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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze
Autoren: Jules Verne
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Meere, das die See nun an Stelle der Lagune bildete, wogte das Wasser heftig auf und nieder. Die in dem verhältnißmäßig engen Raume gefangenen Wellen brachen sich donnernd am Ufer. Das Bild glich einem Sturme auf dem See, oder vielmehr auf diesem meerestiefen Abgrunde. Das Floß schwankte furchtbar, und in Massen stürzten die Fluthen über dasselbe hinweg, so daß man sich genöthigt sah, die begonnene Beladung mit dem Nothwendigsten wieder einzustellen.
    Unter diesen Verhältnissen widersprach auch Jasper Hobson der Ansicht seiner Leute nicht weiter. Besser erschien es, noch eine Nacht ruhig auf der Erde zu verbringen und die Einschiffung nach Beruhigung des Meeres wieder fortzusetzen.
    Die Nacht verlief übrigens besser, als man zu hoffen gewagt hatte. Der Wind legte sich und das Meer wurde ruhiger. Es war nur ein Gewittersturm gewesen, der mit jener den elektrischen Meteoren eigenthümlichen Geschwindigkeit vorüber ging. Um acht Uhr Abends war die See fast wieder glatt und nur plätschernd hörte man noch die Wellenbewegung in der Lagune.
    Unzweifelhaft konnte die Insel einer allmäligen Auflösung nicht entgehen, doch erschien eine solche günstiger, als ein plötzlicher Bruch derselben, wie er bei einem Sturme und seinen bergehohen Wogen so leicht stattfinden konnte.
    Dem Gewitter folgte ein leichter Nebel, der aber mit der Nacht an Dichtigkeit zunahm. Von Norden aus heranziehend, bedeckte er den größten Theil der Insel.
    Noch vor Schlafengehen untersuchte Jasper Hobson die Taue des Flosses, welche um starke Birkenstämme geschlungen waren. Aus Vorsicht wickelte er sie noch einmal herum. Das Schlimmste, was geschehen konnte, war nun eine Entführung des Flosses über die Lagune, aber diese hatte ja keinen so großen Umfang, daß es sich deshalb den Blicken hätte entziehen können.
Zweiundzwanzigstes Capitel
Die vier folgenden Tage.
    Die Nacht verlief ruhig. Jasper Hobson erhob sich zeitig, da er die Einschiffung der kleinen Colonie noch an dem nämlichen Tage veranlassen wollte und ging nach der Lagune.
    Noch wälzte sich ein dicker Nebel dahin, über dem man jedoch den hellen Sonnenschein gewahr wurde. Der Himmel war durch den Gewittersturm gereinigt worden, und der Tag versprach ziemlich warm zu werden.
    Als Lieutenant Hobson an dem Binnenwasser anlangte, konnte er nicht einmal dessen Oberfläche übersehen, so dichte Nebelmassen lagerten noch darüber.
    Da kamen ihm Mrs. Paulina Barnett, Madge und einige Andere nach.
    Langsam stieg der Dunst empor und wich zusehends zurück, wobei er die Wasserfläche mehr und mehr bloßlegte. Von dem Flosse war aber noch nichts zu entdecken.
    Plötzlich entführte ein Windstoß die letzten Nebelmassen. –
    Kein Floß lag mehr am Ufer, kein See zeigte sich dem Auge – das unendliche Meer dehnte sich vor ihren Blicken aus.
    Lieutenant Hobson vermochte seine Verzweiflung nicht mehr zu verbergen, und als er und seine Begleiter sich umdrehten und vergeblich den ganzen Horizont durchsuchten, entrang sich ihrer Brust ein greller Schrei – ihre Insel war nur noch ein Eiland!
     

    Jasper Hobson untersucht die Taue des Flosses. (S. 446.)
     
    Während der Nacht hatten sich sechs Siebentel des früheren Gebietes neben Cap Bathurst geräuschlos abgetrennt, in’s Meer versenkt und das frei gewordene Floß war in die offene See hinaus getrieben, ohne daß diejenigen, deren letzte Hoffnung es gewesen war, auch nur das Geringste davon bemerkten.
     

    Nothsignale. (S. 453.)
     
    Wohl ergriff die Verzweiflung die armen Schiffbrüchigen, die über einem Abgrunde standen, der sie jeden Augenblick zu verschlingen drohte. Einige Soldaten wollten sich in’s Meer stürzen. Mrs. Paulina Barnett warf sich ihnen entgegen. Sie ließen ab, und Manchem traten die Thränen in’s Auge. Konnten die Unglücklichen bei dieser entsetzlichen Lage noch ein Fünkchen Hoffnung haben? Und wer malt sich die Stellung des Lieutenants mitten unter den halb verwirrt gewordenen Leuten aus? Einundzwanzig Personen auf einem Scholleneilande, das nur zu bald unter ihren Füßen schmelzen mußte! Mit jenem großen Theil der Insel waren alle bewaldeten Hügel verschwunden und kein Baum weiter vorhanden. Zum Ersatz verblieben höchstens noch einige Planken der vormaligen Gebäude, die aber zum Neubau eines Flosses, das Alle aufnehmen sollte, bestimmt unzureichend waren. Das Leben der Schiffbrüchigen hing also nur noch von der Dauer des Eilandes ab, welche sich auf wenige Tage berechnete, denn um die Zeit der
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