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Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben
Autoren: Wolfgang Ecke
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zählte inzwischen ungerührt und gab kund: „Kognak und Whisky... sieben volle und eine leere Flasche. Wo sind die restlichen zwölf?“ fragte er dann.
    Und der andere: „Er wird sie vergraben haben... Also, raus mit der Sprache, Enkel. Wo haben Sie die restlichen Flaschen versteckt?“
    Der Angesprochene nickte beleidigt. „Ich soll das Zeug also gestohlen haben. Und wo?“
    Der eine Beamte deutete mit dem Daumen flußabwärts. „Dort, bei HOLDER & SOHN.“
    Da richtete sich der Zecher auf und erklärte hicksend: „Also, das war so…, ich habe hier geschlafen... geschlafen... plötzlich klirrt’s, so ungefähr“, er spitzte die Lippen und rief „klirr-klirr. Na ja, ich gucke einmal, ich gucke zweimal... und was sehe ich, he, was denkt ihr, was ich sehe? Eine Flasche, jawohl... woll... eine Flasche sehe ich. Klirrte und klimperte zwischen den Steinen herum... klirr-klirr... Und dann kommen immer mehr Flaschen... alle aus der Richtung von HOLDER & SOHN... Kommen angeschwommen... Ich also Hosenbeine hochgekrempelt und rin ins Wasser... naß war das vielleicht… und so auf nüchternen Magen ins kalte Wasser, da gehört schon Mut dazu, wo... wo... wo ich doch nicht mal schwimmen kann.“ Er machte eine weit ausholende Handbewegung: „Alles, was hier herumliegt, habe ich herausgefischt! So war es! Fundsachen sind das! Fundsachen, meine He... He... Herren! Als ob ich Schnaps mausen würde, ich der Sohn... der Enkel von...“

    Er brachte es nicht mehr über die Lippen. Ohne weiter auf die beiden Beamten zu achten, ließ er sich nieder und begann zu singen... Und singend verstaute man ihn, einschließlich aller Flaschen, in den Streifenwagen. Er hörte erst auf zu singen, als man ihm erklärte, warum seine Geschichte nicht stimmen konnte...

    Und jetzt auf gepaßt: Wer es nicht schafft, anhand des Textes herauszufinden, warum der Schnaps-„Finder“ ein Schnapsdieb war, der sollte sich der zweiten Hilfestellung zuwenden, nämlich dem Bild. Hier wird es ganz klar, warum die Geschichte des königlich-bayerischen Hoflieferantenenkels eine Lügengeschichte war.

Fall 47: Goldaale aus Schlutup

    Die Vorgeschichte:
    In der Nacht vom 27. zum 28. Juni brachen unbekannte Diebe in eine große renommierte Fischräucherei in einem Lübecker Vorort ein.
    Interessanterweise kümmerten sie sich weder um den Tresor noch um die Kasse. Ja, sie verschmähten selbst den teuersten Lachs und ließen auch die zufällig liegengebliebene Geldbörse des Inhabers liegen.
    Sie stahlen 19 Kilogramm feinste Schlutuper Goldaale, und eine Lübecker Zeitung überschrieb die Berichterstattung zu diesem Fall mit der Schlagzeile:
    DIE FEINSCHMECKER-SAGE

    Die Hauptgeschichte:
    Zwei Tage später.
    Es war ein Sonnabend, und man schrieb den 30. Juni. In einer Stadt, fünfzig Kilometer vom Tatort entfernt, lud Lars Kellemann vierzig Freunde und Bekannte zu seinem fünfzigsten Geburtstag ein.
    Alle Eingeladenen kamen, denn alle Eingeladenen wußten, daß es sich bei Lars Kellemann gut feiern ließ. Seit Jahr und Tag waren seine Feiern, seine Feten und Partys bekannt und begehrt. Das lag nicht nur an der Ausstrahlung des charmanten Gastgebers, das lag auch daran, daß Kellemann eine Vorliebe für exquisite Leckerbissen hatte.
    Kurz vor 19 Uhr, ein jeder war schon auf das Abendessen gespannt, erhob sich Lars Kellemann. Mit einem abgezirkelten Handzeichen bat er um Aufmerksamkeit und begann mit feierlicher Miene:
    „Meine Freunde, liebe Gäste. Keine Platte mit fünfzehn Salaten, keine bunt angemalten Hummer, keine Pekingente und keine Spanferkel vom Grill warten diesmal darauf, verzehrt zu werden. Nein, liebe Freunde, heute habe ich etwas anderes zu bieten. Etwas ganz und gar anderes. Etwas, das sogar der wundervollsten königlichen Festtafel zur Ehre und Gaumenfreude gereichen würde.“
    Hier verstummte Lars Kellemann und ließ seine Blicke über die stumm verharrende Gästeschar gleiten. Aller Augen hingen mit unverhohlener Neugier an ihm, ja, fast sah es aus, als hielten vierzig festlich gekleidete Damen und Herren den Atem an. Und alle beschäftigte wohl die gleiche Frage: Was würde Kellemann diesmal auffahren lassen? Was war einer königlichen Festtafel würdig?
    Vielleicht gespickte Wildente mit Ananas und Rosinen?
    Wildschweinbrust mit Kastanien und saurer Sahne?
    Vielleicht indische Kobra in Aspik?
    Oder mongolische Schneegänse mit Pfirsichen gefüllt?
    Oder gar ein nach persischer Art gebeizter Hammelrücken mit Korinthen, Weintrauben und
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