. Zusammen mit den Heizgeräten und unseren Schlafsäcken müssten wir’s dann warm genug haben.«
    »Einer muss aber nachts nach dem Ofen sehen«, sagte ich. »Vielleicht sollten wir eine Matratze im Wintergarten liegen lassen, dann könnten wir dort abwechselnd schlafen.«
    Ich malte mir aus, allein in der Küche zu schlafen. Selbst die Vorstellung, allein im Wintergarten zu übernachten, auch wenn man dann alle paar Stunden aufstehen und ein Holzscheit nachlegen musste, klang geradezu paradiesisch.
    Mom und ich räumten die Speisekammer leer (was trotz der zusätzlichen Dosen, die wir gestern bekommen
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