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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze
Autoren: Jules Verne
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allen Seiten schmolz aber nun die Scholle. Man fühlte sie erzittern; jeden Augenblick konnte sie in Stücke gehen.
    Jetzt wollte Niemand hieran denken; nur die Hoffnung erfüllte sie; da unten auf dem festen Lande war ja das Heil!
    Man rief nach ihm in’s Weite, man machte Zeichen – es war ein wahrer Rausch, der Alle erfaßte!
    Um sieben und ein halb Uhr hatte sich die Scholle merklich der Küste genähert, aber sie schmolz und versank auch zusehends. Schon spülten die Wellen über den größten Theil derselben und begruben die meisten der Thiere, die vor Angst sich nicht zu lassen wußten.
    Jeden Augenblick konnte man das Versinken in den Abgrund befürchten. An die Ränder der Scholle schaffte man noch Sand und Erde, um jene vor der directen Bestrahlung durch die Sonne zu schützen, aus demselben Grunde breitete man auch Pelzfelle, die ihrer Natur nach sehr schlechte Wärmeleiter sind, darüber aus. Alle nur erdenklichen Mittel wurden angewendet, um die endliche Katastrophe zu verzögern. Aber Alles das war nicht hinreichend. Im Innern der Scholle hörte man es krachen, und auf der Oberfläche zeigten sich die Linien der Sprünge. Schon drang das Wasser von allen Seiten darüber ein, und noch war die Küste vier Meilen unter dem Winde entfernt!
    Die Nacht sank herab, – eine dunkle, mondeslose Nacht.
    »Frisch auf! Macht ein Signal, meine Freunde, rief Jasper Hobson. Vielleicht wird man uns doch von dort aus gewahr!«
    Schnell trug man aus Allem, was noch Brennbares vorhanden war, nämlich wenige Planken und einen kleinen Balken, zu einem Scheiterhaufen zusammen und setzte diesen in Flammen. Bald züngelte ein hellleuchtendes Feuer durch das Halbdunkel empor ….
    Doch immer weiter schmolz die Scholle und immer tiefer sank sie hinab. Bald tauchte nur noch der kleine Hügel über das Wasser auf. Auf denselben hatten sich Alle, eine Beute des Entsetzens, zusammengedrängt, und mit ihnen die wenigen vom Meere noch verschonten Thiere. Der Bär ließ ein furchtbares Brummen vernehmen. Immer höher stieg das Wasser, und Nichts ließ annehmen, daß die Schiffbrüchigen bemerkt worden seien. Kaum eine Viertelstunde konnte noch bis zum Untersinken vergehen ….
    Gab es denn kein Mittel, den Zusammenhalt der Eisscholle nur um kurze Zeit zu verlängern? Nur noch um drei Stunden, so durfte man hoffen, das kaum noch drei Meilen entfernte Ufer zu erreichen! Aber was in aller Welt, was war zu thun?
    »O, rief Jasper Hobson, gebt mir ein Mittel, die Schmelzung dieser Scholle jetzt zu hindern. Mein Leben, ja mein Leben gebe ich darum!«
    Da ließ sich eine Stimme vernehmen:
    »Es giebt wohl noch ein Mittel!«
    Thomas Black war es, der also sprach; der Astronom, der so lange Zeit kaum den Mund geöffnet hatte, der kaum noch als Lebender gerechnet wurde unter allen diesen Opfern eines grausamen Todes. Und nun erlangte er die Sprache wieder, um zu verkünden: »Es giebt noch ein Mittel, die Schmelzung dieser Scholle zu verhindern! Es giebt noch eine Hilfe, die uns retten kann!«
    Jasper Hobson stürzte auf Thomas Black zu; fragend hingen Aller Augen an diesem; sie glaubten nicht recht gehört zu haben.
    »Und dieses Mittel wäre … fragte der Lieutenant.
    – An die Pumpen!« erwiderte einfach Thomas Black.
    War dieser zum Narren geworden? Hielt er die Scholle für ein Schiff, das bei zehn Fuß Wasser im Kielraum zu versinken drohte?
    Die Ventilationspumpen und das jetzt als Trinkwasserbehälter dienende Luftreservoir befanden sich wohl noch auf der Scholle, doch was sollten sie jetzt nützen? Wie konnten sie die Ränder, welche von allen Seiten abschmolzen, wieder erhärten?
    »Er ist toll geworden! sagte Sergeant Long.
    – An die Pumpen! wiederholte der Astronom. Laßt wieder Luft in das Reservoir!
    – Thun wir seinen Willen!« rief Mrs. Paulina Barnett.
    Die Pumpen wurden mit dem Luftbehälter verschraubt, dessen Deckel schnell verschlossen und verdichtet, und in ihm die eingepreßte Luft bis zur Spannung mehrerer Atmosphären comprimirt. Da befestigte Thomas Black einen Lederschlauch an das Reservoir, öffnete den Hahn des Letzteren und ging damit längs der Ränder der Scholle hin, wo die Wärme diese auflöste.
     

    Dankgebet für wunderbare Rettung. (S. 465.)
     
    Und was geschah dabei zum größten Erstaunen Aller? Ueberall, wo die Hand des Astronomen den Luftstrom hinleitete, hörte es auf zu thauen, schlossen sich die Spalten wieder und fror es von Neuem.
    »Hurrah! Hurrah!« riefen die Unglücklichen.
    Zwar
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