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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Autoren: Rebecca Gabl
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Verurteilten gern mit auf den Weg gaben. Für Mortimer empfanden sie weder Hochachtung noch Mitgefühl. Sie hassten ihn ebenso leidenschaftlich, wie sie Richard hassten.
    Mortimer Dermond war nie ein Feigling gewesen. Er zeigte auch jetzt keine äußeren Anzeichen von Furcht, er stand reglos, mit fast versteinerter Miene und würdigte die johlende Menge keines Blickes. Doch es brauchte nicht viel Vorstellungskraft, um sich auszumalen, wie es in Wirklichkeit in ihm aussah. Jeder, der dem ins Auge sah, was er vor sich hatte, musste sich bis ins Mark fürchten. Die Gelassenheit konnte nicht mehr als dünne Tünche sein.
    Auf ein Zeichen des Sheriffs führten die Soldaten ihn unter den Galgen, banden ihm die Hände auf den Rücken und legten ihm den Strick um den Hals. Dann packte der Scharfrichter ihn am Ellenbogen, um ihn auf die Leiter zu ziehen.
    Plötzlich wandte Mortimer den Kopf und sah Robin direkt an. „Gehab dich wohl, Königsmacher! Ich wünsche dir ein langes Leben. Lang genug, um zu erleben, was es einbringt, wenn ein ganzes Volk seinen rechtmäßigen König verrät! Mit meinem letzten Atemzug verfluche ich dich und dein Haus und alle, die dir angehören. Wir sehen uns in der Hölle wieder.“
    Robin schluckte trocken und erwiderte nichts.
    Unter dem Jubel der Menge hängten sie Mortimer auf und schnitten ihn nach ein paar Minuten wieder herunter. Keuchend und hustend lag er im Schlamm. Sie brachten ihn rüde auf die Füße und führten ihn zu einem hölzernen Gerüst hinüber, das auf einem erhöhten Sockel errichtet worden war. Sie banden ihn mit einem dicken Strick daran fest, seine Hände waren immer noch auf seinem Rücken gefesselt. Der Scharfrichter trat wieder auf ihn zu und schlitzte mit einem großen, scharfen Dolch das dreckverschmierte Surkot und das Wams darunter auf. Mortimer schloss die Augen. Robin musste sich zusammennehmen, um es ihm nicht gleich zu tun. Er zitterte am ganzen Leib. Der Henker setzte sein Tranchiermesser auf der linken Seite des entblößten Bauches an, um den ersten Schnitt zu tun. Drei weitere würden folgen, bis die Gedärme freilagen.
    Plötzlich stieg einer der Soldaten des Sheriffs auf das Podest und überprüfte noch einmal den Strick. Dann trat er auf den Scharfrichter zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Wegen der schwarzen Maske war das Gesicht des Henkers nicht zu erkennen, aber er schien für einen Augenblick zu zaudern, als sei er verwirrt. Der Soldat nahm ihm den Dolch aus der Hand, wandte sich ohne Eile an Mortimer und rammte ihm die scharfe Klinge mitten ins Herz.
    Für einen Augenblick herrschte eine vollkommene Stille unter den Galgenulmen von Tyburn. Dann begann die betrogene Menge zu brüllen und zu toben. Unter wütendem Geschrei drängten sie auf das Gerüst zu, wo die Männer des Sheriffs ihren verräterischen Kameraden gepackt hatten.
    „Hängt das Schwein auf!“ verlangte eine dunkle Frauenstimme. Die umstehenden nahmen den Ruf auf, und bald hallte der Platz davon wider.
    Der Übeltäter stand still und unternahm keinen Versuch, sich aus dem eisernen Griff zu befreien. Ein weiterer Soldat trat auf ihn zu und riss ihm den Helm vom Kopf. Er enthüllte eine fast weiße Lockenflut und ein faltiges aber dennoch schönes Frauengesicht mit durchdringenden, blauen Augen.
    Das steigerte die Wut der Menge auf eigentümliche Weise. „Tod der Verräterhure!“ schrien sie. „Hängt sie auf!“
    Die Soldaten sahen fragend zum Sheriff hinüber, der erst ratlos die Schultern hob und dann nickte.
    Robin drückte Hector die Fersen in die Seite und bahnte sich einen Weg durch die wogende Menge auf die Richtstätte zu. Sie machten ihm Platz. Jetzt erkannten sie ihn, raunten und wichen vor ihm zurück. Robin saß ab und stieg die zwei hölzernen Stufen hinauf.
    „Lasst sie los“, sagte er leise. Die Soldaten folgten zögernd.
    Robin sah seine Schwester kopfschüttelnd an. „Und kannst du mir sagen, was ich jetzt tun soll?“
    Agnes’ Augen waren angstvoll aufgerissen. „Robin, ich habe es seiner Mutter versprochen …“
    Robin sah über ihre Schulter auf Mortimers zusammengesunkene, besudelte Leiche. Der Anblick erschütterte ihn, aber jetzt war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, mit seinen widersprüchlichen Empfindungen zu ringen.
    Er wandte sich an den Sheriff. „Sir, ich wäre Euch ausgesprochen dankbar, wenn Ihr dafür sorgen würdet, dass sie sich vor einem Gericht verantworten kann.“
    Der Sheriff grunzte verstimmt. „Wozu? Ganz London war
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