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Das Kartengeheimnis

Das Kartengeheimnis

Titel: Das Kartengeheimnis
Autoren: Jostein Gaarder
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Denn ich wußte doch, daß Du eines Tages nach Dorf kommen würdest.
    Ich habe das Buch auf einer normalen Schreibmaschine geschrieben. Es war ganz unmöglich, kleinere Buchstaben zu schreiben. Aber eines Tages gab es Maschinen, die das, was ich geschrieben hatte, kopieren konnten, bis es kleiner und immer kleiner wurde. Achtmal habe ich es kopiert, dann war die Schrift so klein, daß ich aus winzigen Bögen ein winziges Büchlein binden konnte. Und Du, mein Sohn, hast sicher vom Joker eine Lupe bekommen?
    Als ich die Geschichte niederschrieb, wußte ich nur die Sätze aus dem Jokerspiel, an die der Bäcker-Hans sich noch erinnern konnte. Doch gestern bekam ich einen Brief, darin stand das ganze Jokerspiel – er kam natürlich vom Joker.
    Sowie Du hier in Dorf gewesen bist, werde ich Line anrufen – vielleicht können wir uns eines Tages doch noch alle treffen.
    Ach – wir Bäcker in Dorf sind alle Joker, die eine phantastische Geschichte weitertragen. Und diese Geschichte darf nie Flügel bekommen wie andere Geschichten. Aber wie alle Joker – in großen wie in kleinen Patiencen – müssen wir den Menschen erzählen, was die Welt für ein unbegreifliches Abenteuer ist. Wir wissen, daß es nicht leicht ist, den Menschen die Augen zu öffnen, damit sie sehen, daß die Welt groß und ziemlich unbegreiflich ist. Und solange sie nicht sehen, daß das, was offen zutage liegt, ein Rätsel ist, so lange ist die Welt noch nicht reif, von Frodes Patiencekarten und der magischen Insel zu hören.
    Einmal – im Morgenland wird es sein – darf die ganze Welt von meinem Brötchenbuch erfahren. Bis dahin müssen jedes zweiundfünfzigste Jahr ein paar winzige Tropfen Purpurlimonade ausgeschenkt werden.
    Und noch etwas darfst Du nicht vergessen: Der Joker ist auf der Welt geblieben. Selbst wenn alle Karten in der großen Patience einmal blind sein werden, er wird dennoch nicht den Glauben daran verlieren, daß einigen Menschen die Augen geöffnet werden können.
    Und nun leb wohl, mein Sohn! Vielleicht hast Du im Land im Süden schon Deine Mama gefunden. Und eines Tages, wenn Du erwachsen bist, kommst Du hierher nach Dorf.
    Die letzten Seiten in diesem Brötchenbuch sind die Aufzeichnungen des Jokers vom großen Jokerspiel, das alle Zwerge auf der magischen Insel vor vielen, vielen Jahren aufgeführt haben.



Das Jokerspiel
    Silberbrigg ertrinkt in wütender See. Seemann wird an Insel gespült, die immer nur wächst. Brusttasche verbirgt Kartenspiel, das in der Sonne trocknen soll. Dreiundfünfzig Bilder sind jahrelang Gesellschaft für Glasbläsermeistersohn.
    Ehe die Farben verblassen, werden dreiundfünfzig Zwerge in der Phantasie des einsamen Seemannes gegossen. Seltsame Figuren tanzen im Bewußtsein des Meisters. Wenn der Meister schläft, leben die Zwerge ihr eigenes Leben. Eines schönen Morgens klettern König und Bube aus dem Kerker des Bewußtseins.
    Die Phantasien springen aus dem schaffenden Raum in den geschaffenen Raum. Die Figuren werden aus dem Jackenärmel des Zauberkünstlers geschüttelt und entdecken sich selber quicklebendig in der Luft. Phantasien sehen schön aus, haben aber alle, bis auf einen, den Verstand verloren. Nur einziger Joker im Spiel durchschaut Blendwerk.
    Glitzergetränk lähmt Jokers Sinne. Joker spuckt Glitzergetränk aus. Ohne Lügenserum denkt der kleine Narr klarer. Nach zweiundfünfzig Jahren kommt Schiffbrüchigenenkel ins Dorf.
    Wahrheit liegt in Karten. In Wahrheit hat Glasbläsermeistersohn seine eigenen Phantasien zum Narren gehalten. Phantasien veranstalten phantastischen Aufruhr gegen Meister. Bald ist Meister tot, und die Zwerge haben ihn ermordet.
    Sonnenprinzessin findet Weg zum Meer. Magische Insel wird von innen zerstört. Die Zwerge haben schlechte Karten. Bäckersohn entkommt, ehe Märchen zusammenstürzt.
    Narr verschwindet zwischen schmutzigen Lagerhäusern. Bäckersohn flieht ins Gebirge und wohnt in abgelegenem Dorf. Bäcker verbirgt Schätze von magischer Insel. In den Karten liegt, was geschehen wird.
    Dorf nimmt verlassenen Knaben auf, der seine Mutter durch Krankheit verloren hat. Bäcker gibt ihm Glitzergetränk und zeigt ihm die schönen Fische. Knabe wird alt und weißhaarig, aber vor seinem Tod kommt unglücklicher Soldat aus Land im Norden. Soldat hütet Geheimnis der magischen Insel.
    Soldat weiß nicht, daß geschorene Frau schönen Knaben bekommt. Knabe muß zur See gehen, weil er Sohn des Feindes ist. Seemann heiratet schöne Frau, die einen Jungen
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