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Das kommt davon, wenn man verreist

Das kommt davon, wenn man verreist

Titel: Das kommt davon, wenn man verreist
Autoren: Barbara Noack
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bedauernd die Achseln.
    »Tut mir leid, Riekerl, es wird nix mit uns. Die
Gundi kriegt mich.« Ihr tat das auch sehr leid.
    Nachdem Bussi verteilt war, war für sie die
Spannung aus dem Hut. Sixten würde an der Rallye nur als Fotograf teilnehmen
und Paul Herwart, der Veranstalter, als Streckenposten und Siegerehrer. Der
anwesende männliche Rest war ihr fremd. Es bestanden weder Sympathien noch
Antipathien, rein gar nichts; das heißt, einen dringenden Wunsch hatte Friederike
schon: Sie wollte auf gar keinen Fall den heißen Flirt der
Prominentenhalsnasenohrenarzttochter Vera gewinnen.
    Ein so intensives gemischtes Doppel würde, wenn
auseinandergerissen, die Zieherin des Loses ständig spüren lassen, was für
einen Mißgriff sie getan hatte. Auch wenn sie schuldlos daran war.
    Die Ziehung der Partner ging weiter, der Lärm
schwoll an — löste Enttäuschung aus, Freude, Überraschung, blankes Entsetzen...
    Sixten war plötzlich neben Friederike.
    »Wo hast denn du gesteckt?«
    Er hielt ihr zur Antwort seinen Arm vor die
Nase: »Riech mal. Gut, was? Ich war duschen.«
    »Wo?«
    »Den Gang runter, letzte Tür links. Aber laß es
lieber; es gab Ärger, weil das einzige Klo drin ist.« Er legte eine Hand auf
ihre Schulter und sah eine Weile dem Loseziehen zu, dann sagte er: »Plumpsack
gefällt’s hier auch. Er ist in die Küche eingebrochen. Er stand auf dem Tisch
und würgte Bouletten, als Paul reinkam. Paul hat so gelacht.«
    »Und Lonka?«
    »Auch. Aber weniger.«
    Lonka kam mit dem Hut auf Friederike zu. Es waren
noch sieben Lose übrig. Auf einmal hatte sie Lampenfieber. »Sixten! Bitte,
Sixten, willst du nicht für mich —?«
    »Was?«
    »Ein Los ziehen.«
    Er sah sie an, als ob sie nicht recht gescheit
wäre. »Ich soll für dich einen Mann ziehen?«
    »Los doch! Lonka will weiter!«
    »Also gut. Ich tu’s. Aber mach mir hinterher
keine Vorwürfe! — Ich zieh’ jetzt!« (Er war schon manchmal ein Umstandspinsel!)
    Trommelwirbel — endloser, denn es fand ein
unentschiedenes Gegrapsche im Innern des Hutes statt. Inzwischen überlegten
bereits einige, ob Sixtens Hand mit einem weißen Kaninchen wiederauftauchen
würde. Weil er das doch so spannend machte. Aber er brachte auch nur ein Los
hervor.
    Rieke entrollte es und las einen Namen, der ihr
gar nichts sagte.
    »Bob Taschner.«
    Sie sah sich erwartungsvoll um, sah, wie Vera
ihrem Laierschläger das langstielige Profil entgegenhob. Er küßte ihren Mund
von einem Winkel zum anderen, sozusagen von Endstation zu Endstation, und
zuckte dabei bedauernd mit den Schultern.
    Rieke fiel über Sixten her: »Wen hast du denn da
gezogen? Wenn man dich schon ziehen läßt-!«
    Veras Freund kam auf sie zu — Waschblau,
sommersprossig, ungern, aber höflich.
    »Ich bin Bob Taschner.«
    »Ich verzieh mich lieber«, sagte Sixten und
hinterließ nicht mehr von sich als einen intensiven Badeduft.
    Nun standen sie voreinander und mußte was sagen.
»Ich bin Friederike Birkow.« Sie fügte entschuldigend hinzu: »Es liegt am Los.«
    »Ja. So ist das eben, wenn man seinen Partner
aus einem Sepplhut ziehen muß.«
    »Ich hab’ Sie nicht gezogen, sondern mein
Freund.«
    »Herrschaftszeiten, könnt ihr nicht du sagen?«
fuhr Lonka dazwischen.
    Bob Taschner sah Rieke an. »Wenn es Ihnen nichts
ausmacht?«
    »Nein, warum? Warum sollen wir uns nicht duzen?
Tun doch alle hier.« Sie entfaltete ihre Liste. »Haben Sie auch so einen Wisch
gekriegt?«
    Er tastete Hemd- und Hosentaschen ab. »Irgendwo
muß er sein...«
    »Haben Sie ihn schon gelesen?«
    »Nein, warum?«
    »Ich möchte gern wissen, was Sie davon
mitbringen.« Sie sprach ins Leere, denn er schaute zu Vera hinüber, die gerade
ihren Partner gezogen hatte und mit dem Ergebnis zufrieden schien, denn sie
umarmte ihn mit viel Gelächter und nannte ihn Maxi.
    Das schien Bob Taschner zu beunruhigen, und
nicht nur ihn, auch Rieke. Denn sie dachte an die Rallye morgen. Wenn er dann
auch nichts anderes im Sinn haben sollte als Vera und ihren Partner-? Mit einem
Othello am Steuer war solch ein Unternehmen bestimmt keine Gaudi.
    Sie wiederholte ihre Frage noch einmal, diesmal
so langsam, laut und artikuliert, daß selbst ein geistesgestörter Liebhaber sie
nicht überhören konnte.
    »Ich möchte wissen, was Sie mitbringen werden!«
    »Ich? Mitbringen? Wann?«
    » Morgen. Zur Rallye ...« Als eindringlicher leiser Singsang
vorgetragen.
    »Ach ich, ach so, ja — .«Jetzt begriff er
endlich, wie schön. »Meinen kleinen
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