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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer
Autoren: Carter Brown
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nicht viele Probleme, die man mit Geld nicht lösen könnte.
Nicht wahr? Besonders wenn man viel Geld hat, sagen wir mal fünfzigtausend
Dollar?«
    »Worauf wollen Sie damit
hinaus?« Ihre Stimme klang gleichgültig.
    »Sie haben mir eben erzählt,
was Ihr Gatte war und was Sie für ihn empfanden. Jetzt ist er tot, und Sie
erhalten die Versicherungssumme. Fünfzigtausend Dollar. Das ist eine Menge
Geld, Mrs. Farnham. Ich kenne Fälle, in denen Leute wegen weniger als hundert
Dollar umgebracht wurden.«
    »Sie glauben also, ich hätte
ihn getötet?« Sie hob die Augenbrauen fast unmerklich. »Tut mir leid, daß ich
Sie in diesem Punkt enttäuschen muß, Leutnant. Ich war hier in diesem Zimmer,
als es geschah. Über ein Dutzend Leute können das bezeugen — «
    »Ich weiß«, sagte ich.
    Ich zündete meine Zigarette an
und fixierte einen Punkt an der Wand, etwa einen Meter über ihrem Kopf. »Das
sind lediglich routinemäßige Fragen, Mrs. Farnham. Die Höhe der
Versicherungssumme macht eine Untersuchung durch das Büro des Sheriffs
automatisch erforderlich.«
    »Ich verstehe.«
    »Ist Ihnen irgend etwas über
etwaige Feinde Ihres Gatten bekannt? Über jemand, der ihn hätte umbringen
wollen?«
    »Ich vermute, Feinde gab es
eine ganze Menge«, sagte sie gepreßt. »Einschließlich mich. Henry war kein sehr
umgänglicher Mensch, Leutnant. Aber ich kann mir niemanden vorstellen, der es
tatsächlich getan haben könnte. Jemand den Tod zu wünschen und Schritte zu
unternehmen, ihn umzubringen, sind zwei Paar Stiefel.«
    »Das will ich meinen«, sagte
ich. »Ich würde sonst Tag und Nacht arbeiten müssen. Fällt Ihnen denn nichts
ein, was mir weiterhelfen könnte, Mrs. Farnham?«
    »Ich kann nur das eine dazu
sagen«, meinte sie. »Henry war an diesem Nachmittag betrunken. Die Person, die
den Wagen gefahren hat, tut mir leid. Ich möchte wetten, es war Henrys Schuld,
daß sich der Unfall überhaupt ereignete.«
    »Schön, haben Sie recht
herzlichen Dank«, sagte ich. »Entschuldigen Sie, wenn ich sie gestört habe.«
    »Sie haben mich nicht gestört,
Leutnant«, antwortete sie. »In meinem Beruf lerne ich täglich so unhöfliche
Leute wie Sie kennen.«
    Das Mädchen vom Empfang
erwartete schon meine Rückkehr. »Nun?« fragte sie neugierig.
    »Nichts Aufregendes«, sagte
ich. »Sie können wieder beruhigt in ihr ,Aufrecht‘-Mieder zurückklettern.«
    »Aber da muß etwas los sein!«
sagte sie enttäuscht. »Sonst wären Sie doch nicht gekommen. Vielleicht hat das
etwas mit der Ermittlerin vom Inkassobüro zu tun?«
    »Inkassobüro?« wiederholte ich.
    »Vor etwa einer Woche war ein
Mädchen hier«, sagte die Blondine. »Ich habe mich mit ihr unterhalten, während
sie wartete. Sie war nett. Ein komischer Beruf für eine Frau, finden Sie nicht
auch, Leutnant?«
    »Schon«, sagte ich. »Aber es
gibt schlimmere — oder bessere; kommt eben ganz darauf an, von welcher Seite
man es betrachtet. Was hat sie Ihnen erzählt?«
    »Sie versuchte, den
Aufenthaltsort von Mr. Farnham festzustellen«, sagte die blonde Sekretärin in
vertraulichem Ton. »Er hätte in San Francisco eine Menge Schulden, sagte sie.
Sie hatte erfahren, daß Mrs. Farnham hier beschäftigt ist, und kam her, um mit
ihr darüber zu sprechen.«
    »Erinnern Sie sich an ihren
Namen?«
    »Natürlich, ich vergesse nie
einen Namen! Edna Bright, und sie arbeitete für einen Laurence Cole
& Co. Sie war etwa zwanzig Minuten bei Mrs. Farnham. Als sie ging,
sagte sie mir jedoch nicht, was dabei herausgekommen war. Sie schien es sehr
eilig zu haben.« Bedauern sprach aus der Stimme des Mädchens.
    »Schade«, sagte ich.
    Plötzlich hellten sich ihre
Gesichtszüge wieder auf. »Sie war blond«, sagte sie, berührte ihr Haar leicht
mit den Händen und klapperte wieder mit den Augenlidern. »Ich sage immer,
Blondinen sind am anziehendsten, finden Sie nicht?«
    »Doch, sofern ich mich nicht
mit einem Rotschopf oder einer Brünetten unterhalte«, gab ich zu. »Vielen Dank
für die Information.«
    »Gern geschehen, Leutnant.« Sie
lehnte sich wieder über den Schreibtisch. »Ich wette, Sie treffen eine Menge
aufregender Leute in Ihrem Beruf, Leutnant.«
    »Nicht so aufregende wie Sie«,
antwortete ich. »Sie haben’s in sich, Mädchen.« Ich schaute auf meine Uhr.
»Aber jetzt muß ich weiter.«
    »Ich hätte Ihnen die Sache mit
dieser Edna Bright überhaupt nicht erzählen sollen«, schmollte sie. »Jedenfalls
habe ich eine bessere Figur als sie!«
    »Ich komme wieder«,
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