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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer
Autoren: Carter Brown
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ich
sicher«, sagte sie gereizt. »Wir haben eine Abmachung getroffen, oder? Ich sage
Ihnen die nackte Wahrheit.«
    »Okay«, sagte ich. »Wie spät
war es, als Sie das Büro verließen?«
    »Gegen drei Viertel sechs,
vielleicht ein bißchen später.«
    »Was war mit Cole?«
    »Er war noch da, als ich ging.«
    »Es paßt mir gar nicht in den
Kram, aber ich glaube, Sie sprechen die Wahrheit«, sagte ich niedergeschlagen.
    »Wenigstens etwas«, sagte sie.
»Ich habe mich an unsere Abmachung gehalten. Vergessen Sie nicht, es auch zu
tun.«
    »Ich werde daran denken«,
versprach ich ihr. »Aber Sie haben das bessere Geschäft dabei gemacht.«
    Ich gab der Beamtin ein
Zeichen, mich hinauszulassen. »Auf Wiedersehen, Leutnant«, sagte Edna. »Fallen
Sie mir vor der Verhandlung nicht tot um.«
    Wieder ging ich in eine Nacht
hinaus, die plötzlich düster geworden war. Es war halb elf, als ich meine
Wohnung erreichte. Keine sehr günstige Zeit. — Um etwas zu unternehmen, war die
Nacht bereits zu kurz, und um ins Bett zu gehen, war es noch etwas früh.
Vielleicht war das eine Nacht, um sich die Nase zu begießen. Während ich noch
darüber nachdachte, goß ich mir ein Glas ein. Die Idee war nicht schlecht,
dachte ich, als ich das dritte Glas zur Hälfte ausgetrunken hatte. Dann
klingelte das Telefon.
    Als ich durch das Zimmer ging,
fragte ich mich, ob noch jemand übriggeblieben war, der ermordet werden könnte.
Widerwillig nahm ich den Hörer und sagte: »Hier ist das Leichenschauhaus. Sie
verschwenden Ihre Sprechzeit, hier ist alles tot.«
    »Wer spricht denn dann?« fragte
ein zarte weibliche Stimme.
    Ich kicherte heiser. »Sie
wollten wohl fragen >was<, nicht wahr?«
    »Hier ist Candy«, sagte sie
ungerührt. »Wie geht es Ihnen, Al?«
    »Könnte schlimmer sein«, sagte
ich. »Und Ihnen?«
    »Ich bin einsam«, sagte sie,
»und langweile mich. Warum kommen Sie nicht zu mir?«
    »Ich bin schon unterwegs«,
sagte ich glücklich. »Sagen Sie mir nur noch eines. Wo ist bei Ihnen?«
    »Sie wissen schon«, sagte sie.
»In Bannister.«
    Ein bleiernes Gewicht schien
sich plötzlich auf meine Brust zu legen. »Meinen Sie damit Cornishs Haus?«
    »Na klar.«
    »Was machen wir denn da? Zu
dritt Bridge spielen?«
    »Ist alles in Ordnung«, sagte
sie. »Ganz bestimmt. Es würde zu lange dauern, alles übers Telefon zu erklären.
Sie brauchen sich wegen Cal überhaupt keine Sorgen zu machen.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß er
ganz plötzlich nach Grönland abreisen mußte?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Ist alles in Ordnung«, sagte
sie. »Wenn Sie kommen, erkläre ich es Ihnen.«
    »Okay«, sagte ich. »Laufen Sie
bloß nicht weg.«
    Es war kurz nach elf, als ich
meine Wohnung verließ. Eine günstige Zeit — die Nacht ist noch jung genug, um
etwas zu unternehmen, und doch schon fortgeschritten genug, um... Oder habe ich
das schon einmal gesagt?
    Gegen halb zwölf parkte ich den
Healy auf der Auffahrt vor Cornishs Haus. Ich hoffte aufrichtig, daß er in
Grönland wäre, als ich auf die Klingel drückte. Gleich darauf ging die Tür auf,
und Candy stand in der Öffnung, ein Willkommenlächeln auf dem Gesicht. Da
fühlte ich mich schon wohler. Wenn Cornish daheim gewesen wäre, hätte er
sicherlich selber die Tür aufgemacht.
    »Ich bin froh, daß Sie kommen
konnten, mein Lieber«, sagte Candy. »Ich wurde es langsam müde, bloß hier
herumzusitzen.«
    Ich betrat den Flur und schloß
die Tür hinter mir. Sie trug ein reizendes Negligé. »Mächtig heiß«, sagte sie
überflüssigerweise.
    »Ich spüre direkt, wie es rasch
wärmer wird«, bemerkte ich. »Was ist mit Cornish?«
    »Er ist hier«, sagte sie
lässig, was mich zu einem erschreckten Satz veranlaßte.
    »Hier?« sagte ich, kaum der
Sprache mächtig. »Was soll denn das...?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß
alles in Ordnung ist«, sagte sie ungeduldig. »Ich denke, es ist das beste, wenn
Sie mal zu ihm gehen. Er ist im Wohnzimmer.«
    »Und er hat bestimmt keine
Flinte bei sich?«
    »Flinte!« Sie gurgelte vor
Lachen. Und wenn sie lachte, geriet sie von oben bis unten in Bewegung, Während
ich beobachtete, wie sie sich vor Lachen bog, vergaß ich beinahe Cornish.
»Kommen Sie und sagen Sie ihm guten Abend«, schlug sie vor. Sie ergriff meine
Hand und führte mich ins Wohnzimmer.
    Gleich bei der Tür blieb Candy
stehen und stemmte die Hände auf die Hüften. »Nun«, sagte sie resigniert, »da
ist er.«
    Der »Mieder-König« lag auf dem
Rücken ausgestreckt auf dem Boden.
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