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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze
Autoren: Jules Verne
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von kräftigen Hurrahs.
    Wenn der Ofen an diesem denkwürdigen Abend einen Centner Kohlen consumirte, so lag das daran, daß draußen eine Kälte von vierundzwanzig Grad 1 herrschte, und Fort-Reliance unter 61°47”, also weniger als fünf Grade vom Polarkreise lag.
Fußnoten
    1 Die Temperaturangaben beziehen sich im Folgenden auf Celsiusgrade. (100° Celsius = 80° Réaumur.) – Unter Meilen sind englische zu verstehen, von denen 4,611 einer geographischen, 4,681 einer österreichischen Meile gleich sind.
Zweites Capitel
Hudson’s bay fur Company.
    »Herr Kapitän?
    – Mistreß Barnett.
    – Was denken Sie von Ihrem Lieutenant, Herrn Jasper Hobson?
    – Ich halte ihn für einen Officier, der weit vordringen wird.
    – Was verstehen Sie unter den Worten, weit vordringen? Wollen Sie damit sagen, daß er den achtzigsten Breitengrad überschreiten wird?«
    Der Kapitän Craventy konnte sich bei dieser Frage Mrs. Barnett’s des Lächelns nicht erwehren. Er und sie plauderten nahe dem Ofen, während die Eingeladenen zwischen dem Tische mit Speisen und dem mit Erfrischungen hin-und hergingen.
    »Madame, erwiderte der Kapitän, Alles, was einem Manne möglich ist, wird Jasper Hobson thun. Die Compagnie hat ihn mit der Durchforschung ihrer nördlichsten Besitzungen und der Errichtung einer Factorei, möglichst nahe der Nordküste Amerikas, beauftragt, und das wird er auch ausführen.
    – Da ruht aber eine große Verantwortlichkeit auf dem Lieutenant Hobson, sagte die Reisende.
    – Ja, Madame, doch ist Jasper Hobson nie vor der Durchführung eines Versuches, und wenn dieser auch noch so mühsam war, zurückgeschreckt.
    – Ich glaube Ihnen, Kapitän, antwortete Mrs. Paulina, und ich werde ja diesen Lieutenant in Thätigkeit sehen. Welches Interesse treibt aber die Compagnie, auch an der Küste des Arktischen Oceans noch ein Fort zu errichten?
    – O, ein sehr großes Interesse, Madame, um nicht zu sagen, ein doppeltes. Voraussichtlich wird Rußland in nächster Zeit seine amerikanischen Besitzungen der Regierung der Vereinigten Staaten abtreten. 1 Tritt diese Cession ein, so wird der Handel der Compagnie nach dem Pacifischen Ocean hin wesentlich erschwert, wenn die von Mac Clure entdeckte nordwestliche Durchfahrt keinen brauchbaren Seeweg bieten sollte. Darüber müssen erst neue Untersuchungen Licht geben, und die Admiralität rüstet eben ein Schiff aus, dessen Aufgabe es sein wird, von der Behrings-Straße aus längs der amerikanischen Küste bis zum Krönungs-Golf an der Ostgrenze, wo das neue Fort gegründet werden soll, hinzufahren. Gelingt das Vorhaben, so wird dieser Punkt zu einer sehr wichtigen Factorei werden, in der sich der ganze Rauchwaarenhandel des Nordens concentriren müßte. Und während der Transport der Pelze über die Indianer-Territorien sehr viel Zeit und hohe Spesen kostet, könnten flinke Dampfer den Stillen Ocean von jenem Fort aus in wenigen Tagen erreichen.
    – Das wäre freilich, erwiderte Mrs. Paulina Barnett, ein schwerwiegender Erfolg, wenn die Nordwest-Passage überhaupt benutzbar ist. Doch Sie sprachen, glaub’ ich, von einem doppelten Interesse?
    – Das zweite Interesse, fuhr der Kapitän fort, berührt gewissermaßen eine Lebensfrage der Compagnie. Hierzu muß ich Sie jedoch um die Erlaubniß bitten, Ihnen deren Ursprung mit kurzen Worten zu berichten. Sie werden daraus abnehmen können, wie diese einst so blühende Handelsverbindung jetzt in ihrer Wurzel bedroht ist.«
    In wenigen Worten erzählte also der Kapitän die Geschichte dieser weitberühmten Compagnie.
    Es ist bekannt, daß der Mensch schon in den ältesten Zeiten nach den Fellen und Pelzen gewisser Thiere trachtete, um sie zu seiner Kleidung zu verwenden. Der Rauchwaarenhandel reicht also bis in das hohe Alterthum zurück. Der Kleiderluxus ging ja manchmal so weit, daß mehrere Male sogenannte Aufwands-Gesetze (Kleiderordnungen) erlassen wurden, um dieser Mode, welche vorzüglich in Pelzwaaren Verschwendung trieb, zu steuern. So mußte z.B. das graue Pelzwerk im zwölften Jahrhundert verboten werden.
    Im Jahre 1553 gründete Rußland in seinen Steppen des Nordens mehrere Niederlassungen, und englische Compagnien folgten bald diesem Beispiele. Der Handel mit Zobel, Hermelin, Biber u.s.w. wurde damals durch die Samojeden vermittelt. Unter der Regierung Elisabeth’s aber wurde der Gebrauch kostbarer Pelzwaaren durch ein königliches Verbot streng verpönt, und einige Jahre lag diese Handelsbranche völlig
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