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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Schönemann Annes Frage in Richtung Andreas. Der war mit seinem Lied gerade bei, „in den dunklen Wald hinein“, angekommen. „Ist gut, Vater“, murmelte Andreas. Dann verstummte sein Gewimmer. Schönemann hob in einer entschuldigenden Geste die Schultern. „Er glaubt, ich bin sein Papi. Wahrscheinlich weil ich mich so rührend um ihn kümmere.“ Verächtlich spuckte Schönemann auf den staubtrockenen Boden.
    „Aber woher wissen Sie das alles?“ Anne hatte ihre Situation fast vergessen und wollte nun endlich alle Fragen beantwortet haben. Schönemann klopfte sich auf die Brusttasche seiner Jacke. „Wie gesagt, dass mit dem Eid ist mündliche Überlieferung. Eine Generation unserer Familie hat der nächsten die Geschichte erzählt. Immer und immer wieder.
    Leider ist der Aufenthaltsort der Besitzdokumente im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten, nur eine Information ist geblieben: Hinter dem Wappen. Alles andere steht hier drin.“ Stolz zog er ein altes in schwarzes Leder gebundenes Buch aus der Tasche. „Das Tagebuch von Ambrosius Carove.“
    „Im Original?“ Anne vergaß vollends wo sie war und wollte aufstehen, um sich das Buch anzusehen. Der Pistolenlauf schickte sie augenblicklich in die Wirklichkeit zurück. „Sitzen bleiben! Natürlich im Original.“ Er lächelte liebevoll und streichelte mit der Hand über den Buchrücken „Ich musste Mutter immer und immer wieder daraus vorlesen. Ich kann es mittlerweile auswendig … “
    „Und warum haben Sie den Schmuck überhaupt verloren“, Anne überlegte, „ich meine Ihre Familie. Warum wohnen Sie nicht im Haus Venedig?“
    Jetzt wies die Pistole auf Andreas Steinmetz. „Fragen Sie den da!“
    Anne schaute verwirrt. „Sein Vorfahr Jacob hat Ambrosius umgebracht. Obwohl von ihm aufgenommen und in Lohn und Brot stehend. Immer gut behandelt. Er hat ihn kaltblütig ermordet, den Schmuck an sich gerissen und sich aus dem Staub gemacht. Trier stand kurz vor einer Belagerung. Ambrosius wollte den Schmuck in Sicherheit bringen. In seine Heimat Italien. Er ist nicht weit damit gekommen, wie die Geschichte zeigt. Ambrosius Witwe und Nachkommen blieben mittellos zurück. Ambrosius Leiche samt dem Tagebuch in seiner Rocktasche haben sie zurückbekommen. Dann sind die Franzosen in Trier eingefallen und die Familie wurde ihres Hauses und all ihrer Habe beraubt und vertrieben.“
    Still blickte Schönemann eine Weile ins Leere. Andreas schnarchte leise vor sich hin. Dann erzählte er plötzlich weiter. „Ich denke, dieser undankbare Steinmetz hat sich damals ins Rheinland abgesetzt. Er hat die Goldmünzen verkauft und damit sein Geschäft begründet. Die Münzen tauchen nämlich in der heutigen Version des Familienschmucks derer von Steinmetz nicht auf. Im Tagebuch hier“, er klopfte wie zur Bestätigung auf das alte Leder, „sind sie detailgetreu beschrieben, so wie alle anderen Schmuckstücke auch!“
    „Ich weiß“, flüsterte Anne, „in den Besitzurkunden sind auch römische Goldmünzen erwähnt.“
    „Sehen Sie“, auffordernd blickte er sie an, „ich bin im Recht! Schon immer war meine Familie auf der Suche nach dem Verbleib der Schmuckstücke. Immer ohne Erfolg. Bis dieser arrogante Bernd Steinmetz sich damit in aller Öffentlichkeit brüsten musste! Glück für mich! Unzählige Schmuckzeitschriften habe ich abonniert, ständig im Internet recherchiert – und meine Mühe hat sich ausgezahlt.“ Er starrte Anne Beifall heischend an. „Sie glauben nicht, welches Gefühl des Glücks mich durchströmt hat, als ich unseren Schmuck dann endlich fand!“ Schönemann erhob sich und ging mit stolzgeschwellter Brust in der Höhle auf und ab. „Ich habe gefunden, was wir immer gesucht hatten! Ich habe erreicht, was niemand meiner Vorfahren geschafft hat!“ Er blieb ganz dicht vor Anne stehen und sah sie so durchdringend an, dass sie glaubte, gegen die Wand gedrückt zu werden. „Ich bin im Recht!“ schrie er, dass das Echo ihr wie Wellen in den Ohren dröhnte.
    „Das mag ja sein“, ging Anne zaghaft auf ihn ein, „aber was kann dieser Mann dafür?“ Sie legte ihre Hand auf Andreas Rücken. Er war glühend heiß. „Er hat weder Ambrosius umgebracht, noch Ihre Familie beraubt.“
    Schönemann starrte auf Andreas. „Jacobs Blut fließt in seinen Adern. Er ist ein Steinmetz und ruht sich auf den Früchten meiner Familie aus!“
    „Nicht mehr lange, so wie ich das sehe“, Anne resignierte. Mit nichts würde sie diesen von seiner Mission
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