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Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken

Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken

Titel: Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken
Autoren: Hanns Hatt , Regine Dee
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Schokogeschmack ausmachen – insgesamt 600 Einzelkomponenten! Außerdem enthält Schokolade reichlich Fett, das für ein gutes Bauchgefühl sorgt, und viele glücklich machende Inhaltsstoffe, vor allem Zucker.
    Besonders zwei Stoffe machen aus Schokolade eine so einzigartige Glücksdroge: das Phenylethylamin ( PEA ), ein Stoff, der sich auch im Blut von Verliebten findet, und Anandamid, das im Gehirn am selben Rezeptor andockt wie das Tetrahydrocannabinol ( THC ) aus der Haschischpflanze. Weitere Zutaten sind das Gute-Laune-Mittel Theobromin, das dem Koffein ähnelt und hoch dosiert in Antidepressiva verwendet wird, und Spuren der Aminosäure Tryptophan, Vorstufe des Glückshormons Serotonin, das Stress und Angst reduziert und für Ruhe und Harmonie sorgt. Insulin, das nach dem Essen der Schokolade freigesetzt wird, wiederum beschleunigt die Aufnahme von Tryptophan ins Gehirn, so unterstützen die chemischen Vorgänge sich gegenseitig.
    Schokolade aktiviert das Belohnungszentrum in unserem Gehirn und damit ein ganzes Netzwerk aus verschiedenen Gehirnarealen, die uns alle signalisieren: Es brechen Zeiten großen Glücks und absoluter Zufriedenheit an. Daran sind Hormone wie die opiumähnlichen Endorphine und das Oxytocin beteiligt, die vom Körper freigesetzt werden, sobald er Schokolade bekommt. Die Wirkung von Oxytocin ist so stark, dass es sogar den Schmerz während der Geburtswehen mildern kann. Später schafft es eine große Verbundenheit zwischen Mutter und Kind. Auch wenn Verliebte sich zärtlich küssen und berühren, wird das Kuschelhormon Oxytocin freigesetzt und sorgt für das bekannte Kribbeln im Bauch. Seit Neuestem gibt es Oxytocin als Nasenspray – zum kalorienfreien Glücklichsein.
    Manchmal wird Schokolade mit Scharfmachern wie Pfeffer oder Chili kombiniert – ein doppelter Genuss, denn auch sie können glücklich machen. Dafür verantwortlich ist der Wirkstoff Capsaicin, der ein Gefühl extremer Hitze hervorruft. Um diese Hitze zu bekämpfen, bricht dem Chili-Freund der Schweiß aus, gleichzeitig wird Endorphin ausgeschüttet, das die Schmerzen einer Verbrennung lindern soll. So sitzt er da mit hochrotem Kopf im vollkommenen Glücksrausch. Denn je höllischer die Hitze, desto größer der Endorphin-Kick, wenn der Schmerz nachlässt.
    Wie immer bei rauschhaften Zuständen scheint dabei unsere kritische Sicht auf die Welt erheblich zu leiden. Jedenfalls was Schokolade und Süßigkeiten angeht, sagt Peter Kenning, Marketingforscher von der Friedrichshafener Zeppelin-Universität. Er gab Kunden eines Supermarktes vor dem Einkauf gesüßte Getränke oder Wasser zu trinken und stellte fest: Egal ob Wurst, Klopapier oder Shampoo – die Zucker-Probanden akzeptierten fast doppelt so hohe Preise bei den Produkten wie die Wassertrinker. Eine Möglichkeit, mit Süßigkeiten auch die Betreiber von Supermärkten glücklich zu machen, wäre es also, jedem Kunden am Eingang einen Schokoriegel zu schenken. Die Deutsche Bahn kennt offenbar bereits die Untersuchungsergebnisse des Forschers: Seit Neuestem verteilt sie Schokolade an die Reisenden, wenn mal wieder Ärger wegen Verspätung oder ausgefallener Klimaanlagen droht.

Je jünger, desto milchschnittiger

    Alle Menschen werden mit einer Vorliebe für Süßes geboren. Sie liegt uns in den Genen. Süß ist der erste Geschmack, der uns begegnet. Schon das Fruchtwasser, von dem jeder Fötus täglich ein paar Schlucke trinkt, schmeckt ein bisschen süßlich. Erst recht die Muttermilch. So gewöhnen sich Babys daran, dass süße Sachen köstlich sind und womöglich noch warm, weich und kuschelig. Die Welt ist im besten Fall ein süßes Paradies voller Wohlbehagen und Zufriedenheit.
    Der Hang zu Süßem ist biologisch durchaus sinnvoll. Babys und Kleinkinder brauchen besonders viel Energie zum Wachsen, und Zucker ist ein schneller Energielieferant. Dass man mit einfachem Zucker schnell wieder Hunger bekommt, stört sie gar nicht. Das ist eher Thema der Erwachsenen, die später Müsli viel gesünder finden, weil der Körper damit länger mit Energie versorgt wird.
    Mit süßen Dingen, das wissen Kinder instinktiv, kann man außerdem nicht viel falsch machen, denn Süßes ist selten giftig. Im Gegensatz zu bitteren Speisen, gegen die kleine Kinder einen angeborenen Schutzmechanismus haben. Die Evolution hat uns gelehrt: Beeren, Pilze und andere Pflanzen, die bitter schmecken, sind oft giftig und lebensbedrohend. Also sollte man besser Abstand halten zu Rosenkohl und
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