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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Autoren: Rebecca Gabl
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gezehrt, und er hatte keine rechte Kraft mehr, um ihrer Gefangenschaft zu trotzen. Raymond versuchte alles, um ihm Mut zu machen, aber Harry war sicher, dass er bald sterben würde. Er hatte resigniert und wünschte beinah, er müsse nicht mehr allzu lange warten.
    Als es klopfte, zog Raymond erstaunt die Brauen in die Höhe. „Nanu, was sind das für neue Sitten?“
    Er ging zur Tür und öffnete. Auf der Schwelle stand ein Benediktiner in einer ordentlichen, schwarzen Kutte mit weiter Kapuze, in der Hand hielt er ein großes Holzkreuz.
    Raymond trat einladend beiseite. „Oh, das ist sehr freundlich von Euch, Bruder. Ihr werdet sehnsüchtig erwartet.“
    Der Bruder trat ein und schloss die Tür.
    Raymond wandte sich um. „Harry, hier ist …“
    Er sah aus dem Augenwinkel, dass der Mönch das Kreuz auseinanderzog, Stahl blitzte auf. Im nächsten Moment hatte er sich von hinten auf ihn gestürzt, und Raymond spürte einen scharfen, stechenden Schmerz im Rücken.
    „Ich habe mich auf die feigen Methoden deines Vaters verlegt“, zischte eine heisere Stimme in sein Ohr, und Raymond fühlte ein Reißen, als die Klinge aus seinem Körper gezogen wurde. Er schlug zu Boden und versuchte sogleich, wieder aufzustehen. Aber es ging nicht. Es war, als wäre er am Boden festgenagelt. Er konnte nicht atmen, und plötzlich war ihm furchtbar kalt.
    „Wache“, keuchte er verwirrt, und dann ging ihm auf, wie sinnlos es war. Selbst, wenn seine Stimme laut genug gewesen wäre, wären sie auf sein Rufen ganz sicher nicht gekommen.
    „Raymond!“ rief Harry angstvoll.
    Raymond hob mühsam den Kopf. Der Mönch warf mit einer einzigen Bewegung die Kutte ab und enthüllte eine Rüstung. Er zog sein Schwert und ging langsam auf Harry zu.
    „Was immer dein Vater dem König stiehlt, dir wird er es nicht hinterlassen können.“
    Die See war stürmisch gewesen, und Robin war schlecht. Er versuchte, diesen Umstand nach Kräften zu ignorieren. Mit zehn seiner Ritter schlich er ganz nah an der Burgmauer auf das Haupttor zu. Der scharfe Wind wehte ihnen heftige Regenböen ins Gesicht und machte es schwer, auf Geräusche vom Tor zu lauschen. Auf den Zinnen waren keine Wachen zu entdecken.
    Langsam und lautlos zogen sie die Schwerter, und Robin glitt in den Schatten des Torbogens. Die anderen blieben zurück.
    Zwei Wachen traten ihm entgegen. „Was wünscht Ihr?“ fragte der erste argwöhnisch. Dann riss er die Augen weit auf. „Großer Gott, Waringham …“ Er legte die Hand an das Heft seines Schwertes, aber noch ehe Robin seinen Leuten ein Zeichen geben konnte, hatte der zweite Wachsoldat den ersten von hinten gepackt, hielt ihm den Mund zu und drückte ihm mit dem Unterarm die Luft ab.
    Er nickte Robin zu. „Gott sei gepriesen, dass du gekommen bist, Onkel Robin. Nur Ed Fitzroy und ich konnten uns hier unter die Wachem mischen. Die anderen wurden abkommandiert, zurück nach England.“ Sein überrumpelter Kamerad wehrte sich heftig. Robin trat einen Schritt näher und nahm ihm den Helm vom Kopf. Roger Finley schlug ihm mit der Faust gegen die Schläfe, und er sackte bewusstlos in sich zusammen. Roger ließ ihn achtlos fallen.
    „Wieviele Männer des Königs sind hier außer euch?“ fragte Robin.
    „Zwanzig.“
    Robin winkte seine Ritter herbei. „Ihr habt es gehört. Zwei zu eins. Seid vorsichtig. Unterschätzt die Männer der Garde nicht und vergesst nicht, was wir besprochen haben.“
    Während Francis Aimhurst die anderen in den Innenhof führte, mit möglichst viel Radau ein paar Wachen in einen Kampf verwickelte und wie beabsichtigt immer mehr herbeilockte, gelangte Robin unbemerkt ins Innere der Burg. Sein Neffe Roger hatte ihm gesagt, wo er die Gefangenen finden würde.
    Sowohl an der Treppe als auch vor der Tür zu Harrys und Raymonds Quartier stieß er auf heftigen Widerstand, aber der Kampf im Hof hatte die meisten Bewacher hinausgelockt. Sein letzter Gegner war kaum zu Boden gesunken, als Robin die Tür entriegelte und aufstieß. Auf der Schwelle erstarrte er einen Moment.
    Zu seinen Füßen lag sein Sohn reglos in einer Blutlache. Er lag auf der Seite, das todesbleiche, unschuldige Jungengesicht mit den geschlossenen Augen war Robin zugewandt.
    Am anderen Ende des Raumes kniete Harry und betete. Mortimer stand mit blankem Schwert ungeduldig neben ihm. Als er den Türriegel hörte, sah er kurz über die Schulter. Dann packte er Harry am Schopf und hob die Waffe. „Mehr Zeit bleibt nicht.“
    Mit einem erstickten Laut
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