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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Autoren: Rebecca Gabl
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einem Holzsteg überquerten. Dahinter erhoben sich die ersten Häuser von Curn, einem kleinen Dorf, kaum mehr als ein Weiler, wo die Bauern lebten, die die klösterlichen Felder bewirtschafteten. Oswin führte sie auf einem staubigen Weg an der armseligen Holzkirche vorbei, am Haus des Dorfpfarrers und dem Wirtshaus. Damit ließen sie den Dorfplatz hinter sich, und die Häuser wurden wieder spärlicher.
    Sie sprachen nicht. Es gab auch nichts zu bereden. Das Geschäft mit Oswin war über mehrere Wochen verhandelt worden und vor zwei Tagen zum Abschluss gekommen. Er hatte seinen Lohn, und er wusste, was sie dafür wollten. Weder Robin noch Lionel verspürten Neigung, dem anderen einzugestehen, dass sie weiche Knie hatten und kaum genug Spucke im Mund, um zu schlucken. Sie liefen stumm nebeneinander her und waren dankbar für die relative Dunkelheit.
    Plötzlich hielt Oswin an. Beinahe wären sie gegen ihn geprallt. „Hier ist es“, raunte er. „Wartet. Und seid um Himmels willen leise!“
    Sie nickten.
    Oswin hatte sie zu einem kleinen Holzhaus gebracht, das noch armseliger schien als die anderen. Das Dach neigte sich in einem verwegenen Winkel, als wolle es jeden Moment abstürzen. Es gab keinen Kamin. Nur ein einziges Fenster neben der Tür gähnte sie schief an wie das Maul eines Ungeheuers. Ein wenig Rauch und zuckendes Licht drangen heraus.
    Oswin näherte sich weder Fenster noch Tür. Er trat stattdessen an die Rückwand des Häuschens, beugte sich ein wenig vor und stand dann still. In dieser Haltung verharrte er so lange, bis die beiden Jungen ungeduldig wurden. Magisch angezogen traten sie näher.
    „Was ist?“, flüsterte Robin, heiser vor Aufregung.
    Oswin wandte sich zu ihm um und legte einen Finger an die Lippen. „Jungs, ihr kriegt wirklich was geboten für euer Geld“, versprach er tonlos. Dann winkte er sie näher, machte ihnen mit den Händen Zeichen, nur ja kein Geräusch zu verursachen, und wies mit den Zeigefingern auf zwei Astlöcher in der Wand, nahe nebeneinander, eins höher, eines niedriger. Dann klopfte er Robin grinsend die Schulter und schlenderte Richtung Wirtshaus davon, zweifellos um festzustellen, wie betrunken sein Vater inzwischen war.
    Robin überließ Lionel das niedrigere Loch, lehnte behutsam die Stirn an die rohe Holzwand und spähte hinein. Zuerst konnte er nicht viel erkennen. Drinnen schien es dunkler zu sein als hier draußen. Er war enttäuscht und erleichtert zugleich. Gerade, als er sich abwenden und von Oswin sein Geld zurückfordern wollte, erhaschte er eine Bewegung. Und dann erkannte er mit einem Mal Formen. Er hielt den Atem an.
    Das Häuschen bestand nur aus einem einzigen Raum. Nahe der Tür befand sich eine kleine Kochstelle. Das Holz war fast heruntergebrannt, nur hier und da züngelten noch Flammen aus der Glut; der unruhige Lichtschein, den sie durch das Fenster gesehen hatten. An der Wand zur Linken befand sich ein Bett, ein üppiges Strohlager mit einer Wolldecke darauf. Und auf dem Bett saß Emma, die Witwe des Kuhhirten, der diese jämmerliche Hütte gehörte. Es hieß, sie sei siebzehn gewesen, als ihr Mann vor zwei Jahren von einem wilden Stier aufgespießt worden war, und es hieß weiter, dass Emma sich ihre Witwenschaft nicht sonderlich zu Herzen nahm. Sie war eine von Natur aus fröhliche, lebenslustige junge Frau, und sie war wunderschön. Die Schüler von St. Thomas ließen sich keine Gelegenheit entgehen, einen Blick auf sie zu werfen, wenn sie gelegentlich sonntags das Hochamt in der Klosterkirche besuchte, und tagelang schwärmten sie heimlich oder offen von dem, was sie gesehen hatten. Was betet ihr sie aus der Ferne an, hatte Oswin halb verächtlich, halb belustigt gefragt. Für einen halben Penny könnt ihr sie haben.
    Sie hatten nicht so recht verstanden, was er meinte, und Bruder Anthony hatte ihre Unterhaltung unterbrochen und Oswin vom Schulgelände gejagt, ehe sie ihn um eine Erklärung bitten konnten. Doch Oswin hatte offenbar recht gehabt. Denn Emma war nicht allein. Und sie war nackt.
    Fassungslos starrte Robin auf ihre großen Brüste – riesig erschienen sie ihm, wie Euter. Er dachte an den verstorbenen Kuhhirten und unterdrückte ein nervöses Kichern. Ihre Haut erschien im schwachen Feuerschein kupferfarben, die Höfe und Warzen ihrer großzügigen Brüste schwarz. Nicht zum ersten Mal spürte Robin dieses unerklärliche, herrliche und gleichzeitig schreckliche Gefühl irgendwo tief unten in seinem Körper. Aber es war noch
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