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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman
Autoren: Stephen Hunt
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Patrone getreten, und der Sprengsaft in der Zündkammer hatte sich vermischt.
    Amelia ließ sich das letzte kleine Stück hinunterfallen und landete im warmen Sand. »Ich hoffe wirklich, es war einer der Macanalies.«
    »Mir wäre es lieber, es wäre einer der Soldaten gewesen, Professorin.« Mombiko hatte das Messer gezückt
und schlich zu der Stelle hinüber, an der die Männer des Kalifen die Sandfüßler angepflockt hatten. Die Beine der Geschöpfe bebten unruhig, als er sich ihnen näherte und die Hand ausstreckte, um ihre Stricke loszuschneiden. Die Sandfüßler knackten mit ihren Kiefern, dann tauschten sie nervöse Blicke, und nur die grünen, menschlichen Augen in ihren käferschwarzen Gesichtern zeugten noch davon, dass sie dem verhexten Schoß einer Sklavin entsprungen waren. Sie waren so gut dressiert, dass sie keinen Fluchtversuch unternahmen. Amelia nahm mit der linken Hand einen Stein auf und warf ihn gezielt in die Gruppe der Tiere, die daraufhin zu rennen begannen und in den Schatten des Gebirges flüchteten.
    Lautes Krachen war von der Spitze des Berges zu hören, und Sand spritzte dort auf, wo die Bleikugeln nahe bei Mombiko und Amelia einschlugen. Die Schläger des Kalifen hatten den Mechanismus, der die Tür zur Grabkammer öffnete, schneller gefunden, als sie gehofft hatte. Sand rieselte in Amelias Stiefel, als sie und Mombiko ihren Kamelen entgegenstolperten, die bereits Jammerlaute ausstießen, während ihnen die Kugeln der Soldaten um die Ohren flogen. Mombiko stöhnte laut auf und hielt sich mit einer Hand die schmerzende Seite, aber er spornte sein Kamel weiter an, den flüchtenden Sandfüßlern zu folgen. Mit einer Handbewegung bedeutete er Amelia weiterzureiten, und sie ließ ihr Tier viel schneller ausschreiten, als sie es in der Hitze zu dieser Tageszeit sonst getan hätte. Glücklicherweise
waren die mürrischen Reittiere bereits nervös, seit sie die Sandfüßler hatten davoneilen sehen, und sie waren jetzt nur zu gern bereit, den Schatten des Berges zu entfliehen.
    Nachdem die Verfolger hinter den grenzenlosen Dünen zurückgeblieben waren, zügelte Amelia ihr Kamel, als sie sah, dass Mombiko im Sattel zusammengesunken war. Sie zog ihn herab und bettete ihn auf den Sand, dann zog sie seine Kleider beiseite, um nach der Wunde zu suchen.
    »Sie ist nicht allzu tief, Mombiko.«
    »Vergiftet«, zischte Mombiko. »Die Soldaten höhlen ihre Kugeln aus und füllen sie mit den Zaubertränken der Magier in ihren Garnisonen. Sieh dir mein Kamel an.«
    Sein Reittier stöhnte und knickte mit den Vorderbeinen ein, während Amelias Kamel versuchte, es durch Anstupsen wieder zum Aufstehen zu bewegen. Die Abschiedskugel eines der Soldaten hatte seine Flanke gestreift. Mombiko deutete auf einen hölzernen Griff, der unter seinen Satteltaschen hervorragte. »Gegen die Sonne.«
    Sie nahm den Gegenstand, auf den er zeigte, und gab ihn Mombiko. Den Regenschirm hatte sie ihm geschenkt, nachdem er begonnen hatte, an ihrer Universität zu arbeiten. Es war eine so kleine Gabe, verglichen mit den wunderbaren Talenten, die er mitbrachte. Er konnte in nur einer Woche eine neue Sprache lernen und wörtlich aus Büchern zitieren, die er ein Jahr
zuvor gelesen hatte. Einmal hatte er ihr erklärt, dass sein scheinbar unnatürliches Gedächtnis vielen seiner Kaste eigen war.
    »Nach Art des Waldes«, sagte Mombiko.
    Amelia nickte mit Tränen in den Augen. Sie verstand seine Bitte. Kein Begräbnis. Der Mensch war aus dem Schoß der Natur gekommen, und er sollte in den Schoß der Natur zurückkehren. Die Wüste würde seine unbeerdigten Überreste verschlucken.
    Mombiko griff nach Amelias Hand, und als sie ihre Finger wieder öffnete, lag ein geschliffener Diamant darin, in dessen schimmerndes Prisma das Bild eines der Götter der Schwarzöl-Horde eingeritzt worden war.
    »Verkaufe ihn«, keuchte Mombiko. »Nimm das Geld, um die Stadt zu finden – für uns beide.«
    »Bist du der Assistent einer Archäologin oder ein Grabräuber, Mann?«
    »Ich bin Mombiko Tibar-Wellking«, sagte der ehemalige Sklave und hob seine Stimme. Schweiß lief in Strömen über sein Gesicht. Er war so nass, als hätte man ihn aus dem Meer gezogen und nicht etwa auf den Dünensand der Wüste gebettet. »Ich bin ein Lanzenführer des Roten Waldes, und ich verabschiede mich von meinen Feinden – als – freier – Mann.«
    Amelia hielt ihn fest, als ein Zittern durch seinen Körper lief, dann wieder eins, in immer größeren Abständen,
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