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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman
Autoren: Stephen Hunt
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Kapuzen geschoben hatten. Die drei Macanalie-Brüder waren zu ihnen getreten und gaben sich alle Mühe, nicht in die Schusslinie der langen, schmalen Gewehre der Soldaten zu geraten.
    »Trau niemals einem Macanalie«, fluchte Amelia.
    »Ob wir diesen Schatz je finden würden, war ja nicht abzusehen«, erklärte der älteste Bruder. »Aber das Geld, das auf deinen Kopf ausgesetzt ist, Mädel, das liegt abrufbereit
in der Schublade eines jeden Garnisonskommandanten von hier bis nach Bladetenbul.«
    »Der Kalif erinnert sich jener, die viel versprechen und dann ihr Wort nicht halten«, sagte der Hauptmann der Soldaten. »Aber ich fürchte, in deinem Falle tut er das nicht gerade mit besonderem Wohlwollen.«
    Amelia sah den kleinen Wüstenfalken auf seinem Lederhandschuh sitzen. Der Vogel hatte gerade die richtige Größe, um eine Botschaft zu übermitteln. Verdammt. Ihre Aufregung angesichts der möglichen Entdeckung des Grabes hatte sie blind werden lassen, was die Verräterei der Macanalie-Brüder anging; natürlich hatten sie diese Kundschafter-Patrouille herbeigerufen. Sie und Mombiko waren königlich betrogen worden.
    »Der Kalif ist immer noch böse wegen Zal-Raschids Vase?« Amelia beäugte die Soldaten. Fünf Kerle. Vielleicht warteten irgendwo noch weitere. »Ich habe ihm gesagt, dass es sich lediglich um einen Mythos handelte.«
    »Da wäre es dann wohl nur angemessen gewesen, Frau Professorin Harsh, wenn Sie diese Vase seiner Exzellenz überlassen hätten, nachdem Sie das teure Stück aus dem Dünensand gegraben hatten«, erklärte der Soldat. »Wie Sie versprochen hatten. Anstatt es zu stehlen und mit nach Jackals zu nehmen.«
    »Ach, diese alte Geschichte. Das kann ich erklären«, behauptete Amalia. »Wie sagt Ihr Volk noch so schön: Der Sand hat viele Geheimnisse?«
    »Sie werden viel Zeit haben, die Weisheiten der Hundert
Propheten mit seiner hocherfreuten Hoheit zu diskutieren«, sagte der Offizier. »Viel Zeit.«
    Der Blick, den Mombiko Amelia zuwarf, verriet echte Angst, und sie biss sich auf die Lippe. Das Schicksal, das auf einen entflohenen cassarabischen Sklaven wie ihn wartete, war nicht besser als ihr eigenes. Mombiko würde es kaum ein Trost sein, dass er keine Gebärmutter besaß, die von den dunklen Hexenmeistern Cassarabiens als Zuchtbecken genutzt werden konnte, um darin ihre Schoßtierchen und Monstrositäten heranwachsen zu lassen. Einer der Macanalie-Brüder lachte angesichts der Zukunftsaussichten, denen die hochmütige Professorin aus Jackals und ihr Mitarbeiter nun entgegensahen, doch als der Schmuggler versuchte, auf das uralte Fahrzeug zuzugehen, schob ihn der Wüstenkrieger mit dem knochenartigen Schaft seines Gewehrs wieder zurück.
    »Was soll das, Jungchen?«, zischte der älteste der Brüder. »Wir hatten eine Abmachung. Ihr bekommt die beiden Grabräuber, wir bekommen das Kopfgeld und diesen ganzen Kram.«
    »Das Kopfgeld sollt ihr auch erhalten«, sagte der Offizier des Kalifen, dann deutete er auf den Wagen. »Aber das gehörte nicht zu unserer Übereinkunft.«
    »Du willst mich wohl zum Besten halten, Jungchen. Passt mal gut auf, ihr betrügerischen Mistkerle. Hier unten gibt es doch genug für uns alle. Jeder könnte seinen Teil bekommen.«
    Der Mann des Kalifen deutete auf die grinsenden
Fratzen der totempfahlähnlichen Säulen. »Es wird nichts zu teilen übrig bleiben, Effendi. Diese aufgeblasenen ungläubigen Kröten sind nicht von den Hundert Wegen, sie sind Götzen der Dunkelheit und müssen gestürzt werden.« Er wandte sich an einen der Sandkrieger. »Geh zurück und hole genug Kartuschen aus den Satteltaschen, um diesen unheiligen Ort für weitere tausend Jahre unter den Felsen zu begraben.«
    »Bist du völlig übergeschnappt, Jungchen? Hier liegen genug Schätze, um uns alle reich zu machen! Wir könnten wie die Könige leben und du wie ein Emir!«
    Der Offizier stieß ein verächtliches Lachen aus. »Der Kalif hat vierzig Spannen eurer armseligen Lebenszeit gelebt, und wenn ihm die Hundert Propheten gnädig sind, werden weitere vierzig folgen. Wozu braucht er das unreine Gold abtrünniger Götter, wenn er zahllose Diener in allen Provinzen Cassarabiens hat, um ihm ewiglich Tribut zu bieten?«
    Amelia sah Mombiko an, und wortlos waren sie sich einig. Mombiko würde niemals wieder als Sklave leben, und Amelia wollte verdammt sein, wenn sie sich als Gebärmaschine missbrauchen lassen oder sich in die Hände eines cassarabischen Folterbildhauers begeben würde,
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