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Das kommt davon, wenn man verreist

Das kommt davon, wenn man verreist

Titel: Das kommt davon, wenn man verreist
Autoren: Barbara Noack
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Bruder.«
    »Ha?«
    »Er landet morgen, zehn Uhr fünfzehn, in Riem,
und ich weiß nicht, wohin dann mit ihm. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn er
mitkommt?«
    »He, Bob, Darling«, rief Vera, »ich möchte dir
Maxi vorstellen.«
    »Sofort«, versprach er und zu Rieke: »Sie
entschuldigen mich, bitte —«
    Seine Verliebtheit hatte etwas Folgsames, das
sie hochbrachte. Ihre Hand hielt ihn auf. »Sie —! Moment mal. Ich bin völlig
fremd hier. Wo soll ich das ganze Gelump bis morgen mittag auftreiben?«
    »Wir sehn uns ja noch«, und war entflohen.
    Die Verlosung war vorüber. Die unfreiwillig
zusammengeschmiedeten Teams hockten über ihren Listen und teilten untereinander
die mitzubringenden Posten aus — ich Messer — du Schreibzeug, du Säge — ich
Zitatenschatz — und was gehört alles zum Bastelzeug? Nur Friederikes Partner
mußte schmusen, anstatt sich um die Notwendigkeiten zu kümmern. Sie hatte schon
einen wahren Glücksfall erwischt. Eine Occasion, d. h. gleich zwei, er brachte
ja noch seinen kleinen Bruder mit. Aber auch eine Säge, Nähzeug, Fernglas,
wasserdichten Behälter? Und was war mit der guten Laune, die ebenfalls auf der
Liste stand?
    Gegen zwei Uhr früh gingen die letzten
Rallyeteilnehmer.
    Sixten und Rieke halfen Lonka beim Abräumen,
während Paul ohne Abschied in sein Zimmer schoß und in einem durch auf sein
Bett. Er hatte das Ziel der Klasse erreicht und keine Kraft mehr für
hygienische Unternehmungen.
    »Jetzt kennt ihr sie alle«, sagte Lonka und
breitete mit Sixten ein paar Matratzen auf dem Fußboden aus. »Wenn ihr was
wissen wollt, ich stehe mit jedem Tratsch zur Verfügung.«
    »Mein Traumpartner«, Rieke stopfte ein
Sofakissen in einen Kopfkissenbezug. »Was ist das für einer?« Lonka bedauerte.
    »Ausgerechnet von dem habe ich noch keine
Personalkarte. Ich weiß bloß, daß er irgendwie was mit Übersee zu tun hat.«
    »Was für ‘n Übersee?«
    »Keine Ahnung.«
    Sixten sagte, daß er noch einmal kurz mit dem
Hund heruntergehen wolle, und zog den schlafenden Plumpsack hinter sich her zur
Wohnungstür.
    »Habt’s ihr inzwischen ausgemacht, wer was
morgen mitbringt?«
    »Ja«, sagte Rieke, »Badezeug und Nähzeug muß ich
besorgen, den Rest organisiert er, auch die gute Laune.«
    »Es wird bestimmt eine Gaudi. Es war bisher
immer eine — nur nicht für die Veranstalter.« Lonka schleuderte Laken über die
Matratzen. »Den Partner von der Vera, den Maxi, hättest ziehen sollen. Das ist
ein ganz Netter. Er studiert Bier in Weihenstephan.«
    »Sag das nicht mir, sag es Sixten.«
    »Was soll sie mir sagen?« fragte Sixten von der
Wohnungstür her.
    »Du hättest den Maxi ziehen sollen statt den
Taschner«, gähnte Rieke.
    »Wenn einer so eng mit der Vera verhandelt ist
wie dieser Bob, dann taugt er höchstens zum Playboy«, sagte Lonka. »Oder er
kommt aus ‘m Urwald und hat keine Erfahrung mit Frauen.«
    Offensichtlich konnte sie Vera nicht gut leiden.
    »Was sind eigentlich Kanaken?« fragte Rieke.
»Ich halt’s nicht aus«, schrie Sixten von der Diele. »Jeden fragt sie danach.
Es ist zum Wahnsinnigwerden mit der Person!«
    »Kanaken?« überlegte Lonka. »Das muß was
Schiaches sein. Kanalratten oder so was...«
    »Siehst du«, sagte Rieke zu Sixten, »genau weiß
es keiner.«
    »Warum schaust du nicht im Lexikon nach?«
    Rieke war ganz entsetzt. »Schon —?«
    Dann verabschiedete sich Lonka.
    »Ich geh jetzt schlafen. Wenn ihr noch was
braucht — zu trinken ist im Eisschrank und Handtücher...«
    »Haben wir mitgebracht.«
    »Alsdann, schlaft’s schön.«
    »Du auch und danke«, sagte Rieke hinter Lonka
her.
     
    In dem hohen geöffneten Fensterrechteck wurde es
bereits hell, als sie sich auf den Matratzen ausstreckten. Sixten, nur mit
einem Laken zugedeckt, sah sich in dem großen, weißgestrichenen Zimmer um.
Jetzt, wo alle Gäste gegangen waren, fiel ihm seine Leere auf. Außer ein paar
leinenbezogenen Sitzelementen gab es hier fast keine Möbel.
    »Gemütlich«, sagte er, »wie im Operationssaal.«
    »Aber pflegeleicht«, sagte Rieke.
    »Eine Wohnung für Partys. Aber was machen sie
hier an Abenden zu zweit?!«
    »Hast du schon mal mit Paul gesprochen? Hast du
ihm gesagt, daß du arbeitslos bist?« fragte Rieke.
    »Wann sollte ich denn? Bei all den Typen —«
Sixten schien enttäuscht. Er hatte sich das Wiedersehen mit Pauli Herwart
anders vorgestellt. »Laß man, wenn die Rallye erst vorüber ist, hat er mehr
Zeit«, tröstete Rieke. »Vielleicht weiß er
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