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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze
Autoren: Jules Verne
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diese Sonnenfinsterniß erst im nächsten Jahre, also 1860, statthaben wird?
    – Ich hatte ja gehört, Herr Kapitän, daß die Compagnie eine Expedition nach dem nördlichen Küstengebiet und über den siebenzigsten Breitengrad hinaus entsende, und wollte also die Abreise des Lieutenant Hobson nicht verfehlen.
    – Herr Black, versetzte der Kapitän, wäre der Lieutenant schon fort gewesen, so würde es mir eine Ehre gewesen sein, Sie bis an die Küsten des Eismeeres zu geleiten.«
    Endlich wiederholte er dem Astronomen, daß dieser völlig auf ihn rechnen könne, und nannte ihn nochmals in Fort-Reliance herzlich willkommen.
Viertes Capitel
Eine Factorei.
    Der Sklavensee ist einer der größten, welchen man über dem einundsechzigsten Breitengrade begegnet. Er ist bei fünfzig Meilen Breite einhundertundfünfzig Meilen lang und liegt unter 61°25’ nördlicher Breite und 144° westlicher Länge. Seine ganze Umgebung dacht sich von weither nach einem gemeinschaftlichen Mittelpunkte, eben jener Bodensenkung hin, ab, welche der erwähnte See ausfüllt.
    Die Lage dieses Sees, mitten in den Jagdgebieten, welche früher von Pelzthieren fast übervölkert waren, hatte von jeher die Aufmerksamkeit der Compagnie erregt. Zahlreiche Wasserläufe mündeten in denselben, oder entsprangen aus ihm, wie der Mackenzie, der Foin-Fluß, der Athapeskow u.a.m. An seinen Ufern waren einige ansehnliche Forts errichtet, wie Fort-Providence im Norden und Fort-Resolution im Süden. Fort-Reliance selbst lag am nordöstlichen Ende des Sees, nur dreihundert Meilen vom Chesterfield-Busen, den die Gewässer der Hudsons-Bai füllen.
    Der Sklavensee ist von kleinen, zwei-bis dreihundert Fuß hohen Inseln, auf welchen Granit und Gneiß da und dort zu Tage steht, so zu sagen übersäet. Sein nördliches Ufer ist von dichtem Gehölz besetzt, welches an jenen dürren und eisigen Theil des Festlandes grenzt, der den Namen des »verwünschten Landes« nicht mit Unrecht erhalten hat. Dagegen ist die aus kalkigem Boden bestehende Gegend im Süden flach, ohne jeden Hügel oder irgend eine Bodenerhebung. Dort zieht sich die Grenze hin, welche die großen Wiederkäuer Amerikas, die Büffel und Bisonochsen, fast nie überschreiten, und deren Fleisch fast die ausschließliche Nahrung der canadischen und eingeborenen Jäger bildet.
    Der Baumbestand im Norden bildet prächtige Wälder. Es ist nicht zu erstaunen, daß man in einer so entlegenen Gegend doch einen so schönen Pflanzenwuchs antrifft. Wirklich liegt der Sklavensee nicht in höherer Breite, als etwa Stockholm und Christiania in Schweden und Norwegen. Doch gehört hierzu die Bemerkung, daß die Isothermen, d.h. die Linien der gleichen Wärme, fast gar nicht den Breitengraden parallel laufen, und daß Amerika in gleicher Breite ungleich kälter ist, als Europa. Im April liegt in den Straßen New-Yorks z.B. noch Schnee, während diese Stadt etwa mit den Azoren in gleicher Breite liegt. Es kommt das daher, daß die Natur eines Continentes, seine Lage bezüglich der Meere, und selbst seine Bodengestaltung, von großem Einflusse auf sein Klima ist.
    Fort-Reliance war zur Sommerzeit von Grün umgeben, an dem sich das Auge nach dem langen, strengen Winter ergötzte. Die Wälder bestanden in der Hauptsache aus Pappeln, Fichten und Birken. Die See-Eilande trugen herrliche Weidenbäume. Wild war im Ueberflusse darin und verließ es sogar während der schlechten Jahreszeit nicht. Mehr nach Süden zu erlegten die Jäger des Forts reichlich Bisonochsen, Elennthiere und eine Art canadischer Stachelschweine, deren Fleisch sehr geschätzt ist. Die Gewässer des Sklaven-Sees waren sehr fischreich. Seeforellen erlangten darin eine außergewöhnliche Größe und öfters ein Gewicht von über sechzig Pfunden. Hechte, gefräßige Quappen, eine Art Schattenfisch, den die Engländer den »blauen Fisch« nennen, ganze Legionen »Tittamegs«, der »weiße Corregu« der Naturforscher, vermehrten sich darin im Ueberfluß. Die Nahrungsfrage bot demnach für die Insassen des Fort-Reliance eine leichte Lösung, und unter der Bedingung, daß sie sich den Winter über wie die Füchse, die Marder, die Bären und andere Pelzthiere bekleideten, konnten sie es wohl mit der Strenge des Klimas aufnehmen.
    Das genannte Fort bestand zunächst aus einem hölzernen Hause mit Erdgeschoß und einem Stockwerke, welches dem Commandanten und dessen Officieren zu Wohnungen diente. Rund um dieses Haus befanden sich die Wohnstätten der Soldaten, die
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