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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer
Autoren: Carter Brown
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Glas auf einen
Zug aus und ging auf den Lichtschalter zu, als ich noch einmal zögernd
stehenblieb. »Wenn du dich lieber mit einem Lexikon dort auf die Couch setzen
willst«, sagte Candy, »dann brauchst du es mir nur zu sagen. Ich kann jederzeit
mein Strickzeug holen.«
    Was für ein häusliches Mädchen,
dachte ich...
     
    Am anderen Morgen kam ich gegen
halb fünf in meine Wohnung zurück und schlief bis um elf. Zehn Minuten unter
der Dusche und zwei Tassen heißen Kaffees brachten mich wieder einigermaßen in
Form. Ich rasierte mich, zog mich an und hustete beim ersten Zug meiner ersten
Zigarette. Ich dachte an Candy und fragte mich, ob sie wohl noch immer damit
beschäftigt sei, Calvin vor den Gefahren des Alkohols und den Folgen seiner
geschäftlichen Sorgen zu beschützen.
    Ich fand Cornishs Nummer im
Telefonbuch und wählte sie. Das Rufzeichen kam viermal, dann vernahm ich seine
Stimme. »Hallo?« sagte er.
    »Hallo, Calvin«, sagte ich
vorsichtig. »Haben Sie heute morgen schon Ihre Medizin genommen?«
    »Wovon sprechen Sie, verdammt
noch mal«, fauchte er. »Soll das ein Witz sein oder was sonst?«
    »Falsch verbunden«, schluckte
ich und legte schleunigst auf.
    Dann rief ich die Werbefirma
an, bei der sie arbeitete.
    »David Montello und Co.«, hörte
ich jemand am anderen Ende sagen. Auf die vertraute heisere Stimme hin wurde
mir gleich besser.
    »Candy«, sagte ich. »Ich habe
eben Cornish angerufen. Ich dachte, du hättest noch Dienst.«
    »Ich hätte dich benachrichtigen
sollen, Süßer«, sagte sie. »Er wachte putzmunter auf und erinnerte sich an
nichts, was nach Deinem Besuch passiert ist. Er erinnerte sich nicht einmal
mehr daran, daß er auf dich losging und sich den Kopf anschlug. Komplette
Mattscheibe, aber sonst ist er wieder auf dem Damm, und ich bin wieder ein
fleißiges Mädchen und froh darüber.«
    »Prima«, sagte ich. »Ich wollte
nur mal anrufen und hören, was mit dir los ist.«
    »Ausgezeichnet, Süßer«, schnurrte
sie. »Habe mich seit Monaten nicht mehr so wohl gefühlt. Mit oder ohne Scotch
bist du die beste Medizin, die mir je untergekommen ist, Al.«
    »Oh, vielen Dank«, sagte ich.
»Wann sehe ich dich wieder?«
    »Schwer zu sagen, Süßer. Daddy
ist wieder einsatzfähig, und schließlich gibt’s die Brillanten und Nerzmäntel
bei ihm. Lassen wir es dabei, daß ich dich anrufe, Al.«
    »Danke für den Korb«, sagte
ich, »zu gütig.«
    »Ein Mädchen kann nicht
vorsichtig genug sein, Süßer«, sagte sie leichthin. »Ich muß jetzt Schluß
machen. Kundschaft.«
    »Vielleicht ein Nerz im
Wolfspelz«, sagte ich wütend und knallte das Telefon auf.
    Es war drei Viertel eins, als
ich das Büro betrat, in diesem Fall ein Büro der United Insurance Company. Man
führte mich in Moss’ Zimmer, und er begrüßte mich mit finsterem Routineblick.
    »Seien Sie mir gegrüßt«, sagte
ich heiter und ließ mich in einen Sessel sinken.
    »Wollen Sie was?« fragte er.
    Ich zeigte mich von meiner
besten Seite: ein anziehendes, Sympathie erzeugendes Lächeln. Es ließ ihn kalt.
    »Ich bin beschäftigt,
Leutnant«, sagte er. »Sehr beschäftigt.«
    »Mr. Moss«, sagte ich förmlich.
»Ich bin gekommen, um mich bei Ihnen zu entschuldigen.«
    »Was soll das?« fragte er
mißtrauisch. »Wieder einer Ihrer Witze?«
    »Ich meine es ernst«,
versicherte ich ihm. »Ich habe mich geirrt. Ihr sechster Sinn hat nicht
getrogen.«
    Er sah mich lange an, dann
öffnete sich sein Gesicht zu einem schmerzlichen Lächeln, so, als hätte jemand
mit der Axt hineingehauen. Er steckte die Finger in die Brusttasche. »Eine
Zigarre, Al?« grunzte er.
    »Ich bleibe bei meinen
Zigaretten, danke«, sagte ich vorsichtig.
    Moss entfaltete ein
umständliches Ritual, an dessen Ende er sich seine Zigarre anzündete. »Sie
glauben also, daß ich recht hatte, wie?« fragte er schließlich.
    »Ich bin sicher, daß Sie recht
hatten«, sagte ich. »Es war Mord.«
    »Wissen Sie was?« Er grinste
wieder, und es muß ihm irgendwie weh getan haben. »Ich dachte schon allmählich,
mein Gefühl hätte zum erstenmal getrogen!«
    »Arbeiten wir doch in dieser
Sache zusammen«, schlug ich vor. »Sie haben doch die Versicherungssumme noch
nicht ausbezahlt?«
    »Nein«, sagte er verdrießlich.
»Aber der Zeitpunkt rückt immer näher. Ich kann ihn nur noch ein paar Tage
hinausschieben.«
    »Wenn Sie mir helfen, werden
Sie nicht zu zahlen brauchen«, sagte ich.
    »Ist das Ihr voller Ernst?«
fragte er.
    »Es war mir nie ernster
zumute«,
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