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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker
Autoren: Paul Friedl
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Und ernster werdend setzte er hinzu: »Meinst, ich hätt nichts gelernt aus diesem Streit? Hat uns schon ein schönes Stück Geld gekostet. Mir wär das die Sache nicht wert.«
    Ihre scharfgeschnittenen Brauen zogen sich zusammen, und heftig fragte sie: »Warum streitet dein Vater denn überhaupt?«
    »Weil er ein rechthaberischer Bauerndickschädel ist! Und weil wahrscheinlich auch an ihm gehetzt wird. Heut nacht ist er wieder einmal net heimkommen.«
    »Habt ihr halt auch euer Kreuz! Und wär doch alles durch eine vernünftige Red aus der Welt zu schaffen. Der Vater hat schon oft gesagt, daß der Stein längst weg sein könnte, wenn sich mit dem Nachbarn reden ließe.«
    Er nickte und wandte sich ihr zu: »Eigentlich ging ja das uns zwei nichts an. Aber wie es ist: wo die Alten sich streiten, schleicht sich die Zwietracht auch bald unter die Jungen. Ich wollt sagen: Ich hab keine Feindschaft mit euch.«
    »Ich auch net mit euch«, sagte sie.
    »Dann ist es ja recht!« Er lachte.
    »Jetzt bist an der Mühl«, wies sie ihn darauf hin, als sie bei der Einfahrt zur Frohnauermühle anlangten.
    »Jetzt fahren wir erst in die Apotheken«, schmunzelte der Rankl.
    »Nein, möcht dir keine Ungelegenheiten machen.«
    »Ist keine Ungelegenheit für mich. Ich hab Zeit.«
    »Aber es könnt eine werden«, bestand sie darauf und sah ihn von der Seite an. »Brr!« Schnell hatte sie in die Zügel gegriffen, und ehe er es hindern konnte, standen die Pferde und sprang sie vom Wagen.
    Da schoß ihm das Blut ins Gesicht.
    »Meinetwegen, wie du es halt haben willst, Schwaigertochter!« rief er verärgert. Sie war schnell weitergegangen.
    Ob sie es noch gehört hatte? Verdrossen lenkte er sein Gefährt von der Straße auf den Weg zur etwas tiefer am Bach liegenden Mühle. Gar langsam tat er sich dort um, und als er das Korn gegen Mehl umgetauscht hatte, verhielt er sich noch eine Weile im Gespräch mit dem Müller und machte sich nur zögernd auf die Rückfahrt.
    Es war heller Vormittag geworden, als er wieder auf die Straße zurückkehrte. Die Pferde, die eine raschere Gangart anschlagen wollten, hielt er zurück und sah immer wieder hinter sich, wo die Straße über einen Höhenrücken ins Tal führte. Eigentlich müßte die Barbara jetzt auch auf dem Rückweg sein. Wenn sie schon vorbeigekommen wäre, hätte er sie sehen müssen, denn er hatte von der Mühle aus die Straße nicht aus den Augen gelassen. Wenn sie nur nicht absichtlich verzögerte, um nicht wieder mit ihm zusammenzutreffen! Ach, ihm konnte das gleich sein – Nachlaufen tat er der Schwaiger Barbara nicht. Das durfte sie sich nicht etwa einbilden! Ihm war nur die dumme Geschichte mit dem Streit zuwider, und das hatte er ihr einmal sagen müssen. Was wäre dabei gewesen, wenn sie sich von ihm in die Stadt hätte fahren lassen? Vor Ärger ließ er die Peitsche über die Rücken der Pferde fippen, und sie setzten sich in Trab. Vorher aber sah er noch einmal hinter sich, die Talstraße entlang, die von der Waldstadt in das Dorf führte.
    Beim Dorfwirt hielt er an, hing den Pferden die Stränge aus und trat ein. Die Gaststube war kalt, und es stank von abgestandenem Rauch. In der Küche rumorte die Wirtin.
    »Guten Morgen, Rankl!«
    »Ist mein Vater net dagewesen heut nacht?« fragte er und setzte sich in der Gaststube auf die Fensterbank.
    »Is net dagewesen. Gestern den ganzen Tag net! Setz dich halt in die Kuchl. Wegen einem Gast kann ich net die Stuben heizen.«
    »Bring mir nur schnell ein Bier, ich mein, daß ich nit lang bleiben kann, und auf meine Roß möcht ich auch sehen.«
    Nach einer halben Stunde ging draußen die Barbara vorbei. Er zahlte schnell und ging. Die Pferde trieb er den ansteigenden Weg nach Hintereben an, bis er die Schwaigertochter eingeholt hatte.
    »Bist schon da auch? Steig auf!«
    Sie schüttelte den Kopf und sah ihn frei an: »Ist besser, wenn ich geh. Möcht net, daß uns eins von deinen Leuten sieht. Könntest leicht Ungelegenheiten haben.«
    »Wie du halt meinst«, sagte er verärgert, hieb auf die Pferde ein, und ließ die Wandernde hinter sich.
    Aber hatte sie nicht recht? Ungelegenheiten? Ha! Da sollten die Leut einmal sehen, daß er auch ein dickschädliger Rankl sein konnte. Und wenn die Barbara etwa meinte –
    Ein schrilles Lachen riß ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn auffahren.
    Aus dem Wald sprang ein älterer Mann, humpelnd und hinkend auf einem kurzen Fuß, und hing sich an den Leiterwagen.
    »Da kann ich ja aufsitzen, hihihi,
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