Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
der Umstehenden das Meer von Punsch in die Höhe.
    Zwei Minuten später wurden die gefüllten Gläser umhergereicht, welche stets eifrige Abnehmer fanden.
    »Hurrah! Hurrah! Der Mrs. Paulina Barnett! Ein Hurrah für unseren Kapitän!«
    Mitten in diesem Freudenlärmen ertönte plötzlich ein Geschrei von außerhalb. Erstaunt schwieg die Gesellschaft.
    »Sergeant Long, sehen Sie nach, was draußen vorgeht«, sagte der Kapitän.
    Und auf den Befehl seines Chefs ließ der Soldat sein Glas halb ausgetrunken stehen und verließ den Salon.
Fußnoten
    1 Ist inzwischen wirklich geschehen.
Drittes Capitel
Ein aufgethauter Gelehrter.
    Als Sergeant Long in dem engen Gange war, auf welchen sich die Außenthüre des Forts öffnete, hörte er die Rufe sich verdoppeln. Irgend Jemand klopfte auch heftig an das Ausfallsthor, welches zu dem von hohen Holzmauern geschützten Hofe den Zugang bildete. Der Sergeant stieß die Thür auf. Ein fußhoher Schnee bedeckte den Boden. Bis an die Kniee in diese weiße Decke sinkend, blind vom Schneewirbel, und geschüttelt von der eisigen Kälte ging jener quer über den Hof auf das Thor zu.
    »Wer, zum Kukuk, mag nur bei diesem miserablen Wetter noch kommen! sagte sich Sergeant Long und hob methodisch, um nicht zu sagen ›reglementmäßig‹ die schweren Schließbalken des Thores aus, – bei einer solchen Kälte wagen sich doch nur Eskimos heraus.
    – Aufmachen! Aufmachen! drängte von draußen eine Stimme.
    – Es wird schon aufgemacht«, antwortete Sergeant Long, der allerdings seine zwölf Tempos zum Oeffnen zu brauchen schien.
    Endlich schlugen sich die Thorflügel nach Innen auf, wobei den Sergeanten ein Schlitten halb in den Schnee schleuderte, welcher mit einer Bespannung von sechs Hunden wie ein Blitz hereinfuhr. Fast wäre der wackere Long überfahren worden. Doch erhob er sich ohne Murren, schloß das Thor wieder und kam in gewöhnlichem Marschirtempo, d.h. mit fünfundsiebenzig Schritt per Minute, an das Hauptgebäude nach.
    Schon waren Kapitän Craventy, Lieutenant Jasper Hobson und Corporal Joliffe da, welche, der entsetzlichen Kälte trotzend, den überschneiten Schlitten betrachteten, der vor ihnen hielt.
    Soeben entstieg demselben ein dick in Pelze verpackter Mann.
    »Das Fort-Reliance? fragte dieser.
    – Ist hier, antwortete der Kapitän.
    – Der Kapitän Craventy?
    – Bin ich; und Sie?
    – Ein Courier der Compagnie.
    – Allein?
    – Nein, ich bringe einen Reisenden.
    – Einen Reisenden? Und was will er hier?
    – Er will den Mond sehen.«
    Bei dieser Antwort fragte sich der Kapitän, ob er es mit einem Tollhäusler zu thun habe, was in Anbetracht der begleitenden Umstände nicht unwahrscheinlich war. Jetzt hatte er aber keine Zeit, darüber nachzudenken. Der Courier hatte eine schwere Masse, eine Art schneebedeckten Sack, von dem Schlitten gezogen, den er Anstalt traf, in das Haus zu bringen, als der Kapitän ihn fragte:
    »Was ist’s mit diesem Sacke?
    – Das ist mein Reisender.
    – Und wer ist er?
    – Der Astronom Thomas Black.
    – Aber er ist erfroren!
    – Nun, dann thauen wir ihn wieder auf.«
    Von den Händen des Sergeanten, des Corporals und des Couriers getragen, hielt Thomas Black seinen Einzug in das Haus, wo man ihn in einem Zimmer des ersten Stockwerks niederlegte, dessen Temperatur in Folge eines wohlgeheizten Ofens eine ganz erträgliche war. Dort legte man ihn auf ein Bett, und der Kapitän ergriff seine Hand.
    Diese Hand war buchstäblich gefroren. Man löste die Decken und Pelzhüllen, welche Thomas Black, der wie ein Packet verschnürt war, umschlossen, und fand darunter einen dicken, kleinen Mann von gegen fünfzig Jahren, mit graulichen Haaren und struppigem Barte, dessen Augen geschlossen und dessen Lippen zusammengepreßt waren, als wären sie mit Leim verbunden. Dieser Mann athmete gar nicht, oder doch nur so schwach, daß er dadurch keinen Spiegel getrübt hätte. Joliffe entkleidete ihn weiter, und wendete und drehte ihn immer hin und her mit den Worten:
     

    »Das ist mein Reisender!« (S. 23.)
     
    »Nun vorwärts, mein Herr! Wollen Sie denn nicht wieder zu sich kommen?«
    Die also angeredete Persönlichkeit schien aber nur noch ein Leichnam zu sein. Um in ihm die entschwundene Wärme wieder zurückzurufen, fand Joliffe nur ein heroisches Mittel, welches darin bestand, den Patienten in den heißen Punsch zu tauchen.
     

    Wie der Astronom aufgethaut wird. (S. 26.)
     
    Ohne Zweifel zum Glücke für Thomas Black kam Lieutenant Jasper
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher