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Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken

Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken

Titel: Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken
Autoren: Hanns Hatt , Regine Dee
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Kalorienfreie Sprays sollten satt machen, konnten aber in keiner Weise das Original ersetzen. Sie krachten nicht wie Kartoffelchips, zergingen nicht sahnig-cremig wie eine Praline auf der Zunge und wirkten nie so gemütlich wie Popcorn. Denn auch das registriert das Gehirn: die schöne Umgebung, die gute Stimmung und die nette Gesellschaft. Sie alle tragen zum vollendeten Genuss bei, den das Gehirn als eine gigantische Symphonie aus Emotionen und Sinneseindrücken komponiert.

Parfums und ihr
Versprechen vom Glück

    Wohlriechende Düfte verleihen dem Leben einen Hauch von flüchtigem Luxus. Sinnlich, verführerisch, extravagant. Das war schon in Ägypten und Arabien so, bei Christen und Moslems, für Caterina de’ Medici und Madame de Pompadour – wer es sich leisten konnte, sein Geld einfach so in der Luft zu versprühen, lebte offenbar sorgenfrei und war zweifellos glücklich.
    Parfums sind teuer, auch heute noch. Und Zeitgeist und Mode haben ein Wörtchen mitzureden, wenn wir uns fragen: Welcher Duft unter all den Seifen, Shampoos, Cremes und Duftwassern ist der richtige, um mich glücklich zu machen?
    Kleopatra hatte es da einfacher. Sie konnte sich ganz auf Rosen verlassen, als sie ihren Geliebten Marc Anton empfing. Ihr Schlafgemach soll für die erste Liebesnacht kniehoch mit duftenden Rosenblüten bedeckt gewesen sein. Der Mann war beeindruckt und verließ Haus, Hof und sogar Gattin aus lauter Leidenschaft für die extravagante, wohlriechende Herrscherin. Einen ähnlich überzeugenden Effekt versprach sich wohl Gunter Sachs, als er 1966 zur Verlobung mit Brigitte Bardot aus einem Helikopter rote Rosen auf ihr Haus in Saint Tropez herabregnen ließ: Sieh her, meine Liebe ist überwältigend.
    Rosen sind Liebesboten, und Rosenöl gehört noch immer zu den wertvollsten Ingredienzien eines Parfums. Ein Liter kann leicht 10 000 Euro kosten. Schon früh kamen Jasmin und Veilchen, Flieder, Lavendel und Maiglöckchen dazu, außerdem Gewürzpflanzen wie Vanille, Nelke oder Zimt. Für die herben Noten verwendet man gern Hölzer, Harze und Tierdüfte. Ungefähr hundertfünfzig Düfte gab es vor hundert Jahren, heute ist die Zahl auf viertausend natürliche und synthetische Duftstoffe angewachsen. Der Zeitgeist bestimmt ihre Mischung. Während die sechziger Jahre nach Janis Joplin klangen und nach Patschuli rochen, ließen die Hippies in den Siebzigern wollüstige Moschusdüfte von San Francisco aus in die alte Welt hinüberwehen. Schwere Noten waren beliebt, außer bei der wachsamen US -Drogenbehörde. Als Yves Saint Laurent 1977 seinen Duft Opium auf den Markt brachte, eine orientalisch-würzige Mischung aus Piment, Orange und Moschus, durfte das Parfum zunächst in den USA nicht verkauft werden, weil die Fahnder gefährliche Bestandteile witterten.
    Auch das 1978 von Karl Lagerfeld herausgebrachte Classic, eine »würzig warme Komposition mit einer Idee Tabak«, und Poison, ein »Parfum von unwiderstehlicher Verführung«, 1985 von Dior komponiert, waren schwere, sinnliche Duftnoten. Ihre Beliebtheit ließ deutlich nach, als eine veränderte, gesellschaftliche Situation neue Verhaltensregeln erforderte. Das AIDS -Virus bedrohte die Menschen, weshalb es angeraten schien, monogam zu leben oder sich zumindest so zu geben. Das Parfum sollte nur noch für den eigenen Partner da sein. Lifestyle-Parfums kamen leicht, prickelnd und dezent daher, wie Calvin Kleins ck one, »the fragrance for men and women«, – der Unisex-Duft, der zu einem der meistverkauften Parfums des ausgehenden 20. Jahrhunderts wurde. Langfristig konnte sich dieser Trend allerdings nicht durchsetzen, offenbar wollten sich Männer nicht mit süßen Blütendüften identifizieren und Frauen nicht mit herben Tabaknoten.
    Mit viel Fachwissen, Sensibilität und Intuition entwickeln die Supernasen der Parfumhäuser immer wieder neue, überraschende Düfte. Die einzelnen Nuancen entfalten dabei ihre verführerische Wirkung zeitlich genau aufeinander abgestimmt. Die schnell flüchtige Kopfnote soll neugierig machen und wird heutzutage immer wichtiger, weil viele Kunden die Parfums kurz vor dem Abflug in Duty-free-Shops einkaufen und die anderen Nuancen gar nicht abwarten können. Die Herznote zum Beispiel, den charakteristischen Duft des Parfums, der sich meist aus Blütenaromen zusammensetzt. Und die Basisnote, das Fundament des Parfums, die am längsten haftet und oft aus holzigen und animalischen Düften besteht. Welche Komposition der Noten Sie auch
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