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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Autoren: Rebecca Gabl
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Zeuge, oder? Wer ist sie überhaupt?“
    „Meine Schwester.“
    Er schwieg pikiert.
    Die Menge drängte näher heran. „Sie soll hängen! Ihr dürft sie nicht schützen, Waringham!“
    Der Sheriff ruckte sein Kinn in ihre Richtung. „Hört Ihr das? Wollt Ihr im Ernst verlangen, dass ich eine Woche vor der Krönung eine Revolte in meiner Stadt riskiere?“
    Warum wollen sie jedesmal, jedes verdammte Mal Waringham-Blut vergießen, wenn diese Stadt sich erhebt, fragte Robin sich bitter.
    Er nahm Agnes’ Arm und wandte sich der Menge zu. Er hob die Hand, und sie wurden still.
    „Ich verstehe euren Zorn. Und ihr habt ja recht. Aber weder der Lord Sheriff noch ihr dürft über diese Frau richten.“
    „Und warum nicht?“ verlangte eine dralle Handwerkersfrau zu wissen. „Wir alle haben gesehen, was sie getan hat! Gebt sie heraus!“
    Ein kräftiger Maurergeselle streckte plötzlich die Hand aus und packte Agnes’ Knöchel. Sie biss sich auf die Lippen und senkte den Blick.
    Der Sheriff legte die Hand an sein Schwert. Robin machte eine verstohlene, abwehrende Geste in seine Richtung und umklammerte Agnes’ Arm noch ein wenig fester.
    „Bevor ihr sie bekommt, werdet ihr mich töten müssen. Ich kann euch gewiss nicht hindern. Aber habt ihr nicht Henry of Lancaster die Tore geöffnet, damit das Recht wieder in die Stadt und das Land zurückkehrt?“
    Sie murmelten und raunten. „Lang lebe Lancaster!“ war hier und da zu hören, ein wenig unentschlossen noch, aber immer mehr nahmen den Ruf auf. Robin sah dem Mann in die Augen, der immer noch Agnes Fuß gepackt hielt. Nach einem Moment ließ er sie los, schlug die Augen nieder und murmelte: „Lang lebe Lancaster.“
    Robin atmete tief durch. „Also dann. Geht nach Hause und vertraut auf das Urteil eures neuen Königs!“
    Es wirkte. Ihre Wut verrauchte. Die Menge begann, sich zu zerstreuen. Nur ein paar Hartnäckige blieben, um das Zerstückeln der Leiche noch mit anzusehen.
    Der Lord Sheriff schüttelte den Kopf, warf Agnes noch einen befremdeten Blick zu und wandte sich ab. Über die Schulter brummte er: „Dann kann ich Euch also getrost die Verantwortung zur Aufklärung dieses Vorfalls übertragen.“
    „Seid unbesorgt.“
    Der Sheriff nickte erleichtert. Er stieg auf sein Pferd und ritt in Begleitung des Lord Coroner davon, während seine Männer zurückblieben und Mortimer losbanden.
    Robin sah ihn ein letztes Mal an. Seine hellgrauen Augen blickten starr und leer, aber um seinen Mund lag ein fast glückseliges Lächeln. Kein Zweifel, er hatte Agnes erkannt, als er starb.
    * * *
    Am dreizehnten Oktober im Jahre des Herrn 1399 wurde Henry of Lancaster vom Erzbischof von Canterbury in Westminster gesalbt und zu Henry IV von England gekrönt.
    Robin empfand tiefe Zufriedenheit und einen beinah väterlichen Stolz, als er vor ihm niederkniete, um ihm seinen Lehnseid zu schwören, Seite an Seite mit Edward. Doch eigentlich hatte Robin den ganzen Tag lang keine ruhige Minute, denn er wusste, dass zuhause in Waringham seine Frau in den Wehen lag. Die Krönungsfeierlichkeiten dauerten den ganzen Tag und bis spät in den Abend. Als sie zu Ende gingen, nahm Robin den König beiseite und erbat seine Erlaubnis, nach Hause zu reiten. Sie wurde huldvoll gewährt.
    Robin kam noch vor Sonnenaufgang in Waringham an. Im rasenden Galopp ritt er über den Mönchskopf und zur Burg hinauf, deren Zugbrücke nicht länger verschlossen war. Die Wachen riefen ihm einen respektvollen Gruß zu, aber er hörte sie nicht. Er sprang aus dem Sattel und stürmte mit langen Schritten hinein und die Treppen hinauf.
    „Blanche! Blanche?“
    Oben fing seine Schwester ihn ab, schloss ihn lächelnd in die Arme und küsste seine Wange. „Es ist ein Junge, Robin. Es geht beiden gut. Komm, lass sie schlafen, du kannst sie später sehen.“
    „Ein Junge?“
    „Ja.“
    Er grinste selig. „Oh, Agnes. Ich weiß, dass Blanche es so wollte …“ Er drückte sie an sich.
    „Ja, das wollte sie. Und sie bekommt ja letztlich immer, was sie will, nicht wahr?“
    „Du hast recht. Übrigens bringe ich gute Neuigkeiten für dich. Anlässlich seiner Krönung hat der König eine Amnestie verkündet. Sie gilt auch für dich.“
    Agnes hob das Kinn. „Das will ich dem König auch geraten haben …“
    Zusammen betraten sie den behaglichen Wohnraum über der Halle. Draußen wurde es langsam hell, und der letzte, schwache Rosenduft strömte mitsamt der milden Herbstbrise herein. Raymond und Mortimer saßen
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