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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Besessenen zum Aufgeben bringen können.
    „Beantworten Sie mir noch eine Frage. Wie sind Sie eigentlich an meine neue Telefonnummer gekommen?“
    „Nun, das war leicht.“ Schönemann blickte stolz. „Ein Anruf in der Agentur, in der Sie arbeiten hat genügt. Während Ihres Urlaubs. Ihr Kollege war sehr nett. Gern hat er dem schrulligen und leicht verwirrtem alten Onkel geholfen, der seine Lieblingsnichte zum Geburtstag einladen wollte und dummerweise die Nummer verlegt hatte.“
    Er sah Anne an. Sein Blick wirkte traurig. „Es tut mir leid für Sie Frau Seifert. Sie müssen mir glauben, dass ich das nicht gewollt habe. Aber scheinbar hat jede Geschichte ihre unschuldigen Opfer.“
    Anne erwiderte seinen Blick. Sie fühlte sich trotz allem stark. Sie würde nicht vor ihm zusammenbrechen. Stolz würde sie ihren Weg zu Ende gehen. Es gab keine Hoffnung mehr.
    Hannes wusste, wo die Papiere waren. Er würde sich den Ersatzschlüssel zu ihrer Wohnung bei Barbara holen und die Dokumente abliefern. Er würde hoffen, sie damit retten zu können. Er konnte nicht wissen, dass sie keine Chance mehr hatte.
     
    *
     
    Hannes startete den Wagen und fuhr etwas gesitteter Richtung Autobahn. Immer wieder spulte er die Worte des Mannes ab. Irgendwas hatte Hannes stutzig gemacht. Aber was?
    „ ... überlasse ich die Leiche Ihrer Angebeteten den Ratten.“ Das war es! Ein Geistesblitz zuckte durch Hannes Kopf. Hart drückte er das Gaspedal durch und bog nach links Richtung Schweich ab. „Wo willst du hin?“, rief Peter entsetzt und klammerte sich am Überrollbügel fest. Paula rutschte quietschend über die glatte Bracke gegen den Radkasten. „Ich wusste es doch! Es ist ganz logisch. Sie sind in der Grube Morgenstern! In dieser Grube wurde jahrhunderte lang Eisenerz abgebaut. Das Handy, es gehört Andreas Steinmetz! Die Initialen: A.S., verstehst du? Und Ratten, da sind Hunderte. Das hat mir der Schweicher Pächter mal erzählt. Er hat den Stollen vor Jahren besichtigt. Er ist heute für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich, wegen Einsturzgefahr. Es handelt sich um jede Menge unterirdische Gänge. Ein ideales Versteck. Irgendwo muss es noch einen versteckten offenen Eingang geben! Ich habe danach gesucht, aber nichts gefunden. Er hat es uns selbst gesagt: „Es gibt dort keinen Empfang“. Natürlich, Andreas hat das Handy weggeworfen, in der Hoffnung, dass es jemand findet!“ Das Bild wurde immer klarer, Hannes Sicherheit wuchs mit jedem Meter, den er dem grauenhaften Ort entgegenfuhr. Peter hingegen schüttelte nur unverständig den Kopf. „Hoffentlich hast du Recht!“, nuschelte er mehr zu sich selbst.
    Hannes parkte den Wagen vor einem kleinen Wasserhäuschen, einige hundert Meter von dem zugeschütteten Stolleneingang entfernt.
    „Den Rest gehen wir zu Fuß“, flüsterte er Peter zu.
    Leise pirschten sie das Obersäßer Tal aufwärts. Paula lief brav bei Fuß. Nach einer leichten Kurve sah Hannes einen blauen Lieferwagen. „Wir sind richtig“, hauchte er Peter zu, der dicht neben ihm herschlich. „Sie sind im Stollen!“
    Vorsichtig blickte Hannes sich um. Keine Menschenseele war zu sehen. Auch der Lieferwagen war leer.
    Wo war diese verdammte Tür? Paula schnüffelte aufgeregt am Boden herum und begann, erfreut mit dem ganzen Hinterteil zu wedeln. Vielleicht lag ja darin eine Chance. „Paula!“ Die Hündin sah Hannes erwartungsvoll an. „Wo ist Anne? Such!“
    Mit der Nase direkt am Boden führte sie der Hund immer tiefer ins Gebüsch. Und tatsächlich, irgendwann standen sie vor einer Tür in einem Hang. Versteckt von Gestrüpp und Sträuchern. Paula wimmerte und kratzte mit der Pfote daran. Die rostige Eisentür des Stollens war unverschlossen. Das alte Vorhängeschloss lag achtlos auf dem Boden.
    „Und nun?“, fragte Peter mit belegter Stimme. „Wir gehen rein!“, antwortete Hannes mutig und zog die Tür ein Stück weiter auf. Es quietschte entsetzlich. Sofort stoppte er. Er horchte. Stimmenfetzen drangen heraus und erstarben urplötzlich. Vorsichtig steckte Hannes seinen Kopf durch den Türspalt. Er hörte sie nun deutlich. Anne!
    Auch Paulas Ohren war die heißgeliebte Stimme nicht entgangen. Wie der Blitz verschwand sie quietschend in dem dunklen Gang. Mit einem heftigen Ruck zog Hannes die schwere Tür auf.
     
    *
     
    Wie von der Tarantel gestochen sprang Schönemann plötzlich auf. Auch Anne hatte das metallische Quietschen gehört. Das alte Tagebuch fiel Schönemann vom Schoß und landete
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