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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei
Autoren: C.J. Cherryh
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du mir, Elritze? Sage ich die Wahrheit?«
    »Ich weiß es nicht, Duun.« Dorn wollte sich setzen. Er wollte irgendwohin gehen. Er sah keine Zuflucht auf diesem Boden, unter diesen Fenstern.
    »Es ist die Wahrheit«, sagte Duun. »Das Ohr fängt diese Botschaften auf. Vielleicht liegt es irgendwie an den Gehirnbahnen; vielleicht hat es etwas damit zu tun, das eigene Gesicht zu kennen. Vielleicht liegt es an beidem, daß du die Laute auf den Bändern perfekt wiederholst; kein Shonun kann mit diesen vielen Konsonanten fertig werden - kein Shonun kann die Ausdrücke der Gesichter auf diesem Band lesen - außer vielleicht mir, vielleicht manchmal auch Sagot. Du hast es mir beigebracht. Du hast mir deine Reflexe und deine innersten Gefühle beigebracht; und als wir dir den Wortschatz vermittelt hatten, warst du in der Lage, selbst dahinterzukommen. Vielleicht liegt es an den andersartigen Gehirnbahnen, die Götter allein wissen es. Du fingst an, damit klarzukommen. Dazu bist du erschaffen worden.«
    »Um hier zu leben? Um damit zu arbeiten?«
    »Sagt dir das nicht zu?«
    »Duun - bring mich nach Hause. O ihr Götter, bring mich wieder nach Hause!«
    »Haras, brich hier nicht vor mir zusammen. Du bist nicht soweit gekommen, um mich wie ein Kind anzubetteln.«
    Dorn ging näher zum Fenster und stellte sich mit dem Rücken dazu. Damit ersparte er sich den Ausblick. Damit setzte er Duuns Gesicht ins Licht und das eigene ins Dunkel. »Komm mir nicht mit Tricks! Ich kann nicht...« (Kann nicht, Elritze?) Schweigen trat ein.
    »Die Sendungen treffen in regelmäßigen Abständen ein«, sagte Duun mit ruhiger und gleichmäßiger Stimme. »Sie wiederholen sich zum größten Teil. Was sagen sie?«
    »Ich habe es dir schon gesagt.«
    »Du ermutigst mich.«
    »Wozu?« Dorn blickte zum Fenster hinauf; die Perspektive zerstörte die Illusion und verwandelte sie in eine bedeutungslose bloße Mischung aus grellem Licht und Dunkelheit. Er zuckte davor zurück und drehte sich wieder um. »Ist das der Grund, warum sie Angst vor mir haben?«
    »Ich habe ein Alien angenommen, es gehalten, es gefüttert und gewärmt - es war klein, aber es würde noch wachsen. Ich nahm es mit hinauf auf einen Berg und lebte allein mit ihm. Ich schlief mit ihm unter einem Dach, ich machte es wütend, ich ermutigte es und trieb es an - und ich hatte Alpträume, Elritze, in denen ich davon träumte, daß es sich gegen mich wandte. Manchmal, wenn ich es hielt, kriegte ich eine Gänsehaut. All das habe ich gemacht.«
    (Duun ... O ihr Götter ...) Es ging schon über jeden Schmerz hinaus.
    »... Ich war ihm gegenüber mehr als fair. Ich gab ihm alles, was ich hatte. Ich tat einen Schritt nach dem anderen. Ich machte einen Shonun aus ihm. Ich lehrte es; stritt mit ihm; entdeckte seine Gedanken und vermittelte ihm Schritt für Schritt alles, was ich wußte. Jede Chance. Du wuchsest zu einem Shonun heran. Niemand wußte, was davon zu erwarten war. Als ich Ellud sagte, ich würde dich zu einem Hatani machen, war er entsetzt. Als die Welt es erfuhr, brach beinahe Panik aus. Egal. Das drang nie bis zu dir. Als ich Ellud sagte, ich würde dich zur Gilde bringen - na ja, Hatani war schon schlimm genug; ihre Urteile sind nur begrenzt. Aber dich in die Gilde zu führen - das war ein Erdbeben. Und du hast gewonnen. Du hast Tangan gewonnen. Du hast alles erreicht, Elritze.« 
    »Liebst du mich, Duun?«
    (Zustoßen und ausweichen.) Duuns vernarbtes Ohr zuckte, und er lächelte. Dieses Lächeln spiegelte Trauer und Zufriedenheit zugleich. »Das ist eine Hatani-Frage.«
    »Ich habe beim besten gelernt.«
    (Ein zweiter Angriff.) Duuns Mund spannte sich an der vernarbten Seite. »Ich will dir eine Geschichte erzählen, Elritze.«
    »Ist sie gut?«
    »Sie handelt davon, wie ich meine Finger verlor. Du hast es dich immer gefragt, nicht wahr? Das dachte ich mir. Niemand stellt an seine Verwandten die Fragen, die ihn wirklich interessieren - nachdem er herangewachsen ist. Und man kommt niemals auf die guten Fragen, bis es bei weitem zu persönlich geworden ist, sie zu stellen.«
    »War es mein Fehler?«
    »Ah, ich habe deine Deckung durchbrochen.«
    »Erzähl mir die Geschichte, Duun!«
    »Wir waren ausgesprochene Anfänger - ich bin sicher, daß Sagot dir das meiste davon erzählt hat. Die Tanun-Gilde führte uns in den Weltraum; zunächst war es nur ein bloßer Halt dort. Der Mond. Eine Station. Dann kamen die Gesellschaften nach.
    Wir hatten da und dort wissenschaftliche Stützpunkte.
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