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Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken

Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken

Titel: Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken
Autoren: Hanns Hatt , Regine Dee
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getrunken, blieb die Hand signifikant länger unter Wasser als mit einem Schluck Wasser oder gar mit einer bitteren Lösung. Die Schmerztoleranz wuchs um etwa 20 Prozent nach dem Genuss von Süßem.
    All das sind erstaunliche Befunde, die sich nur durch das großartige Zusammenspiel der Sinne auf höherer Ebene, nämlich im Gehirn, erklären lassen. Denn Schmerz wird gar nicht dort empfunden, wo man sich stößt, schneidet oder sticht. Der Finger sendet bei Verletzungen elektrische Signale über die Nervenbahnen blitzschnell an das Gehirn weiter, und erst dort werden sie an unterschiedlichen Stellen, die zusammen wie ein Netzwerk funktionieren, registriert und als Schmerz wahrgenommen. Das Schmerzempfinden wurde von der Evolution zum Schutz des Menschen entwickelt, weil wir durch den Schmerz gewarnt und auf Wunden, Verletzungen und Krankheiten aufmerksam gemacht werden. Ohne dieses Empfinden hätten wir eine viel kürzere Lebenserwartung, weil wir unserem Körper ständig unbemerkt Schaden zufügen würden. Ein Schmerzreiz kann als unangenehm oder als angenehm empfunden werden, wobei man nicht in jedem Fall an sadomasochistische Techniken denken muss. Über das Empfinden entscheidet das Limbische System. Zusätzlich werden Endorphine freigesetzt, die den Menschen vor allzu starkem Schmerz schützen, zum Beispiel nach einem Unfall. Viele Unfallopfer berichten, zunächst überhaupt keinen Schmerz empfunden zu haben. Die Endorphine besetzen nämlich die Rezeptoren im Schmerzzentrum und blockieren sie damit für jeden Schmerz. Süße Stoffe wie Zucker, die uns von Geburt an glücklich machen, regen ebenfalls die Produktion von Endorphinen an. Und das ist der Grund, warum man Schmerz versüßen kann. Das funktioniert übrigens auch mit Düften, mit denen man im Laufe des Lebens positive Erfahrungen verbunden hat. Wenn man einen solchen Duft riecht, kann man einen Schmerz viel besser ertragen. Fakiren gelingt es damit sogar, auf einem Nagelbrett zu sitzen.

Süßstoffe –
Alternative mit Beigeschmack

    Pralinen, Sahnetorten und Eisbecher haben eins gemeinsam: Sie sind voll Zucker und sorgen für Fettpölsterchen, von denen wir uns nur schwer wieder trennen können. Dafür helfen sie bei Liebeskummer und sonstigem Seelenleid. Natürlich gibt es kalorienfreie Alternativen, manche sind hundert- und sogar tausendmal süßer als Zucker. Aber leider schmecken sie nie genau wie Zucker, sondern haben immer einen komischen Beigeschmack.
    Die meisten Süßstoffe wurden übrigens per Zufall entdeckt. Wie Aspartam, eigentlich ein Mittel gegen Magengeschwüre, heute einer der meist verkauften Süßstoffe, dessen Süßgeschmack der Wissenschaftler James Schlatter 1965 nur entdeckte, weil er sich zufällig die Finger ableckte, was man ja eigentlich im Labor unterlassen sollte. Manche Forscher legten früher sogar ihre Zigaretten neben ihre Petrischalen. Dass der nächste Zug dann süß schmeckte, überraschte einen Chemiestudenten im Jahre 1937, auf diese Weise wurde das Zyklamat entdeckt.
    Manche Süßstoffe haben einen äußerst schlechten Ruf. Man sagt ihnen nach, dass sie Verdauungsbeschwerden, Migräne oder in einigen Fällen sogar Krebs auslösen. Manchmal haben sie, wie Saccharin, einen bitteren, metallischen Nachgeschmack. Kein Ersatz also für unseren Seelentröster Zucker. Außerdem lösen sie das Problem des Übergewichts nicht wirklich. Im Gegenteil. Süßstoffe bereiten unseren Körper auf Kalorien vor, die er nicht bekommt, was das Hungergefühl noch verstärken kann. Das verwirrt den Körper derart, dass er Mahlzeiten und Getränke weniger effektiv verarbeitet und immer mehr davon verlangt, wie Studien an Tieren gezeigt haben. Deshalb macht die Cola light nicht unbedingt schlanker als ihre kalorienreiche Schwester.
    Wer die im Labor entstandenen Süßstoffe scheut, kann inzwischen mit natürlichen Stoffen süßen. Die Blätter des Süßkrauts Stevia rebaudiana enthalten Verbindungen, die hundertmal süßer sind als weißer Zucker, aber fast keine Kalorien enthalten. Stevia ist auch für Diabetiker geeignet und schadet den Zähnen nicht. In Südamerika werden die Blätter seit Jahrhunderten zum Süßen verwendet, in der EU waren Stevia-Extrakte wegen gesundheitlicher Bedenken lange nicht zugelassen und nur über das Internet erhältlich. Seit Dezember 2011 kann man sie nun auch bei uns kaufen. Bisher klagten Nutzer über einen leicht bitteren Nachgeschmack und hatten Probleme, Stevia als Pulver oder als Flüssigkeit
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