Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
nötig gehabt hätte.
    Ich sagte ihm wer ich sei, und
er zuckte gleichgültig die Schultern; dann grinste er. »Was will sie denn von
mir — daß ich sie heirate?«
    »Ich wollte mit Ihnen über
einen Mann sprechen, nicht über eine Frau«, sagte ich.
    »Ich würde nie einen Mann
heiraten, Leutnant«, sagte er mit ernster Stimme. »Die Leute würden darüber
reden.«
    »Ich würde laut lachen«, sagte
ich, »aber ich habe Angst, meine Zähne könnten rausfallen.«
    Er leerte sein Glas und sah
mich wieder an. »Brauche ich dazu einen Anwalt?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete
ich. »Sie brauchen mir nur ein paar Antworten zu geben, das ist alles. Vor
einigen Tagen wurde ein gewisser Farnham überfahren.«
    »Den Namen habe ich schon
gehört«, sagte Williams. »Fahrerflucht, nicht?«
    »Genau.«
    »Schlimm, schlimm«, sagte er.
»Trinken Sie was, Leutnant?«
    Ich sagte ja, und er nickte dem
Barkeeper zu, der uns beobachtete. »Und was soll ich über Henry Farnham
wissen?« fragte er.
    »Sie haben versucht, seine
Anschrift für Laurence Cole & Co. herauszubekommen. Sie haben sie
nicht gefunden, aber Edna Bright gelang es. Sie sagte, sie hätte überhaupt
keine Schwierigkeiten gehabt und verstünde nicht, daß Sie es nicht geschafft
hätten. Ich bin ein neugieriger Polizist — das braucht Sie nicht zu stören —,
und mich interessiert, warum Sie die Anschrift nicht herausgefunden haben.«
    Der Barkeeper stellte die
Drinks vor uns hin. Williams hob nachdenklich sein Glas. »Ich glaube, es wirkt
tatsächlich etwas blöde. Sie könnten es als Zusammentreffen unglücklicher
Umstände bezeichnen, Leutnant. Mein Wagen war in Reparatur, und ich mußte zu
Fuß gehen. Es war ein höllisch heißer Tag. Sechs Farnhams standen im
Telefonverzeichnis. Bei dreien versuchte ich es erfolglos. Inzwischen war die
Stadt wie eine einzige große Wüste geworden, und ich kam mir vor wie ein
ausgedörrtes Kamel. Also machte ich Feierabend.«
    »Was taten Sie anschließend?«
    »Ich sagte mir, hol’s der
Teufel, und verzog mich in die nächste Bar.« Er grinste. »Im Laufe des Abends
schwamm ich dann irgendwie wieder hinaus. Ich hab’ keine so recht klare
Erinnerung mehr.«
    »Hm«, sagte ich. Ich hob mein
Glas und trank von dem Scotch.
    »Wenn Sie das Cole erzählen,
werde ich es natürlich abstreiten«, fügte er hinzu. »Ich habe ihm am nächsten
Morgen berichtet, daß ich davon überzeugt sei, der Farnham, den wir suchten,
befände sich gar nicht in Pine City, weil ich alle überprüft hätte. Aber der
charmante Mr. Cole glaubte mir nicht und schickte Edna aus, nach ihm zu suchen.
Den Rest der Geschichte kennen Sie ja.«
    »Pech gehabt.«
    »Laurence hat die Sache ganz
und gar nicht gefallen«, sagte er. »Tatsache ist, daß wir in seinem Büro eine
halbe Stunde lang fast gestritten haben.«
    »Sie tun gerade so, als könne
Ihnen der Chef den Buckel runterrutschen.«
    Er leerte sein Glas, und der
Barkepper entführte es automatisch, um ihm einen weiteren Drink zu mixen.
»Laurence Cole ist ein Schwein«, sagte Williams leidenschaftslos. »Ich habe nur
ein einziges Mal erlebt, daß er sich wie ein Mann benahm, und das war, als er
eines Abends hinter Edna im Büro herjagte. Weil er selbst ein Schnüffler ist,
hält er alle anderen für seinesgleichen.« Seine Stimme klang verbittert. »Wenn
Sie lange genug für ihn arbeiten, werden Sie natürlich auch so wie er. Wie ich
zum Beispiel.«
    »Sind denn Jobs in Ihrem Beruf
so schwer zu bekommen?« fragte ich.
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Ich
war selbständig, bevor ich für Cole zu arbeiten begann. Eigenes Büro und so
weiter. Das einzige Dumme
war nur, daß ich pleite machte.«
    »Was waren Sie?«
    »Privatdetektiv«, sagte er.
»Ich nehme an, der Grund war der, daß ich mein Vergnügen nie durch das Geschäft
beeinträchtigen ließ. Ich hatte eine blonde Klientin, die eine Scheidung
wollte, und so gab sie mir den Auftrag, ihren Mann zu beobachten. Na, und dann
wurde sie das Vergnügen, und ich kam überhaupt nicht dazu, ihren Mann zu
überwachen.« Er seufzte leise. »Das war mein Fehler. Der Ehemann hatte einen
anderen Privatdetektiv beauftragt, mich zu beobachten.«
    »Hört sich als Grund für eine
Pleite ganz interessant an«, sagte ich.
    »Ich büßte natürlich meine
Lizenz ein«, fuhr er fort. »Ich hatte hier und dort Schulden, zwei Tausender
ungefähr. Irgendwoher mußte ich Geld bekommen. Cole gab gerade ein Inserat für
einen Mitarbeiter im Außendienst auf, und so nahm ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher