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Das Karrieremacherbuch

Das Karrieremacherbuch

Titel: Das Karrieremacherbuch
Autoren: Svenja Hofert
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nichts darunter vorstellen kann. In Unternehmen, vor allem in Konzernen arbeiten, ist etwas Schönes, Internationales, insgesamt Prestigeträchtiges. Also belächeln manche Unternehmensbewerber »die anderen«, die im Mittelstand, der Verwaltung oder bei Behörden arbeiten wollen, oft als Schlechterleister. Werdende Lehrer etwa werden schnell als ebenso leistungsschwach abgestempelt wie jene, die auf ein Arbeitsleben im vermeintlichen Beamtenschongang abzielen. Übrigens durchaus auch von den Personalabteilungen der Unternehmen. »Wenn Sie ein Jahr in der Arbeitsagentur gearbeitet haben, sind Sie für uns verbrannt«, sagte der Personalleiter eines Konzerns einer Kundin, die sich mangels anderer Jobalternativen in Wirtschaftskrisenzeiten über ein Angebot als Arbeitsvermittlerin bei der Bundesagentur für Arbeit freute. Besser weitersuchen und zur Not Hartz IV beantragen, riet er. Ganz schön unflexibel von den Unternehmen. Wie war das noch mit der Flexibilität, die alle so hochhalten?
Karriere-Zombies
    Wer ist gut, wer besser? Manche Psychologen diagnostizieren, dass bei dieser ganzen Leistungsmaschinerie die Persönlichkeitsentwicklung auf der Strecke bliebe. Durch das derzeitige System entstünden lauter »Zombies«, deren einziger Lebensinhalt Leisten und Arbeiten sei, formuliert es eine mir bekannte Psychotherapeutin. Bricht die Arbeit weg, so auch der Lebensinhalt und damit der komplette Persönlichkeitskern. Was bleibt, ist eine leere Karrierehülle, die ohne den Lebensinhalt »fester Job« keine Antwort finden kann auf Fragen wie: »Wer bin ich?«, »Was will ich?« und »Was macht mich zufrieden?« Keine sehr schöne Vorstellung.
    Und eine vermutlich kostspielige Entwicklung für unsere Gesellschaft und für die Krankenkassen, die bereits jetzt mit immer mehr psychischen Erkrankungen konfrontiert werden. Erst recht keine gute Aussicht für eine künftige Arbeitswelt, die unter anderem durch »unterbrochene Erwerbsbiografien« gekennzeichnet sein wird. Auf Deutsch: Zeitweise Arbeitslosigkeit, Kündigungen und Neuorientierungen werden normal sein. Das setzt ein stabiles Selbst, eine feste Persönlichkeit voraus. Doch Karriere-Zombies, denen die Arbeit entzogen wird, geht damit automatisch auch das Selbstbewusstsein verloren. Die gegenwärtige Entwicklung passt also nicht zu dem, was in Zukunft von uns erwartet wird.
    Diktatur des Leistungsprinzips
    Wenn das Nicht-Erreichen der eigenen Planziele als persönlicher Misserfolg interpretiert wird, fängt das Dilemma an. Oft erlebe ich Menschen, die die Absage auf eine Bewerbung als Ablehnung ihrer eigenen Person, ihres Lebenslaufs begreifen. Person und Lebenslauf – beides fließt ineinander, wird eins. Völlig irrational. Und ganz schön schädlich. Denn Menschen, die sich nur über ihren beruflichen Werdegang oder ihre Arbeit definieren, sind leere Hüllen, Zombies eben. Entzieht man ihnen den Inhalt, durch den sie sich selbst definieren, verlieren sie Lebenssinn und Selbstbewusstsein. Siehe Adolf Merckle. Der Unternehmer warf sich vor den Zug, als er sein Lebenswerk, seine Firma, gescheitert sah. Derzeit ist so ein krasses Handeln exotisch. Doch wenn die Generation Planwirtschaft sich nicht gegen die Diktatur des Leistungsprinzips wehrt, wird es ganz schnell zur Normalität. Für die Wirtschaft und die Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft kann das nur negative Folgen haben. Denn: Wer sich mit Planungswut, Zukunftsangst und Unsicherheit selbst einschränkt, kann nicht erfolgreich sein. So jemand wird beeinflussbar, angepasst und kann sich und seine Überzeugungen nicht durchsetzen. Im schlimmsten Fall, weil er gar keine hat.
    Gut sein wird zur Norm
    Alle müssen gut sein. Der logische Schluss daraus ist, dass Gutsein in Zukunft kein Unterscheidungskriterium mehr sein wird. Wenn auch andere einen guten Abschluss gemacht haben, ist »gut« Massenware. Das Gute ist die Norm. Mit der Internationalität und den Sprachkenntnissen sieht es dann ähnlich aus. Je mehr Bewerber auf dem Arbeitsmarkt gute Noten haben, im Ausland waren und Englisch sprechen, desto unwichtiger werden diese Kriterien. Welche Shampooflasche kaufen Sie, wenn alle das Gütesiegel der Stiftung Warentest haben? Wahrscheinlich die mit dem sympathischsten Geruch, dem hübschesten Äußeren. In erster Linie aber die, die Ihnen ein guter Freund oder Bekannter empfohlen hat.
    Spätestens dann kommt eine Tatsache ins Karrierespiel, die nicht in den Lehrplänen steht: Es geht darum, dass andere einen
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