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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze
Autoren: Jules Verne
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ermüdete die Arbeit an den Pumpen sehr, aber an Mannschaften zur Ablösung fehlte es ja nicht. Die vorspringenden Theile der Scholle nahmen wieder feste Gestalt an, als wären sie einer neuen, strengen Kälte ausgesetzt.
    »Sie retten uns wie durch ein Wunder, Herr Black, sagte Jasper Hobson.
    – O, das geht ja ganz natürlich zu!« erwiderte der Astronom.
    Es war das in der That ganz natürlich, und zwar vollzog sich folgender physikalische Proceß:
    Das Eis gefror nämlich aus zwei Gründen: erstens, indem das Wasser an der Oberfläche durch den Luftstrom verdunstet wurde und dadurch eine bedeutende Kälte erzeugte, und zweitens, indem die stark zusammengedrückte Luft sich wieder ausdehnte und dabei viele Wärme band. Ueberall, wo ein Sprung sich zeigte, verlöthete die durch die Lustausdehnung hervorgebrachte Kälte dessen Ränder wieder, und die Eisscholle gewann, Dank diesem äußersten Hilfsmittel, nach und nach fast ihre frühere Festigkeit wieder.
    Mehrere Stunden fuhr man so in Gleichem fort. Erfüllt von froher, verlockender Hoffnung arbeiteten die Schiffbrüchigen mit einem Eifer, den nichts zu lähmen vermochte.
    Man näherte sich dem Lande.
    Als die Küste nur noch eine Viertelmeile entfernt lag, sprang der Bär in’s Wasser, schwamm bald an’s Land und verschwand.
    Einige Minuten nachher strandete die Scholle auf dem Ufersande. Die wenigen Thiere, welche sie noch geborgen hatte, entflohen in das Dunkel. Dann verließen sie die Schiffbrüchigen, sanken in die Knie und lobpreisend stieg der Dank für ihre wunderbare Erhaltung und glückliche Rettung zum Himmel empor!

Vierundzwanzigstes Capitel
Schluß.
    An dem äußersten Ende des Behrings-Meeres, auf der letzten der Aleuten, der Insel Blejinic, stieß das ganze Personal von Fort-Esperance, nachdem es seit Eintritt des Thauwetters 1800 Meilen weit getrieben worden war, wieder an’s Land. Aleutische Fischer, die den Geretteten zu Hilfe kamen, nahmen sie gastfreundlich auf. Bald waren die englischen Agenten am Festlande, welche im Dienste der Hudsons-Bai-Compagnie standen, über Jasper Hobson und seine Leute in Kenntniß gesetzt. –
    Erscheint es nach dieser eingehenden Erzählung noch besonders nöthig, den Muth der wackeren Leute, die ihres Chefs würdig waren, und ihre entschlossene Thatkraft bei so vielerlei Prüfungen hervorzuheben? Nie hatte jener ihnen gefehlt, weder den Männern, noch den Frauen, denen die beherzte Paulina Barnett immer als Beispiel der Willenskraft im Mißgeschick und der Ergebung in den Rathschluß der Vorsehung voranging. Alle hatten treulich gekämpft bis zum Ende und der Verzweiflung keine Macht über sich gegönnt, selbst als sie das Festland, auf dem Fort-Esperance gegründet worden war, sich in eine umherirrende Insel, diese Insel in ein Eiland, dieses Eiland sich in eine Scholle verwandeln sahen, und auch zuletzt noch nicht, als selbst diese unter dem doppelten Einfluß der Sonne und des wärmeren Wassers zu schmelzen begann! Wenn der Versuch der Compagnie wieder von vorn angefangen werden mußte, wenn das neue Fort seinen Untergang gefunden hatte, – den Lieutenant Hobson und seine Genossen, die der Spielball so vieler unvorhergesehener Unfälle gewesen waren, konnte kein Vorwurf treffen. Jedenfalls fehlte von den neunzehn, Lieutenant Hobson’s Fürsorge anvertrauten Personen keine einzige, ja, die kleine Colonie war sogar um zwei Mitglieder, die junge Eskimodin Kalumah und das Kind des Zimmermanns Mac Nap, das Pathchen der Mrs. Paulina Barnett, gewachsen.
    Sechs Tage nach ihrer Rettung kamen die Schiffbrüchigen in Neu-Archangel, der Hauptstadt des russischen Amerika, an.
    Dort sollten sich Alle, welche die allgemeine Gefahr zu so nahen Freunden gemacht hatte, vielleicht für immer trennen!
    Jasper Hobson und seine Leute wollten Fort-Reliance auf dem Ueberlandwege wieder erreichen, während Mrs. Paulina Barnett, Kalumah, die sich von Ersterer nicht mehr trennen konnte, Madge und Thomas Black über San-Francisko und die Vereinigten Staaten nach Europa zurückzukehren beabsichtigten.
    Bevor sie aber von einander schieden, sprach der Lieutenant in Gegenwart aller seiner Leute mit bewegter Stimme diese Worte zu der Reisenden:
    »Madame, segne Sie Gott für das Gute, das wir Alle Ihnen verdanken! Sie waren unser Glaube, unser Trost, die Seele unserer kleinen Welt! Ich danke Ihnen in Aller Namen aus tiefstem Herzensgrunde!«
    Ein dreimaliges Hurrah erschallte zu Ehren Mrs. Paulina Barnett’s; dann wollte jeder der
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