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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer
Autoren: Carter Brown
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heraus.
    »Ich hoffe, die Sache wird
nicht allzu lange dauern, Mr. Moss«, sagte Eve entschieden. »Ich habe bereits
so viele Fragen beantwortet. Es kann keine neuen Fragen mehr geben, die
Leutnant Wheeler nicht schon gestellt hat, davon bin ich überzeugt. Er hat eine
ganz eigene Methode. Nach fünf Minuten hat er einen soweit, daß Sie glauben
Dinge gesagt zu haben, die Sie nie gesagt haben. Nach zehn Minuten hat er es
geschafft, daß man Sachen abstreitet, die man nie gesagt hat!«
    Moss kicherte verständnisvoll.
»Ich glaube nicht, daß Ihnen diese Fragen große Schwierigkeiten bereiten
werden, Mrs. Farnham. Es ist nur eine Routinesache. Was Mr. Wheeler anbetrifft,
so ist er schließlich Polizeibeamter, und es ist eben sein Beruf, Fragen zu
stellen.«
    »Ja, das stimmt schon«, sagte
sie kurz.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn
ich eine Zigarre rauche, Mrs. Farnham?« fragte er, während seine Finger schon
wieder in der Brusttasche steckten.
    »Nein«, antwortete sie
ungeduldig. »Aber kommen Sie bitte endlich zur Sache, Mr. Moss. Ich möchte
nicht unhöflich erscheinen, aber ihre Firma hat mich lange genug warten lassen.
Stellen Sie bitte Ihre Fragen.«
    Moss machte aus dem Anzünden
seiner Zigarre eine Riesenschau und warf mir dann einen raschen Blick zu. Ich
blickte wieder auf die Uhr und nickte ihm zu.
    »Aber selbstverständlich, Mrs.
Farnham«, sagte er. »Ich komme direkt zur Sache.«
    »Ich kann es kaum glauben«,
sagte sie kühl.
    »Ich bin Versicherungsinspektor
bei der United«, sagte Moss. »Das bedeutet, daß ich in allen Fällen, in denen
die Gesellschaft einen Versicherungsanspruch für zweifelhaft hält, Ermittlungen
anstellen muß. Besonders, wenn es sich um beträchtliche Summen handelt.«
    »Das kann ich mir denken«,
sagte sie. »Ich bin nicht gerade auf den Kopf gefallen, Mr. Moss. Ich bekleide
selbst eine leitende Stellung in meiner Firma. Hören Sie auf, mit mir zu reden,
als hätten Sie ein sechsjähriges Kind vor sich, und kommen Sie endlich zur
Sache.«
    »Also gut«, sagte Moss mit
scharfer Stimme, aus der der höfliche Ton und das Wohlwollen verschwunden
waren. »Ich bin hier, um Sie zu ersuchen, eine Verzichterklärung auf die
Versicherungssumme zu unterzeichnen. Es ist in Ihrem eigenen Interesse, Mrs.
Farnham.«
    »Was?« Sie starrte ihn
verständnislos an.
    »Ich bitte Sie, von jeglichem
Anspruch auf die Lebensversicherung Ihres Mannes zurückzutreten.«
    »Soll das ein Witz sein?«
fragte sie leise. »Das hört sich ja an wie einer der Witze des guten
Leutnants.«
    »Es ist mein voller Ernst«,
sagte Moss in hartem Ton. »Ich kann Ihnen jedoch auch eine Alternative
anbieten. Nehmen Sie das Geld, und Sie haben eine Anklage wegen Mordes zu
gewärtigen. Soll ich mich noch deutlicher ausdrücken?«
    Sie langte nach Ihrer
Handtasche und nahm eine Packung Zigaretten heraus. Ihre Finger bebten leicht,
als sie die Zigarette anzündete. »Ich verstehe nicht«, sagte sie. »Mord?«
    »Treten Sie von Ihrem Anspruch
zurück, und wir ziehen unsere Zeugen zurück«, sagte Moss barsch. »Ich hoffe,
ich habe mich deutlich ausgedrückt.«
    »Zeugen?« Sie schüttelte leicht
den Kopf. »Ich weiß überhaupt nichts von Zeugen; Zeugen wofür?«
    Moss lehnte sich in seinem
Sessel vor. »Ich weiß nicht, wieweit Sie mit den gesetzlichen Bestimmungen
vertraut sind, Mrs. Farnham. Das bürgerliche Recht billigt jedem zu, sein
Eigentum zu schützen. Ist Ihnen das klar?«
    »Klingt ganz vernünftig«, sagte
sie. »Aber was hat das denn...?«
    »In Ihrem Falle«, fuhr er fort,
»haben wir das Recht, unser eigenes Geld zu schützen, das Geld, das für diesen
Anspruch ausbezahlt werden müßte, für einen unberechtigten Anspruch. Leutnant
Wheeler bestand darauf, mich bei dieser Eröffnung zu begleiten, aber er kann
mich nicht zwingen, die Namen meiner Zeugen bekanntzugeben, solange sie zum
Schutz des Eigentums meiner Firma geheimgehalten werden. Verstehen Sie das?«
    Sie schüttelte den Kopf, aber
ihre Augen waren fast angestrengt wachsam. Was Moss ihr da erzählte, war
kompletter Unsinn, aber er hatte es überzeugend vorgetragen. Es sah so aus, als
würde sie ihm glauben. Ich hoffte es wenigstens.
    »Zeugen«, wiederholte sie. »Sie
reden immerzu von Zeugen. Was sollen die denn gesehen haben? Wer sind diese
Leute?«
    »Zu Ihrem eigenen Schutz, Mrs.
Farnham«, sagte Moss schroff, »will ich sie Mr. X und Miss Y nennen. Mr. X ist
der Mann, der zusammen mit Ihnen den Mord Ihres Gatten plante. Er ist der Mann,
der
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