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Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch

Titel: Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
Autoren: Todd Brown
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Während der Prüfung habe ich mir meine Mitschüler in der Grundstufe angeguckt und bin fast vor Lachen geplatzt. Les hat den Fragebogen gar nicht erst gelesen, sondern die Punkte ausgemalt, daß sie eine gerade Linie ergaben. Sid hat nicht mal die Punkte ausgemalt. Er hat nur »So ein Wichs« auf den Bogen geschrieben und dann eine Waffenzeitschrift aufgeschlagen. Kuprekski hat nur dagesessen und Löcher in die Luft gestarrt.
Weil ich schon früher fertig war, habe ich angefangen, »Planet der Affen« zu lesen. Das ist unsere Lektüre im Englischgrundkurs und ziemlich gut. Nachdem ich ein bißchen gelesen hatte, hab' ich mich im Zimmer umgeschaut und wußte auf einmal, wie sich die Astronauten bei der Landung auf dem fremden Planeten gefühlt haben.
2. September
    Heute bin ich vierzehn geworden. Papa hat nicht angerufen, doch Oma hat einen Kuchen gebacken, und Jeff hat mir ein T-Shirt geschenkt, auf dem vorne »Going Places« steht. Er hat es für fünf Dollar im Gemischtwarenladen gekauft. Ich weiß das, weil ich es dort gesehen habe, auf einem Ständer mit Sonderangeboten, die sie nicht losgeworden sind. Aber wenigstens hat er dran gedacht. Oma und Mama haben zusammengelegt und mir einen neuen Parka besorgt, weil mein alter letzten Winter zerrissen ist. Mag ist am Abend vorbeigekommen und hat mir eine Karte mit einer nackten Frau drauf mitgebracht, die sich eine Pralinenschachtel vor den Busen hält. Drinnen steht: »Die besten Stücke hebe ich für dich auf«. Weil Jeff die Karte echt lustig fand, habe ich gelacht und sie dann an meine Pinnwand gehängt.
    3:36
    Vor meinem Fenster prügeln sich zwei Typen. Obwohl sie beide kotzhäßlich sind und bestimmt dreckige Fingernägel haben, stelle ich mir vor, daß sie meinetwegen kämpfen. Vielleicht träum' ich dann was Schönes.
3. September 7:15
    Nichts Schönes geträumt. Heute nacht noch mal versuchen.
    17:20
    Wahrscheinlich ist es das beste, daß ich dieses Heft nicht in die Schule mitbringe. Wer sich mit einem quietschrosa Heft in der Chappaqua Highschool blicken läßt, fordert seine Mitschüler regelrecht heraus, ihn Schwuchtel zu nennen. Ich finde das Wort zum Kotzen. Sogar Mag benutzt es, was mich wirklich sauer macht. Komisch, daß Leute, die nie im Leben »Nigger«, »Japse« oder »Spaghettis« sagen würden, ständig mit dem Wort »Schwuchtel« um sich werfen, als ob es morgen aus der Mode kommen würde. Sie blicken einfach nicht durch. Mag nicht. Jeff nicht Die anderen in der Schule nicht. Und meine Eltern schon gar nicht, ich habe dieses Gefühl jetzt schon seit etwa einem Jahr. Es gehört inzwischen zu mir.
Was mich an Frauen abtörnt, ist das Weiche. Man kann sie nirgendwo anfassen, ohne daß es sich einbeult. Wenn ich dran denke, wie Mag letztes Jahr meine Hand auf ihren Busen gelegt hat, wird mir ganz schlecht. Ich mag das Harte.
Aber das werde ich niemandem auf die Nase binden. Wenn man in Maine auf dem Land lebt, posaunt man besser nicht überall rum, daß man schwul ist. Letzten Herbst wurde in der Schule über einen Typen in der ersten Klasse getratscht, der angeblich ein Homo war. Er hieß Dion Hatch und war aus einem Ort in Massachusetts hierhergezogen. Er hatte etwas Weibliches an sich, ein Gesicht wie ein Mädchen, und er wedelte beim Reden immer mit den Händen. Ich weiß das, weil wir immer mit dem gleichen Bus bis Tranten Junior High gefahren sind, wo ich aussteigen mußte. Jeden Tag beobachtete ich Dion, wie er vorne saß und mit Ray, dem Busfahrer, redete. Alle in der Junior-Highschool machten einen großen Bogen um Dion und paßten auf, daß sie ja nicht neben ihm sitzen mußten. Es hieß, er hätte einen anderen Jungen in der Schulbücherei angegraben. Alle in der Stadt und in der Schule haben davon geredet.
Dion hat zwei Monate lang an der Chappaqua Highschool durchgehalten. Dann schlugen die Kings der Schule, einschließlich meinen vertrottelten Bruder, der Kronprinz, zu. Eines Abends kam Jeff nach Hause und gab vor seiner Freundin mächtig damit an. Er und seine Bande hatten Dion in der Umkleide aufgelauert, ihn mit Mullbinden gefesselt und sein
Gesicht mit Make-up beschmiert. Jeff konnte sich vor Lachen kaum einkriegen, als er seiner Flamme des Monats erzählte, wie Dion am Schluß den ganzen Mund voll Lippenstift hatte. Dann haben diese Höhlenmenschen ihn raus aufs Footballfeld geschleppt, wo gerade die Cheerleader trainierten, und ihn ans Tor gebunden, und da ist er volle zehn Minuten hängengeblieben. Als Jeff die Geschichte
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