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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer
Autoren: Carter Brown
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versprach
ich ihr. »Um das nachzuprüfen.«

ZWEITES KAPITEL
     
    D as Büro von Laurence Cole
& Co. war, wie die Empfangsdame, alles andere als sonnig. Vielleicht
hatte sie schon bessere Tage gesehen, aber das mußte wohl noch vor meiner Zeit
gewesen sein. »Ich hätte gern Miss Bright gesprochen«, sagte ich.
    »Sie ist nicht da«, sagte sie
und rümpfte die Nase.
    »Dann würde ich gerne mit Mr.
Cole sprechen«, meinte ich.
    »Er hat zu tun.« Sie rümpfte
die Nase aufs neue.
    »Das ist mir egal, und wenn er
eben geheiratet hat«, sagte ich verdrossen. »Ich möchte ihn jetzt sofort
sprechen.«
    Ich zeigte ihr meine Marke, und
sie rümpfte die Nase zum dritten Male. Dreißig Sekunden später war ich in Coles
Büro.
    Laurence Cole war ein großer
hagerer Typ mit Augen, die einen Zentimeter zu eng beieinanderlagen. Er machte
ein bekümmertes Gesicht. Seine, Hände fühlten sich an wie feuchtes
Fensterleder. »Setzen Sie sich, Leutnant«, sagte er mit schnarrender Stimme.
»Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin dabei, Ermittlungen
über einen Mann namens Farnham anzustellen, der bei einem Verkehrsunfall
vorgestern abend ums Leben kam. Eine Ihrer Damen besuchte seine Frau vor etwa
einer Woche.«
    Er nickte. »Das ist richtig.
Miss Bright suchte sie auf. Farnham schuldet einem unserer Kunden in San
Francisco einen Betrag von rund fünfzehnhundert Dollar. Für unseren Kunden
besteht nun die Möglichkeit, den Betrag einzuziehen. Ich glaube, es geht in
diesem Fall um eine beträchtlich hohe Versicherungssumme?«
    »Nun«, sagte ich, »es freut
mich, zu hören, daß Mr. Farnhams Unfall Ihnen sehr gelegen kommt.«
    Sein Gesicht verlor an Farbe.
»Das habe ich damit nicht sagen wollen, Leutnant. Es ist sehr bedauerlich. Ich
meinte nur...«
    »Verstehe schon«, sagte ich.
»Ich hätte gern mit Miss Bright gesprochen.«
    »Sie ist im Augenblick nicht
hier«, erklärte er. »Aber ich bin davon überzeugt, daß sie Ihnen sehr gern
behilflich sein wird, Leutnant. Sie ist meine beste Kraft. Wenn die anderen nur
mit halb soviel Begeisterung an ihre Arbeit herangingen, wäre ich der
glücklichste...«
    »Wann erwarten Sie sie zurück?«
    »Nicht vor fünf. Sie kommt
immer im Büro vorbei, bevor sie nach Hause geht.«
    »Bitte sorgen Sie dafür, daß
sie mich anruft, sobald sie kommt«, sagte ich.
    »Aber natürlich, Leutnant.«
    Ich gab ihm meine Privatnummer.
Vielleicht würde sie anrufen, vielleicht würde sie es bleibenlassen. Ich hatte
jedenfalls nicht vor, deswegen im Büro des Sheriffs herumzusitzen.
    Als ich in meine Wohnung
zurückkam, war es beinahe vier Uhr. Ich war hundemüde. Die Stimm-Massage einer
Ella-Fitzgerald-Platte auf dem Hi-Fi-Apparat frischte mich auf, und ich fing
an, mich etwas besser zu fühlen. Nach zwei Drinks fühlte ich mich entschieden
besser.
    Um halb sechs klingelte das Telefon.
»Leutnant Wheeler?« fragte eine wohlklingende Stimme.
    »Ja?« sagte ich.
    »Hier ist Edna Bright«, fuhr
die Stimme fort. Ich fühlte, wie es in jeden meiner Rückenwirbel ging. »Mr.
Cole hat mich gebeten, Sie anzurufen.«
    »Ich wollte Sie einiges
fragen«, sagte ich heiser. »Könnten Sie jetzt noch zu mir kommen?«
    »Ich glaube«, sagte sie etwas
zweifelnd. »Ist es denn so wichtig, Leutnant?«
    »Das und einiges andere«,
versicherte ich ihr und gab ihr meine Adresse.
    »Ich bin in einer Viertelstunde
bei Ihnen«, sagte sie und legte auf.
    In Windeseile traf ich die
entsprechenden Vorbereitungen: Scotch, Soda und eine Schale mit Eiswürfeln auf
den Tisch, einen Stoß Platten auf den Wechsler. Frank Sinatras Wee Small
Hours of the Morning würde zuletzt abspielen. Wenn Edna Bright dann noch da
war, um sie zu hören, würde ich überhaupt keine Schwierigkeiten haben. Frauen,
hat mal jemand gesagt, sind sentimental. Sorge dafür, daß sie in ihr Glas
heulen, dann bleibt als einziges Problem, aufzupassen, daß der Whisky nicht zu
wäßrig wird.
    Genau zwanzig Minuten nach
ihrem Anruf läutete es. Sogleich öffnete ich die Tür. Gesicht und Figur paßten
ausgezeichnet zur Stimme. Wie das Mädchen vom Empfang mir erzählt hatte, war
sie blond. Sie trug ein Seidenkleid, das der Abendwind sanft gegen ihren Körper
preßte. Ich stieß einen langen lautlosen Seufzer aus, und die Welt war ganz
plötzlich wunderschön.
    »Leutnant Wheeler?« sagte sie
mit dieser vibrierenden Stimme. »Ich bin Edna Bright.«
    Ich begleitete sie ins
Wohnzimmer. Sie blieb stehen und schaute sich stirnrunzelnd um. »Ich bringe
Ihnen etwas zu
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