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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer
Autoren: Carter Brown
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Moss’ sechstem Sinn.«
    »Ich hätte gern einmal den
Unfallbericht über Farnhams Tod gelesen«, sagte ich. »Könnten wir vielleicht
eine Abschrift erhalten?«
    Lavers grinste bösartig. »Ich
habe mich schon gefragt, wann Sie endlich an das Nächstliegende denken würden.«
Er nahm einen Aktendeckel von seinem Schreibtisch und reichte ihn mir. »Ich
habe Captain Grant schon gestern nachmittag veranlaßt, eine Abschrift
herüberzuschicken. Passen Sie auf, daß Sie sie nicht verlieren; er möchte sie
wiederhaben.«
    »Jawohl, Sir«, sagte ich.
»Möchten Sie sie gerne festhalten, solange ich sie lese?«
    »Ich würde gerne...« Er zögerte
einen Augenblick lang. »Nein, das dürfte wohl unmöglich sein, selbst für
jemanden wie Sie. Gehen Sie mir aus den Augen, Wheeler. Sie verderben mir den
ganzen Vormittag.«
    Ich ging ihm aus den Augen und
las den Unfallbericht über Farnhams Tod. Er wurde drei Minuten nach fünf Uhr
nachmittags getötet. Um halb sieben hatte ein Wagen der Funkstreife einen Wagen
entdeckt, der eine Stunde vorher als gestohlen gemeldet worden war. Es war der
Wagen, der Farnham überfahren hatte. Das Laboratorium identifizierte die
Blutspuren und Stofffragmente an der vorderen Stoßstange. Das Blut hatte
Farnhams Blutgruppe, und das andere gehörte einwandfrei zu seinem Anzug.
    Der Eigentümer des Wagens, ein
Vertreter, hatte den Wagen gegen halb fünf geparkt, um einen Kunden zu besuchen.
Um halb sechs kam er zurück und entdeckte, daß man seinen Wagen gestohlen
hatte. Er meldete den Vorfall sogleich der Polizei.
    Die Aussage des Vertreters war
überprüft worden, und man hatte festgestellt, daß sie stimmte; an dem Diebstahl
herrschte kein Zweifel. Der Barkeeper, bei dem Farnham an diesem Nachmittag
getrunken hatte, sagte aus, daß Farnham etwas mehr als eine Flasche Bourbon zu
sich genommen hatte und zweifellos betrunken war, als er die Bar verließ. Und
das war alles.
    Ich warf den Bericht auf
Annabelles Schreibtisch. »Sie könnten ihn für mich dem Sheriff zurückbringen«,
sagte ich. »Es scheint, daß er ihm heilig ist.«
    »Ist gut«, sagte sie, ohne von
ihrer Schreibmaschine aufzublicken.
    »Tragen Sie eigentlich ein
Mieder?« fragte ich sie.
    Dieses Mal schaute sie auf,
ihre Wangen waren feuerrot. »Kümmern Sie sich gefälligst um Ihre eigenen
Angelegenheiten!« fauchte sie.
    »Das ist eine beinahe
dienstliche Frage«, versicherte ich ihr. »Seien Sie doch nicht so zimperlich.
In allen Anzeigen lese ich davon. Sie wissen doch, >Bei der Arbeit und beim
Spiel, eingezwängt in das Profil<. Vielleicht haben Sie ein Aufrecht-Mieder,
wie?«
    »Wenn ich ein Mieder brauchte,
was nicht der Fall ist, dann würde ich nicht einmal tot in einem ,Aufrecht‘
gesehen werden wollen.«
    »Nur keine Sorgen«, beruhigte
ich sie. »Das Begräbnisinstitut würde das auch gar nicht zulassen. Was haben
Sie eigentlich an den ,Aufrecht‘-Miedern auszusetzen?«
    »Das verstehen Sie doch nicht«,
meinte sie. »Sie sind altmodisch. Heutzutage machen alle andern bessere Mieder.
Ich wußte noch nicht einmal, daß sie überhaupt noch verkauft werden.«
    »Sie sollten öfters mit uns
Männern ausgehen und den letzten Tratsch hören«, sagte ich. »Wußten Sie schon,
daß jetzt ein selbstatmender BH angefertigt wird? Er nimmt den glücklichen
Besitzerinnen direkt das Luftholen ab.«
    »Sie sollten einen für sich
besorgen, Leutnant«, sagte sie liebreizend. »Ich möchte so gerne sehen, wenn
Sie keine Luft mehr kriegen.«
    Ich verließ das Büro eiligst
und fuhr ins Stadtzentrum, um Mr. Laurence Cole einen neuerlichen Besuch
abzustatten.
    Er schien ehrlich erfreut zu
sein, mich wiederzusehen.
    »Wie kommen Sie in Ihren
Ermittlungen weiter, Leutnant?« fragte er.
    »Langsam«, antwortete ich. »Ich
habe mich gestern abend noch mit Miss Bright unterhalten.«
    »Edna ist ein nettes Mädchen«,
meinte er. »Mit allen Wassern gewaschen, außerdem.«
    »Ist sie schon lange bei
Ihnen?«
    »Ungefähr sechs Monate. Vorher
hat sie für ein ähnliches Unternehmen in Los Angeles gearbeitet.«
    »Hatte sie gute Zeugnisse?«
    »Ausgezeichnete!«
    Ich zündete eine Zigarette an.
»Sie haben da einen Burschen, Joe Williams, der für Sie arbeitet.«
    »Joe?« Cole nickte. »Ja.
Weshalb fragen Sie danach, Leutnant?«
    »Ist er ein guter Mann?«
    Cole fächelte vielsagend mit
der Hand. »Joe ist meistens okay. Er hält sich nur für etwas gerissener, als er
tatsächlich ist. Warum fragen Sie, Leutnant?«
    »Edna erzählte mir, wie er
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