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Das Land jenseits des Waldes, Band I

Das Land jenseits des Waldes, Band I

Titel: Das Land jenseits des Waldes, Band I
Autoren: Benedikt Altmann
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kein ehemaliger Mulder ist er mehr.Nichts ist er hier mehr bei uns. Gar nichts. Rein gar nichts. Ja ich weiß, sie waren in der Klinik von seinem Vater auf Kur im letzten Frühjahr. Ja. Wenn’s nach mir allein ging, ich hätt’ auch wirklich gern anders entschieden. Aber der Stiftungsrat vertritt zusammen mit der Elternvertretung seit diesem Jahr die absolute Null- Toleranz- Politik und ich hab’ hier so einen hysterischen Deppen von Piefke als Drogenbeauftragten vor die Nase gesetzt bekommen. Aber genug jetzt von diesen unerfreulichen Dingen. Also nochamal zu diesen Westerholdts? Aufnahmegebühr für DEN ist einbezahlt aufs Stiftungskonto? Gut! Gebühr fürs laufende Trimester? Auch bezahlt! Gut. Das ist ja amal erfreulich. Einmalige Sonderzahlung, für die Aufnahme während des schon laufenden Schuljahres? Ist auch schon eingegangen. Formidable. Wie? Pauschale für den offiziellen Schulpullover? Nein, nein, DER braucht keinen eigenen Pullover. Er übernimmt den von seinem Vorgänger.
    Ja, ja genauso ist es. Wer auf diese unrühmliche Art und Weise rausfliegt, wie der arme junge Tischendorf, ist ab sofort halt kein Mulder mehr und muss halt auch seinen offiziellen Schulpullover mit abgeben. Also bitte, die Pulloverpauschale für diese Westerholdts stornieren, Herr Diplomkaufmann, bitteschön. Sonst heißt’s am Ende gar noch, wir wären hier unverschämt.« An dieser Stelle brachen Frau Professor Wechselberger und wohl auch ihr Gesprächspartner am anderen Ende der Telefonleitung in der Alpenrepublik in ein dezentes aber tiefstimmiges Gelächter aus:
    »Hö, hö, hö, hö.«
    Auf diese subtile Art und Weise wurde Knars als Neuling hier oben im Schloss schnell, präzise und sehr direkt klargemacht, wie die Dinge hier liefen, beziehungsweise wie sie zu laufen hatten. Frau Professor Wechselberger ließ ihn einfach ihre Telefongespräche ganz zufällig mithören, konnte sich dann im direkten Gespräch hinter einer Fassade von korrekter Höflichkeit und freundlicher Unverbindlichkeit verschanzen und brauchte so unangenehme Sachverhalte erst gar nicht direkt ansprechen.
    Nebenan wurde gerade der Herr Diplomkaufmann angewiesen, dass Tischis Familie natürlich weiter die kompletten Gebühren für das bereits laufende Schuljahr bis zum Ende zu zahlen hatte. Die gesonderte Vereinbarung zur Bekämpfung und Prävention von Suchtmittelgebrauch sah dies ausdrücklich so vor. Als Tischis Eltern, wie alle anderen Eltern natürlich auch, das Formular letzten Sommer unterschrieben hatten, hatten sie wohl nicht einmal im Traum daran gedacht, dass es ausgerechnet einmal ihren Sohn, den alpinen Spitzensportler, der ja zudem den extrem strengen Dopingregeln seines Verbandes unterlag, treffen könnte.
    Dumm gelaufen.
    Shit Happens.
     
    Derweil wurde nebenan weiter schnippisch auf die unfähigen deutschen Piefkes hier im Schloss geschimpft, die schlicht und einfach ja schon viel zu blöd seinen, um auch nur einen gescheiten Kaffee zuzubereiten. Dann knallte Frau Professor Wechselberger mit abendlichen Schwung den Hörer aufs Telefon, um ihn gleich darauf wieder abzunehmen und eine neue kurze Nummer in die Tastatur zu hämmern.
    »Ja, Grüß sie Gott, werter Herr Kollege, ich bin ’s nochamal«, säuselte sie dann. »Ich weiß, sie sind ja schon wieder nach Hause gegangen, aber der junge Westerholdt ist mittlerweile doch noch irgendwie eingetroffen. Ja ich weiß, dass ihr Abend jetzt endgültig ruiniert ist, aber DER war wohl noch ’ne Runde wandern im Wald oder was auch immer. Wie das bei so Jungs in seinem Alter halt manchmal so vorkommt. Ja kommen s’ doch bitte gleich noch mal rüber mit dem Alkoholtester. Dank’ ihnen Herr Kollege. Nein irgendwie zugedröhnt, wie sie es ausdrücken, wirkt er auf mich im Prinzip eigentlich nicht dieser Westerholdt, eigentlich is’ er ja im Prinzip ein ganz netter Bursch.«
    In genau diesem Augenblick wurde Knars plötzlich, schlagartig und schmerzhaft bewusst, dass er seinen schwarzen Stoffbeutel, den er beim Verlassen des Jaguars noch am Handgelenk getragen hatte, nicht mehr finden konnte. Er konnte sich auch nicht mehr daran erinnern, diesen Stoffbeutel vorher draußen am Parkplatz noch an seinem Handgelenk hängen gehabt zu haben. Mist, durchfuhr es Knars, nun auch das noch. Das Stoffteil mit allerlei ganz persönlichen Kleinkrams lag nun bestimmt irgendwo draußen am Straßenrand im Wald zwischen dem Eingangstor und den riesigen uralten Kastanien unten am Schlossparkplatz.
    Für einen
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