Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Autoren: Rebecca Gabl
Vom Netzwerk:
emporgehoben wurde, riss die Augen auf und sah sich verstört um. Isaac kniete neben ihr auf dem Bett und hatte sie an sich gezogen. Ihr Kopf lag an seiner Brust. Sie hörte sein Herz schlagen. Es raste fast so wie ihres. Die kleine Elinor fing in ihrer Wiege am Fußende des Bettes an zu wimmern.
    Anne presste das Gesicht gegen Isaacs Schulter, und er drückte sie noch ein wenig fester an sich. Er spürte, wie sie zitterte.
    „Isaac … es ist so grauenvoll.“
    „Das muss es sein. Ich habe dich noch nie so schreien gehört. Erzähl’s mir“, sagte er leise.
    „Du musst sofort einen Boten zu Vater und Henry schicken. Auf der Stelle.“ Ihre Stimme klang erstickt. Denn sie wusste, dass es schon zu spät war. Sie spürte es ganz deutlich.
    Er strich ihr über den Rücken. „Es wird so gut wie unmöglich sein, sie zu finden. Sie marschieren nach Süden, sie könnten überall sein.“
    „Sie werden nach Chester gehen und vor dem König dort eintreffen. Isaac, tu, was ich sage, bitte.“
    „Natürlich tue ich, was du sagst. Tu ich das nicht immer? Was hast du geträumt? Ist Robin …“
    „Nicht Vater. Raymond.“ Sie machte sich von ihm los, fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und lehnte die Stirn gegen den dicken, hölzernen Bettpfosten. Dann erzählte sie ihm, was sie gesehen hatte.
    Isaac stand auf und begann, sich anzuziehen. „Ich gehe selbst.“
    „Ja. Sei vorsichtig.“
    Er brachte ihr ihre weinende Tochter. Anne legte sie an und strich ihr abwesend über den Kopf.
    Isaac zog sich die Stiefel an, beugte sich zu ihr herunter und umarmte sie kurz. Dann ging er zur Tür, warf einen letzten Blick auf seine Frau und seine Tochter und eilte hinaus.
    Der König konnte das Drängen seines Onkels York auf Rückkehr nicht länger ignorieren. Er verließ Irland beinah überstürzt und ließ Harry und Raymond mit einer Wache in der finsteren Burg von Trim zurück.
    Er hatte den Earl of Salisbury mit der Hauptstreitmacht vorausgeschickt, um in Nordwales zusätzliche Truppen auszuheben. Selbst nur von einem müden Häuflein begleitet, landete er in Haverfordwest und begab sich auf den Weg entlang der Küste nach Chester. Seine Bemühungen, Soldaten anzuwerben, blieben fruchtlos.
    Derweil verwandelte sich Henrys eiliger Vormarsch nach Südwesten in einen Siegeszug. Große und kleine Lords der Welt und der Kirche strömten ihm zu. Nirgendwo stieß er auf ernstlichen Widerstand. In Berkley holte er seinen Onkel York ein, der die Regierungsgeschäfte aus seinen unfähigen Händen gelegt und sein Heil in der Flucht gesucht hatte. Henry begrüßte ihn höflich und nahm ihn mit nach Bristol, wo er ihn überredete, die Übergabe der Burg zu befehlen. Zwei der berüchtigtsten Männer aus Richards Kronrat wurden in Bristol gefangengenommen und ohne viel Aufhebens hingerichtet. Von dort eilte er weiter nach Chester. Die Stadt, die dem König immer treuer gewesen war als jede andere, öffnete Henry willig die Tore.
    Unterdessen verbrachten Harry und Raymond bange Tage und Nächte in der unwirtlichen Burg an der irischen Küste. Es war meistens regnerisch und stürmisch, aber selbst bei gutem Wetter hätten sie nicht hinaus gekonnt. Niemand machte sich mehr die Mühe, den Anschein zu erwecken, sie seien Gäste. Man hatte ihnen die Waffen abgenommen, zwei Wachen standen Tag und Nacht vor der Tür zu ihrem unkomfortablen Quartier, und es waren immer Fremde. Nur einmal hatte Roger Finley ihnen das Essen gebracht. Ob sonst noch einer ihrer Freunde in Trim war, wusste Raymond nicht. Also verbrachten sie die Tage in Furcht und Untätigkeit, und Raymond bestand darauf, das Essen vorzukosten.
    „Wozu?“ fragte Harry düster. „Wenn sie mich vergiften wollen, und du stirbst an meiner Stelle, werden sie es eben beim nächsten Frühstück tun.“
    „Trotzdem. Vielleicht sollten wir einfach dazu übergehen, das Essen nicht mehr anzurühren. Sie werden uns holen, ehe wir verhungert sind.“
    „Glaubst du wirklich?“
    „Ja.“
    „Wie willst du das wissen? Wir haben keine Nachrichten gehört, seit wir hier eingesperrt sind.“
    „Aber so, wie ich die letzten Nachrichten verstanden habe, steht ganz England hinter deinem Vater. Der König kann es Verrat und Rebellion nennen, bitte, aber wenn jeder Mann in England ein Verräter ist und gegen den König rebelliert, dann stimmt irgendwas nicht, oder?“
    Harry nickte, aber ohne echte Überzeugung. Die langen Monate, die er dem König ausgeliefert gewesen war, hatten an ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher