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Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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aussehend. Lachend auf einem Jetski.
    „Ihrer Frau geht es gut“, stammelte sie hilflos, „Claire versucht alles, um Sie hier rauszuholen.“
    Teilnahmslos blickte er kurz in ihre Richtung. Dann wälzte er sich umständlich auf der Matratze herum und drehte Anne den Rücken zu.
    „Was haben Sie mit ihm gemacht?“, flüsterte Anne und sah Herrn Schönemann dabei in die Augen.
    „Er hat selber schuld“, verteidigte er sich. „Ich habe den Finger vor ein paar Tagen abgenommen. So sauber, wie es unter diesen Umständen möglich ist.“ Demonstrativ wies er mit den Händen durch die Höhle. „Was kann ich dafür, wenn er seine Griffel nicht aus dem Dreck heraushalten kann? Die Infektion kann er sich selbst zuschreiben.“
    Schönemann trat zur Matratze und befühlte Andreas Stirn. Leise sagte er: „Seit gestern hat er schwere Fieberschübe.“
    Dann kam er wieder auf Anne zu. „Ich habe Ihnen doch gesagt, er hat nicht mehr viel Zeit.“
    „Er muss in ein Krankenhaus!“, flehte Anne. „Nun, das kann er, sobald seine Frau den Schmuck herausrückt.“ „Aber Frau Steinmetz tut doch alles, sie weiß nicht, wo der Schmuck … “
    „Seien Sie still!“ Schönemann brüllte wütend und Anne wich erschrocken einen Schritt zurück. „Ich kann diese Ausrede nicht mehr hören.“ Er wirkte wieder gefasster. „Sie müsste ihn heute in der Post haben, das wird sie antreiben.“
    Anne erinnerte sich, dass Claire voller Angst von dieser Drohung erzählt hatte.
    „Wie gesagt, ich habe ihn schon vor ein paar Tagen abgenommen, aber dann ist was dazwischen gekommen.“ Er blickte zu Boden. „Mutter ist gestorben.“ Jetzt hatte er Tränen in den Augen. „Darüber habe ich den Finger fast vergessen.“
    „Aber was soll’s, ist nicht mehr zu ändern, nicht wahr?“ Sein Lächeln war noch schlimmer als sein Wutausbruch. „Setzen wir uns doch, wir haben eine lange Zeit zu warten bis Mitternacht.“
    Er wies Anne einen Platz auf der Matratze neben Andreas zu. Er selbst setzte sich auf einen wackeligen Holzstuhl.
    „Was passiert um Mitternacht?“ Eigentlich wollte Anne dies gar nicht wissen.
    „Um Mitternacht begleiten Sie mich zum Zitronenkreuz. Dort werden wir sehen, ob Harenberg was für uns hinterlassen hat. Wenn nicht … “ Er hielt die Pistole direkt auf Annes Gesicht.  „Peng. Wenn ja … “, langsam ließ er die Waffe sinken. Scheinbar schien er erst jetzt zu begreifen, dass er Anne nicht würde laufen lassen können. Er schluckte leise und sagte nichts mehr.
    Annes Gedanken wanderten zum Zitronenkreuz. Sie würde der dritte Mensch sein, der dort wegen ein und desselben verfluchten Schmucks sein Leben lassen würde. Schien ein beliebter Ort zum Sterben zu sein. Sie musste irgendetwas tun. Vielleicht konnte sie ihn in ein Gespräch verwickeln und zum Aufgeben bringen.
    Im Moment wirkte er verletzlich. Wie ein Häufchen Elend, zusammengesunken und alt auf seinem klapprigen Holzstuhl.
    „Warum tun Sie dies alles?“, fragte Anne zaghaft. „Sie konnten doch bisher auch gut ohne diesen verdammten Schmuck leben. Geht es Ihnen nur ums Geld?“
    „Pah“, er war aufgesprungen. „Geld interessiert mich nicht.“ Er sah Anne lange an. „Ich habe einen Eid zu erfüllen. Ich bin der Letzte. Unsere Familie wird niemals Ruhe finden. Mutter wird niemals Ruhe finden.“ Er lief nun auf und ab in der kleinen Höhle und warf dabei unheimliche Schatten an die Wand. „Wissen Sie, wann das Zitronenkreuz errichtet wurde? Sie sind doch so interessiert an unserer Geschichte, hä?“
    Anne überlegte. „Achtzehnhundert irgendwas, glaube ich. Etwa 200 Jahre nach dem Mord an Ambrosius.“ „Gut informiert, junge Dame“, lobte Schönemann. Er blickte zurück in die Vergangenheit, so als wäre er selbst dabei gewesen. „Die Nachfahren von Ambrosius, also meine Vorfahren haben dieses Kreuz errichtet. Zum Andenken an den Begründer unserer Familie in Deutschland. Und sie haben einen Eid geschworen.“ Er blickte Anne durchdringend an: „Den Eid, seinen Mord zu rächen und das Familienvermögen zurückzugewinnen. Es ist nun an mir, den Eid zu erfüllen. Einen Teil habe ich bereits getan. Der Mord ist gerächt. Den Schmuck werde ich auch noch bekommen … “
    Seine Augen glänzten. Anne hörte ein leises Summen. Es kam von Andreas. Anne glaubte, eine Melodie zu erkennen. Hänschen klein. „Aber woher wussten Sie, dass die Steinmetz …“ „Halt endlich die Klappe. Das Gejaule kann ja kein Mensch aushalten“, unterbrach
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