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Das kommt davon, wenn man verreist

Das kommt davon, wenn man verreist

Titel: Das kommt davon, wenn man verreist
Autoren: Barbara Noack
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weißt du, zwischendurch ist ja auch mal
schlechtes Wetter...« Er überlegte. »Wir sollten nach Cancun fahren oder nach
Cosumel. Kilometerlanger weißer Pulversand — Pelikane ziehn vorbei...Undnachts
. . ,«,der Amateurpoet für Touristikwerbung legte den Arm um Riekes Schulter.
»Stell dir das Meer nachts bei Mond als eine einzige Quecksilberfläche vor. Und
darin schwimmen die schwarzen Schatten der Wolken.«
    Bob war über sich selbst erschrocken, als er
seinen Prospekttext beendet hatte, versicherte jedoch: »Trotzdem ist es
unheimlich schön. Es gibt keine schönere See als die Karibik.«
    Rieke überlegte: »Man müßte Pepe dazu bringen,
daß er ans Karibische flüchtet.«
    »Ja«, sagte Bob, »und dann suchen wir ihn da —
Ort für Ort, und wo es besonders schön ist, suchen wir ihn besonders gründlich
— mindestens acht Tage...«
    »Träumen macht Spaß«, sagte Rieke träumend.
    »Wieso träumen?« widersprach er, während sie in
die Sierra Madre hinaufkurvten. Das Tropische hörte auf. Kaum noch ein
Palmenhals.
    Rieke begann zu frieren und angelte hinter sich
nach ihrer Jacke, aber das Unfallopfer Herodes lag darauf. Na, schadet nichts.
Ringelte sie sich eben zum Wärmen um Bob herum. Er machte gerade Pläne.
    »Wenn wir ankommen, bringen wir den Hund zum
Tierarzt. Dann rufe ich zu Haus an, damit wir wissen, was sich inzwischen getan
hat. Dann fahren wir zum Reisebüro und buchen den nächsten Flug an die Karibik.
— Okay?«
     
    Herodes wurde zu jenem Veterinär gebracht, der
auch Isabellas Hunde behandelte.
    Herodes mit seinem stark ausgeprägten Mißtrauen
zum ersten Male beim Arzt. Das Entsetzen, der ernstgenommene Mittelpunkt von
Wildfremden zu sein, die ihn überall anfaßten, rief beinah eine Totenstarre bei
ihm hervor.
    Bevor sein gebrochenes Bein geschient wurde,
wurden die letzten Reste Leben im armen Hündchen auch noch durch eine Narkose
lahmgelegt.
    In der Zwischenzeit telefonierte Bob mit seinem
Vater und versorgte Rieke anschließend mit den neuesten Nachrichten: »Vor einer
halben Stunde hat Isabellas Bruder aus Guanajuato angerufen. Enrique behauptet,
Pepe dort gesehen zu haben. Der Alte will, daß ich sofort nach Hause komme.«
Während er das Bündel Hund zu seinem Wagen zurücktrug, sagte er: »Hast du dir
mal überlegt, was ich jetzt mit ihm anfangen soll?«
    »Ihn gesund pflegen, was sonst?«
    »Und dann? Ihn wieder am See aussetzen, nachdem
er sich an uns gewöhnt hat und an geregelte Mahlzeiten. Vielleicht bringe ich
ihn zu einer Amerikanerin. Die hat vor zwei Jahren mit einem verletzten
Straßenköter angefangen. Inzwischen hat sie einundzwanzig!« Und mit einem
Seitenblick auf Rieke: »Ähnliches wäre zu befürchten, wenn du hier ständig
lebtest.«
    Sie widersprach nicht.
    Auf einer der Straßen, die die Stadtautobahn
überquerten, ging ein Luftballonverkäufer. Hundert wippende, bunte Ballons
gegen einen dunkelvioletten Gewitterhimmel.
    »Warum behältst du Herodes nicht selbst?«
überlegte Rieke. »Du gehst doch jetzt nicht mehr nach Deutschland zurück.«
     
    Bob ging nicht mehr nach Deutschland zurück. Als
sie es ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, was das bedeutete: noch sieben
gemeinsame Tage und keine Chance, sich vor seinem nächsten Europaurlaub in
zwei, drei Jahren wiederzusehen. In zwei, drei Jahren geschah viel, wenn man
jung war. Mädchen, die der Erinnerung an eine kurze Liebe-ohne-Hoffnung ihr
weiteres Leben zu weihen bereit waren, gehörten wohl der Vergangenheit an.
Rieke hätte selbst in vergangenen Zeiten keine lebenslänglich Verzichtende
abgegeben.
    »Du denkst so sichtbar nach«, sagte Bob, der
gerade einen Abschleppwagen überholte, welcher sich bemühte, einen anderen
Abschleppwagen abzuschleppen. »Was ist los?«
    Das Gewitter war jetzt über ihnen. Der Sturm
wirbelte Staub und Schmutz durch die Luft. Dann brachen die Wolken, und die
Scheibenwischer schafften kaum die Wassermassen. Sie fuhren blind.
    »Ich will dir sagen, Bob, woran ich denke — an
ein stilles, vergammeltes, weißes Haus in einem duftenden, verwilderten Garten
an einem großen, braunen See. Es war so schön da...«
     
     
     

8
     
    Isabella Taschner war keineswegs entzückt von
Herodes. Das hatten weder Bob noch Rieke erwartet. Herr Taschner nahm überhaupt
keine Notiz von ihm, nur die Hündchen erregten sich über seine Ankunft so sehr,
daß ihre Augen wie Gummibälle an der Strippe aus den Höhlen sprangen. Fand
Friederike.
    »Pepe ist also in Guanajuato gesichtet
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