Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Corporal, lassen Sie mich nur einmal zu Athem kommen.
     

    Corporal Joliffe und Frau bei der Abendgesellschaft in Fort-Reliance. (S. 10.)
     
    – Mrs. Joliffe, ich versichere Ihnen, daß ich ersticke!
    – Corporal Joliffe, Sie machen aus mir, was Sie wollen.
    – Nein, jetzt nicht, Mistreß, ich bin es nicht im Stande.«
    Der Art waren die fast stehenden Antworten, welche sich das glückliche Ehepaar zuzog. Der Corporal und sein Weib nöthigten aber so herzhaft, daß ihnen auch die Widerspenstigsten den Willen thun mußten. Man aß ohne Unterlaß und trank eben immer.
    Die Unterhaltung ward munter; Soldaten und Beamte wurden lebendiger. Hier sprach man von der Jagd, dort vom Handel. Was gab es da für Pläne für die kommende Saison! Die ganze Thierwelt der arktischen Regionen hätte die kühnen Nimrods nicht befriedigen können. Schon fielen Bären, Füchse und Bisonochsen unter ihren Kugeln. Biber, Hermeline, Wiesel und Marder singen sich in ihren Fallen zu Tausenden. Die kostbarsten Pelze füllten die Magazine der Compagnie, welche in diesem Jahre einen ganz unerwarteten Segen einheimste. Während die reichlich fließenden Liqueure aber die Einbildung der Europäer erhitzten, ließen die ernsten und schweigsamen Indianer, welche zu stolz sind, um zu bewundern, und zu vorsichtig, um leichtsinnig zu versprechen, jene geläufigen Zungen schwatzen und vertilgten nur in großer Menge das »Feuerwasser« des Kapitän Craventy.
    Dieser selbst, glücklich über den Jubel und befriedigt, daß sich diese armen Leute, welche fast außerhalb der bewohnten Erde dahinleben, einmal ergötzten, ging voller Freude unter seinen Gästen umher, antwortete aber auf alle Fragen, welche bezüglich des Festes an ihn gerichtet wurden, mit:
    »Fragen Sie Joliffe! Immer nur Joliffe!«
    Joliffe hatte aber auf jede Frage eine freundliche Antwort.
    Von den Personen nun, welche eigentlich zum Fort-Reliance gehörten, müssen wir Einige näher betrachten, da wir sie in so schrecklichen Verhältnissen, wie keine menschliche Voraussicht sie erwarten konnte, wiederfinden werden. Es sind dies aber: der Lieutenant Jasper Hobson, Sergeant Long, das Joliffe’sche Ehepaar, und zwei weibliche Fremdlinge, denen zu Ehren der Kapitän jene Festlichkeit veranstaltet hatte.
    Lieutenant Hobson war ein Mann von vierzig Jahren. Klein und mager, besaß er keine besondere Körperkraft, seine geistige Energie half ihm aber über alle Prüfungen und Unfälle hinaus. Er war ein »Kind der Compagnie«. Sein Vater, Major Hobson, ein Irländer aus Dublin, war erst seit einigen Jahren todt, nachdem er sehr lange Zeit mit Mrs. Hobson auf Fort-Assiniboine gewaltet hatte. Dort war auch Jasper Hobson geboren. Dort, am Fuße felsiger Berge, verlebte er seine Kindheit und Jugend.
    Bei dem strengen Unterrichte Major Hobson’s ward er durch seine Kaltblütigkeit und seinen Muth zum »Manne« als er den Jahren nach noch Jüngling war. Jasper Hobson war kein Jäger, aber ein Soldat, ein tüchtiger und gebildeter Officier. Während der Kämpfe, welche die Compagnie in Oregon gegen rivalisirende Compagnien zu bestehen hatte, zeichnete er sich durch seine Kühnheit ebenso, wie durch seinen Eifer aus, und avancirte bald zum Lieutenant. In Folge seiner anerkannten Verdienste war er eben zum Befehlshaber einer Expedition nach dem hohen Norden ausersehen worden. Diese Expedition sollte die Gegenden nördlich vom »See des Großen Bären« erforschen, und an der Küste des amerikanischen Festlandes ein Fort errichten. Lieutenant Jasper Hobson’s Abreise hatte in den ersten Tagen des April zu erfolgen.
    Bot nun der Lieutenant das vollkommene Bild eines Officiers, so war dagegen Sergeant Long, ein Mann von fünfzig Jahren, dessen röthlicher Bart aus Kokosfasern zu bestehen schien, der Urtypus eines Soldaten; eine wackere Natur, gehorsam von Temperament, kannte er nur seine Ordre, grübelte über keinen noch so sonderbaren Befehl, und dachte an nichts Anderes, sobald es sich um den Dienst handelte; eine wahre Maschine in Uniform war er doch eine vollkommene, welche sich nicht abnutzte, immer im Gange blieb, und nie ermüdete. Dabei war Sergeant Long gegen seine Leute, aber auch gegen sich selbst, etwas hart. Er duldete nicht die geringste Lockerung der Disciplin, und machte unerbittlich von dem geringsten Fehler Meldung, wogegen wider ihn nie eine Anzeige eingelaufen war Er commandirte wohl, weil er als Sergeant das mußte, aber man sah daß er nur ungern Befehle ertheilte. Mit einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher