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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition)
Autoren: Chris Bergner
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auf eine unaufdringliche Art hübsch und verhältnismäßig jung für diese Art von Posten.
    So hätte er sich eine Tochter vorgestellt.
    „Schauen wir mal, was so wichtig ist...“, murmelte er, während er dem Terminal bedeutete, die Daten zu laden. Die Übertragung dauerte erstaunlich lange.
    „Zu viel für das Netz?“, fragte er und deutete auf den Speicher.
    „Nein. Aber ich bin der Meinung, wenn man etwas persönlich überbringen kann, warum sollte man es nicht tun?“
    Touché! Sie lächelten sich kurz an, er gähnte leise, dann waren die Daten endlich übertragen. Der übliche blaue Schimmer in einem Radius von zwanzig Zentimetern um das Terminal, dann begann die komplexe Technologie ihr Spiel mit dem Plasma. Eine topographische Karte eines benachbarten Sektors baute sich über dem Schreibtisch auf. Sie schwebte niedrig genug, dass beide das schwach leuchtende Faksimile von oben betrachten konnten.
    „Machen Sie Überstunden?“, fragte er sie, als er die Karte mit einem Stirnrunzeln näher in Augenschein nahm.
    „Nicht direkt, es ist eher private Neugierde. Ist übrigens der Privatmodus eingeschaltet?“ Etwas in ihrer Stimme klang ein wenig beunruhigt.
    „Ja. Mache ich immer am Abend.“
    Sie schien sich zu entspannen.
    Natürlich kannte er die Gegend auf der Karte und war verwirrt darüber, was sie ihm eigentlich Interessantes damit zeigen wollte. Oder warum es so viele Daten gewesen sein sollten. Aber sie kam sicherlich nicht zum Vergnügen.
    Also nahm er die Karte mit beiden Händen und drehte sie hin und her wie jemand, der einen Kristallteller nach Makeln überprüft, bevor er ihn kauft, ihn in die Vitrine stellt und nie wieder ansieht. Nur dieser Teller war aus Plasma und hatte eine Struktur mit Hügeln und Furchen auf der oberen Seite. Außerdem konnte er ihn nicht wirklich spüren, nur ein leicht kribbelndes, warmes Gefühl an den Händen.
    Nichts! Nur Eis und Felsen zu sehen.
    „Na und?“, fragte er schließlich.
    Ohne zu antworten streckte Singh die Arme aus, nahm ihm die Karte ab und zog die leuchtende Scheibe auseinander. Das ließ die Metapher des Tellers natürlich hinken. Vielmehr war es nun ein leuchtendes Gummituch. Der Kartenausschnitt dehnte sich, bis Singh ihre Arme soweit sie konnte voneinander entfernt hatte. Kurzzeitig war die Karte etwa fünfmal so groß wie vorher, doch der Überstand, den sie durch das Ziehen erzeugt hatte, verblasste und der skalierte Ausschnitt hatte schnell denselben Durchmesser wie der, vor der Vergrößerung. Die verbliebene Scheibe hing kurz in der Luft, bevor Singh sie auffing und ihm entgegenhielt.
    Jetzt konnte er ein kleines Gebilde in der Mitte sehen, wobei er sich fragte, ob sein müder Geist es vorher einfach nicht wahrgenommen hatte oder sie nur die Spannung erhöhen wollte. Jedenfalls war es nun kaum zu übersehen: Ein karmesinrotes, zylindrisches Ding, das zwischen zwei Hügeln im weiß-bläulichen Schnee steckte und das in seiner Helligkeit leicht pulsierte.
    Er nahm ihr die Scheibe ab – die Hügel waren durch die Vergrößerung ebenfalls proportional gewachsen – und betrachtete das Objekt eingehend. Es konnte nicht sehr groß sein, ganz im Gegenteil: Der Maßstab zeigte lediglich 15:1 an. Er tippte mit der Rechten kurz auf das Objekt und ein zweites Hologramm entstand links von ihm über dem Schreibtisch. Es zeigte das Karmesinobjekt in Gänze wie es sich um die eigene Achse drehte. Die Maßanzeige daneben bestätigte seine Annahme; 182,5 Zentimeter maximale Länge und 57,2 Zentimeter im größten Durchmesser. Die ungenauen Angaben kamen daher, dass es an der Oberfläche überall Dellen hatte.
    So groß wie ein durchschnittlicher Mensch , dachte er sofort und verdrängte es gleich wieder. Er ließ die Kartenscheibe fallen, die sich sogleich wieder in ihre Ausgangsposition über dem Terminal bewegte. Gleichzeitig sah er das Objekt unschlüssig an.
    „Eine Ahnung, was das ist?“, fragte er leise.
    „Nicht die geringste“, antwortete Singh leiser zurück.
    Jetzt flüsterte er sogar fast nur noch. „Der Sektor ist ziemlich weit weg, das Objekt ziemlich klein... Wie haben Sie es gefunden?“
    „Reiner Zufall. Das Pulsieren“ Sie holte das Objekt ein Stück näher heran. „ist ein schwacher, periodisch auftretender Strahlungsausstoß im Gammabereich.“ Sie gestikulierte eine Gerade und das Objekt begann sich zu verfärben, wurde dunkel und eine schmale, graue Linie stieg aus seinem oberen Ende.
    „Ziemlich fokussiert in den Himmel
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