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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer
Autoren: Carter Brown
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geschossen!«
    Plötzlich hielt sie inne und
sah mich an. »Nachdem es vorüber war«, ihre Stimme drohte auszusetzen, »schlug
er mich. Er behauptete, ich hätte mich mit Cole amüsiert.« Sie schauderte. »Es
kostete mich Überwindung, mich von diesem Menschen überhaupt berühren zu
lassen. Ich tat alles nur, weil ich Joe liebte oder so verrückt war, es mir
einzubilden. Und so hat er es mir gedankt.«
    Sie wischte sich mit einer
zitternden Hand übers Gesicht. »Ich wußte, daß alle anderen gegen mich waren«,
sagte sie tonlos. »Aber ich glaubte dir, Joe. Ich vertraute dir!« Sie begann,
langsam auf ihn zuzugehen.
    »Bleib stehen, wo du bist,
Eve«, sagte er heiser. »Du bist verrückt.«
    »Ach, verrückt bin ich?« Sie
blieb vor ihm stehen, und dann zuckte ihr rechter Arm hoch. Williams brüllte
auf, als ihre Fingernägel über die Seite seines Gesichts fuhren.
    Die Pistole in seiner Hand
explodierte plötzlich. Mit einem Ausdruck des Schreckens taumelte Eve zurück.
Sie preßte beide Hände gegen ihren Körper unterhalb der linken Brust, und das
helle rote Blut sickerte zwischen ihren Fingern hindurch. Das einzige Geräusch
im Raum war ihr leises, unterdrücktes Wimmern. Dann beugte sie sich aus der
Hüfte langsam nach vorne, ihre Knie knickten ein, so daß sie mehr auf den Fußboden
rollte als fiel.
    Vielleicht litten meine Reflexe
unter Überarbeitung, oder ich war in der letzten Zeit zu bequem geworden.
Jedenfalls waren meine Reaktionen viel zu langsam. Ich hatte meinen 38er halb
aus der Halfter gezogen, als Williams es bemerkte. »Lassen Sie ihn fallen,
Leutnant!« sagte er erregt.
    Ich überlegte mir, daß es
nichts an der Situation ändern würde, wenn ich die Pistole fallen ließ, er
würde mich trotzdem erschießen. Also ließ ich sie nicht fallen.
    Er drückte ab, und einen
winzigen Bruchteil einer Sekunde später schien das Zimmer vor meinen Augen in
Flammen aufzugehen.
    Schließlich funktionierten
meine Reflexe, und ich riß den Abzug meiner Pistole durch; dann noch zwei
weitere Male. Langsam wurde die Sicht wieder klar, bis auf einen Schmierer über
meinem rechten Auge.
    Williams lehnte noch immer an
der Tür, aber seine Pistole lag auf dem Fußboden. Rasch hob ich meine Waffe
noch einmal, doch dann sah ich den Ausdruck auf seinem Gesicht. Williams
kämpfte mit dem Tode, und es ging rasch mit ihm zu Ende.
    Ich tastete meinen Kopf ab, und
meine Finger wurden feucht. Ich forschte behutsam weiter und kam zu dem Schluß,
daß die Kugel eine Furche in meine Kopfhaut gepflügt hatte. Ein schmerzender
Streifschuß, aber nicht mehr. Nur einen Zentimeter tiefer, und mein Name hätte
einen Granitblock verunziert.
    »Warum haben Sie es getan?«
fragte ich Williams. »Warum haben Sie überhaupt damit angefangen?«
    Er hustete und hatte Mühe zu
atmen. »Fünfzigtausend Dollar«, sagte er. »Die große Chance. Mit dem Geld hätte
ich Cole mitsamt seinem dreckigen kleinen Inkassobüro sagen können, daß er
bleiben soll, wo der Pfeffer wächst!«
    Er warf einen Blick auf Eves
zusammengekrümmte Leiche auf dem Fußboden. »Aber ich will mir nichts vormachen.
Sie war der Grund. Ich war so verrückt nach ihr, wie nach keiner anderen Frau
in meinem Leben!« Seine Lippen verzerrten sich zu einem grotesken Lächeln.
»Oder soll ich besser sagen, wie in meinem Tode, Leutnant?«
    Er machte eine gewaltsame
Anstrengung und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Dann fiel er langsam
nach vorne.

VIERZEHNTES KAPITEL
     
    D er Sheriff blickte im Zimmer
umher. Dann fiel sein Blick auf Lee Moss, und sein Gesicht wurde noch
finsterer. »Ich habe von Wheeler nichts anderes erwartet«, sagte er angewidert.
»Seine einzige Methode, ein Verbrechen aufzuklären, besteht darin, alle
Beteiligten zu durchlöchern. Ich habe mich schon oft gefragt, wie viele
unschuldige Menschen er auf diese Weise ins Jenseits befördert hat. Aber ich
hätte nie geglaubt, daß Sie so dumm sein würden, sich in so etwas einzulassen!«
    Moss versenkte die Zähne in
seiner Zigarre, sein Gesicht lief gefährlich rot an. »Moment mal«, schnarrte
er. »Sie kommen hereingeschneit, wenn alles vorüber ist, und markieren den
starken Mann! Aber Sie sind der Kerl, der eine unschuldige Frau wegen eines
Mordes eingesperrt hält, den sie gar nicht begangen hat! Schließlich hat
Wheeler den wirklichen Mörder überführt und ganz nebenbei meiner Firma
fünfzigtausend Dollar erspart.«
    »Augenblick mal!« sagte Lavers.
»Ich habe es nicht so...« Aber sein
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